Umfrageergebnis zu «Haben Sie einen Vogel?»

Die vor drei Tagen lancierte Umfrage «Haben Sie einen Vogel?» förderte Ergebnisse zu Tage, welche die Schweiz in ihren Grundwerten nachhaltig erschüttern wird. Doch lesen Sie selbst…

Natürlich werden die Ergebnisse die Schweiz nicht in ihren Grundwerten erschüttern, denn Sie haben ja selber gemerkt, dass die Fragen – und die Antworten – nicht ganz ernst gemeint waren.

Doch selbst wenn beides, Fragen und Antworten, seriöser formuliert worden wären, wäre das Ergebnis nicht korrekter. Schon die erste Frage, ob der Teilnehmende denn einen Vogel hätte, lässt vermuten, dass eine Allgemeinheit angesprochen wird. Ob die hier Mitlesenden und vor allem die Teilnehmenden wirklich die Allgemeinheit repräsentieren, ist doch mehr als fraglich.

Suggerieren einer «Volksmeinung»

Auch die bereitgestellten Antworten geben nicht unbedingt die Meinung der Teilnehmenden wieder. Würde man gar keine Antworten vorgeben, käme wohl etwas ganz anderes bei dieser Umfrage heraus. So überrascht es ja auch nicht, dass je 50 % der Teilnehmenden meinten, sie hätten manchmal oder immer einen Vogel. Ein Nein stand nämlich gar nicht zur Verfügung… 😉

Solche Umfragen sind zurzeit mehr denn je Mode, insbesondere auf Nachrichten-Websites von Gratis-Zeitungen. Doch selbst SF Tagesschau schreckt nicht davor zurück, immer wieder derartige Umfragen zu lancieren und daraus gar noch einen redaktionellen Artikel zu verfassen. Dabei wird dann eine «Volksmeinung» suggeriert, die eben keine ist.

Denn jene Teile der Bevölkerung, welche keinen Internet-Anschluss haben (ja, das gibt’s noch), bleiben von einer solchen Umfrage ausgeschlossen. Und: Die Ergebnisse einer Umfrage werden nicht automatisch korrekter, je mehr teilnehmen. Allenfalls manifestiert sich dadurch nur eine Meinung innerhalb der Internet-Gemeinde. Immerhin: SF Tagesschau deklariert normalerweise ihre Umfragen klar als «nicht repräsentativ». Das ist aber nicht auf allen Websites mit derartigen Umfragen der Fall.

Unprofessionell

Zurzeit läuft auch auf «20 Minuten» wiederum eine solche Umfrage unter dem Kontext der Anschläge gegen Personen von Pharmaunternehmen respektive unter dem Kontext der Tierversuche.

Unter den 12 Fragen befindet sich auch die Frage, ob der Teilnehmende Vegetarier ist. Diese Frage lässt vermuten, dass jemand auf der Redaktion wohl Vegetarier und der Überzeugung ist, sie, die Vegetarier, wären die besseren Tierfreunde…

Sollte das persönliche Essverhalten tatsächlich relevant sein, dann dürfte man nicht nur die Frage nach Vegetariern stellen, sondern auch jene nach Veganern. Und warum nicht auch gleich noch die Bio-Frage nachschieben?

Sie merken, die Art und Weise wie solche Umfragen gemacht werden, hat schon etwas Dillethantisches…

Der absolute Renner ist jedoch die Frage, ob der Teilnehmende auch schon an einer Tierbefreiungsaktion teilgenommen hätte. Diese Frage ist dermassen grotesk (sind wir denn ein Volk von Tierbefreiern?), dass man darauf gar nicht ernsthaft antworten kann. Eine solche Frage stösst wohl die meisten so vor den Kopf, dass man hier am besten mit dem Gegenteil zur Wahrheit antwortet…

Ausnahmen bestätigen die Regel

Umfragen dieser Art mögen allenfalls im jeweiligen Umfeld zum jeweiligen Umfeld relevant sein, also wenn es zum Beispiel darum geht zu erfragen, ob Sie hier, in diesem Blog, X oder Y gut finden oder Sie hier mehr von X oder Y wollen. Allerdings erreicht man auch dabei wohl nie die gesamte Leserschaft.

Umfragen allgemeiner Natur gehören in jedem Fall in die Hände derer, die wissen, wie man die Fragen richtig stellt und die wissen, wie man eine repräsentative Allgemeinheit erreicht. Ansonsten werden Unwahrheiten noch zu Wahrheiten…

Den Teilnehmenden der hier durchgeführten Umfrage besten Dank, dass Ihr den Spass mitgemacht habt!

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