Die Wahrheit befreit

Ostern ist das höchste christliche Fest. Wir feiern dann die Auferstehung des Osterhasen, der daraufhin bunt bemalte Eier legte – einige davon auch aus Schokolade – und diese versteckte. Oder wie ging das doch gleich wieder?

Die Weihnachts- und Ostertage verbinden drei Dinge: Geburt, Tod und Auferstehung Jesu Christi. Die beiden Feste verbindet aber noch etwas: Viele feiern sie heute zwar immer noch, tun dies aber mittels Bräuchen und Ritualen, die wenig mit dem eigentlichen Fest-Anlass zu tun haben, an den viele ohnehin kaum mehr denken.

Un-christliche Weihnachtsbräuche

An Weihnachten schmücken viele einen meist aus Skandinavien importierten Nadelbaum, genannt Christbaum, der doch so irgendwie gar nichts mit der Weihnachtsgeschichte zu tun hat. Zu all dem kommt noch ein Durcheinander bezüglich Personen sowie deren Taten und Utensilien hinzu.

So gibt es je nach Region den Samichlaus, den St. Nikolaus, den Weihnachtsmann und das Christkind. Irgendwie bringen alle irgendetwas mit, die einen etwas früher im Dezember, die anderen etwas später.

Und der eine von ihnen kommt mit einem Esel aus dem tiefen, dunklen Wald, begleitet mit ein paar Furcht einflössenden, schwarz gekleideten «Bodyguards» namens Schmutzlis, und der andere kommt mit seinen Rentieren vom Nordpol herunter und angelt sich durch die Kamine in die Stuben.

In unseren Breitengraden beschenkt man sich an Weihnachten. In den südlichen Ländern ist dies eher am Dreikönigstag der Fall. Der Grund liegt darin, dass nach dem julianischen Kalender der 24. Dezember auf den 6. Januar, also den Dreikönigstag fällt.

Es ist heute üblich, dass wir die Jahreszahl nach dem Geburtsjahr von Jesu Christi richten. So leben wir heute im Jahr 2010 nach dessen Geburt. Trotzdem beginnt das neue Jahr nicht etwa an dessen Geburtstag, also Weihnachten, sondern erst eine Woche später.

Un-christliche Osterbräuche

Sie sehen, es ranken sich viele unlogische Begebenheiten ums Weihnachtsfest. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die Erinnerung an die Geburt Jesu Christi an sich.

So ist es auch mit Ostern. Man könnte nämlich wirklich glauben, dass der Osterhase an diesem Tag auferstanden wäre und dann ein paar bunt bemalte Eier in ein verstecktes Nest legte… Auch die Werbung, so flott sie daherkommt, enthält gar nichts von der österlichen Botschaft, dafür aber den Osterhasen in Schokoladen-Form, wie der nachfolgende Spot zeigt:

Viel hat die Art und Weise, wie die meisten von uns heute Ostern feiern – «Eier-Tüschete» inklusive – nichts (mehr) mit Ostern zu tun. Würden die Medien nicht alljährlich zu Ostern vom Papst berichten, würden wohl einige ganz vergessen, dass es sich um ein christliches Fest handelt…

Christlich gleich westlich?

Ob und wie hierzulande christliche Feste gefeiert werden, und ob dabei auch noch an die ursprüngliche, christliche Bedeutung gedacht wird, war bis vor kurzem auch nicht so wichtig.

In der Zwischenzeit haben wir eine Anti-Minarett-Initiative hinter uns. Sie hat dazu geführt, dass viele sich auf die abendländische, christlich geprägte Kultur berufen hatten. «Wir leben hier doch bei uns» war eine häufig gehörte Aussage und meinte eben genannte Kultur.

Sich auf eine Religion zu berufen hat nichts Verwerfliches. Wenn aber nicht bloss Heuchelei gewesen sein soll, was man vor der fraglichen Abstimmung von einigen Initiativbefürwortern zu hören bekam, dann sollten christliche Feste wie eben Weihnachten und vor allem Ostern in dieser ach so christlich geprägten wir-leben-hier-doch-bei-uns-Kultur wieder höher gehalten werden.

Dann sollte man konsequenterweise aber auch mit Bräuchen abfahren, die so gar nichts mit einem christlichen Fest zu tun haben. Dazu gehört der Osterhase genauso dazu wie Nikolaus von Myra, welcher hierzulande noch heute als «Erziehungsmassnahme» missbraucht wird – ausgerechnet er, der Schutzpatron der Kinder…

Nicht so wahrheitsverpflichtet

Die offiziellen Kirchen haben sich in der Vergangenheit nie besonders hervorgetan, der Wahrheit nachzugehen und die Dinge richtig zu stellen. Sie lassen es zu, dass heutzutage an Ostern wohl mehr Menschen an Osterhasen und ans Eiersuchen denken als an die Auferstehung Jesu Christi.

In diesem Umfeld, in welchem man derart un-christliche Weihnachts- und Osterbräuche während Jahrhunderten zulässt, in welchem man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und sich folglich auch nicht sonderlich stark für diese Wahrheit einsetzt, in eben diesem Umfeld kann es auch nicht überraschen, wenn man es auch bezüglich sexuellen Missbrauchsfällen nicht so genau nimmt.

Der Papst schweigt dazu. Er – und die Peiniger der betroffenen Opfer – scheinen die Worte Jesu Christi vergessen zu haben: Die Wahrheit befreit. Immerhin denkt man «an der Basis» anders. Doch hören Sie selbst:

Es ist mehr als mutig, gerade beim «Wort zum Sonntag» vor Ostern die Missbrauchsfälle und deren Todschweigen zu thematisieren. Chapeau! Vielleicht sollte sich auch der Papst genau diese Worte anhören…

Glauben leben – statt als Vorwand missbrauchen

Viele sprechen von Weihnachten und meinen das sich-gegenseitige-Beschenken – und eben nicht die Geburt Jesu Christi.

Viele sprechen von Ostern und meinen den Osterhasen und das Eiersuchen – und eben nicht die Auferstehung Jesu Christi.

Das mag alles in Ordnung sein. Aber – da die Wahrheit befreien soll – sollte man die Dinge beim richtigen Namen nennen und nicht immer einen Glauben vorschieben, nach welchem viele der hiesigen «Christen» nicht (mehr) leben.

Missbrauchen wir alle, ob Christen oder nicht, den christlichen Glauben nicht für unsere aktuelle, westliche Weltanschauung und unsere aktuellen westlichen Moralvorstellungen, welche beide zwar immer noch, aber eben nur noch teilweise von diesem Glauben geprägt sind.

Das gilt auch für den «Oberhirten» im Elfenbeinturm zu Rom, der selber nicht lebt, was er predigen und damit dem christlichen Glauben enorm schadet. Ein nicht-religiöses Oberhaupt hätte ob dem Todschweigen von sexuellen Missbrauchsfällen schon längst zurücktreten müssen…

Wie auch immer: Fröhliches Irgendwas!

5 Antworten auf „Die Wahrheit befreit“

  1. Lieber Titus. Auch ein so differenziert denkender und schreibender wie du, tappt gelegentlich in die Wir-Falle. Mit Wir-machen-….-Sätzen unterstellst du deinen Mitmenschen zu denken, was du denkst, sie denken. Ueber konsumorientierte Auswüchse an Festen, auch nicht-religiösen wie Muttertag etc., wird ja schon zur genüge geklagt.
    Weihnachten und Ostern sind wohl einfach von der Kirche umgedeutete, viel ältere Feste zum kürzesten Tag und zum Frühlingsbeginn, die es anderswo noch immer, ohne religiösen Bezug, gibt. Und als solche betrachte ich sie heute wieder.
    Die Aufklärung und der Humanismus, die wohl unsere westliche Kultur prägen, sind nun mal im christlichen Abendland entstanden und auch ich neige manchmal dazu, einfach von christlicher Kultur zu sprechen. Aber auch was sich christlich nennt, ist nicht immer aufgeklärt. Auch die katholische Kirche ist es nicht durchwegs.

  2. Besten Dank für den Hinweis. Asche über mein Haupt! Ich hab’s entsprechend korrigiert und die gedruckten Exemplare eingestanzt 😉

    Und nächste Woche feiere ich das Schoko-Hasen-Fest. Dann gibt’s die zudem zu einem Spottpreis…

  3. Vorsichtshalber habe ich nächste Woche eine Vegiwoche, sprich Gemüse, Salat und Früchte, eingeplant. So sollte ich um die Versuchung, Halbpreisosterhasen zu kaufen, herumkommen.

  4. Deine Wahrnehmung von einem immer unchristlicher werdenden „christlichen Abendland“ teile ich leider auch und versuche mich den Degenerationen zu entziehen. Kinder haben noch eine viel unverdorbenere Wahrnehmung als wir Erwachsenen. Die Schokohasen-Werbung der Migros fanden meine jedenfalls einfach nur doof und blöd und schüttelten dazu die Mundwinkel verziehend den Kopf. Das nächste Jahr wollen sie höchstens noch einen kleinen Hasen. Die Schokoflut ist ihnen einfach zu viel.

    Weder der Heilige Nikolaus noch der Weihnachtsmann haben etwas mit Weihnachten zu tun – der Weihnachtsmann noch viel weniger als der Nikolaus. Siehe hierzu auch mein Beitrag zum 6.12.2008 Samichlaus als Vorbote von Weihnachten.

    Die perfekte Perversion von Weihnachten ist für mich, unter einem geschmückten Tannenbau das Lied „Oh Tannenbaum“ anzustimmen und des Baumes „grüne Blätter“ zu besingen.

    Es wäre aber falsch, allen Christen Dummheit, Heuchelei oder Unchristlichkeit zu unterstellen. Viele lehnen die degenerierten Zeiterscheinungen ab, ohne öffentlich ein grosses Theater daraus zu machen. Schliesslich ist Religion etwas sehr Persönliches und wird von einem wirklich aus tiefster Seele gläubigen Menschen nicht öffentlich zur Schau getragen.

    Das Einzige, das die „westliche Weltanschauung“ (man möge mir diese Pauschalisierung verzeihen) und die christliche Religion heute noch verbindet, ist dass das Wertesystem des Christentums die Basis unserer westlichen Kultur darstellt. Hier kann ich aber beim besten Willen keinen Religionsmissbrauch feststellen.

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