Greift sie an, die Aschewolke!

Der Bundesrat hat gestern – im dritten Anlauf – den Entwurf des Sicherheitspolitischen Berichts verabschiedet. Aufgrund eines aktuellen Ereignisses ist dieser aber bereits wieder überholt…

Auf 84 Seiten geht es um Sicherheit und zwar um die Sicherheit der Schweiz. Von A wie Abrüstung bis Z wie Zivilschutz wurde alles im Entwurf des Sicherheitspolitischen Berichts (SIPOL) zu Handen der Bundesversammlung abgehandelt – oder fast alles.

Naturkatastrophen kennen keine Grenzen

Denn eines ging vergessen: Vulkanausbrüche irgendwo im fernen Island, deren Aschewolken in Europa den halben Flugverkehr lahm legen können:

Zwar werden im SIPOL auch «naturbedingte Katastrophen und Gefahren» berücksichtigt, zu welchen man einen Vulkanausbruch und dessen Aschewolke durchaus zählen kann.

Aber: «Naturkatastrophen umfassen in der Schweiz Erdbeben, Stürme, Überschwemmungen, Lawinenniedergänge, Trockenheit und Waldbrände.» An Naturkatastrophen im Ausland, welche die Schweiz auch beeinträchtigen könnten, scheint man gar nicht gedacht zu haben, denn darüber findet sich nichts im jüngsten Entwurf.

Erinnern Sie sich noch daran, als Mitte März dieses Jahres der Armeechef André Blattmann eine Gefahrenkarte präsentierte, die für ziemlichen Wirbel sorgte, insbesondere weil Griechenland als Bedrohung eingestuft wurde? Diese fiktive Karte mit den «Bedrohungen/Risiken für die Schweiz» sah so aus:

(Quelle: SF)

Wie unschwer zu erkennen ist, findet sich darauf nicht einmal Island, dafür aber der Iran (und Israel ist nicht als Atommacht eingezeichnet).

Keine Fiktion, sondern Realität ist die nachfolgende Karte bezüglich Vulkanasche gemäss «Volcanic Ash Advisory» in Londen (Stand: 16.04.2010, 00.30 h):

(Quelle: metoffice.com)

Papiernachschub gewährleistet

Fazit: Bundesrat Ueli Maurer und sein Chef der Armee können ihre Berichte und Karten gleich wieder dem Altpapier zuführen. Staub zu Staub, Vulkanasche zu Vulkanasche.

Immerhin: Im luzernischen Perlen wird trotz weiterer «Strukturbereinigungen» in der Medienlandschaft eine neue Papiermaschine gebaut:

Dem Vorsteher des VBS steht somit noch lange viel Papier zur Verfügung – sofern er bereit ist, seine Berichte in Zukunft auf Zeitungspapier zu drucken. Das ist auch billiger, womit schliesslich auch mehr Geld für neue Kampfflugzeuge übrig bleibt. 😉

Was die bis anhin unberücksichtigte Bedrohung in Form einer Aschewolke betrifft, so sind wir doch schon längst dafür gewappnet: Dank Pandemie-Vorbereitungen verfügen wir schliesslich alle über mindestens 50 Atemschutzmasken.

Zudem hat uns Bertrand Piccards «Solar Impulse» kürzlich gezeigt, dass man auch nur mit Sonnenenergie und ohne Triebwerke fliegen kann. Dem nächsten Weihnachtsbummel in New York steht somit auch nichts im Wege…

Jetzt fragt sich nur noch: Wer braucht eigentlich noch einen auf 10 bis 15 Jahre angelegten Sicherheitspolitischen Bericht, welcher heute schon so alt ist wie die Zeitung der Blog-Beitrag von gestern?

P.S. Sich im Umgang mit Unvorbereitetem zu üben wäre vielleicht sinnvoller statt sich immer alle möglichen Sicherheitsszenarien auszudenken, die dann eh nicht eintreten…

6 Antworten auf „Greift sie an, die Aschewolke!“

  1. P.S. Sich im Umgang mit Unvorbereitetem zu üben wäre vielleicht sinnvoller statt sich immer alle möglichen Sicherheitsszenarien auszudenken, die dann eh nicht eintreten…

    @Titus
    Sicherheitsszenarien, die nicht eintreten? Meinst du vielleicht Schreckensszenarien, die nicht eintreten und Sicherheitsvorkehrungen, die nicht benötigt werden. Ich bin jetzt grad es bitzeli verwirrt…

    Meine Ideen, um sich in solchen Situationen zu üben wären: Eutoniestunden, Progressive Muskelrelaxation, Mantragesangsstunden … 😉

  2. Nach dem Vorfall mit dem Vulkanausbruch auf Island zeigt es sich, dass meine Blog URL doch nicht so falsch ist. Fast der ganze Flugverkehr ist lahmgelegt, es ist Zeit zu erwachen. Woher kommen diese Umweltkatastrophen in letzter Zeit, wie Mega Winter, Vulkanausbrüche, etc. Wir sollten langsam auf unsere Umwelt achtgeben. Wir haben nur die eine Umwelt.

  3. @ Hausfrau Hanna
    Ich meinte damit, dem Unvorbereiteten mehr auf der mentalen Ebene entgegenzutreten statt zu glauben, wir könnten immer alles auf der materiellen Ebene «beseitigen». Etwas ausführlicher dazu wird sich der nächste Beitrag (morgen Sonntag) beschäftigen.

    @ hawthorne
    Ich würde den Ausbruch des Eyjafjallajökull (so heisst der eigentlich, nur kann das kein Tagesschau-Sprecher aussprechen…) nicht unbedingt der menschlichen Unachtsamkeit gegenüber der Umwelt zuordnen. Hier geht es um Spannungen innerhalb der Erdkruste, auf welche der Mensch meines Wissens bisher eher wenig Einfluss nahm (unterirdische Atomtests ausgenommen).

    Oder aber ich sehen den Zusammenhang zwischen diesem Vulkanausbruch und dem menschlichen Verhalten auf die Erdkruste nicht?

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