Der Tipp zum Sonntag: Feiertagsbewältigung

Weihnachten naht. Das verrät nicht nur der Kalender, das verraten vor allem auch die Gewerbetreibenden. Darum finden Sie hier einen kleinen Tipp, wie Sie diese Tage am besten bewältigen.

Gewerbetreibende, welche in diesen Tagen ihre Schaufenster noch nicht weihnächtlich dekoriert haben, sind spät dran. Die Meisten von ihnen sind jedoch schon soweit.

Auch die Gemeindebetriebe haben mehrheitlich die entsprechenden Arbeiten vorgenommen, um so ungefähr auf den ersten Advent hin, das ist nächsten Sonntag, den Schalter für die Weihnachtsbeleuchtung zu betätigen.

Und Sie, ja Sie haben sich wohl auch schon Gedanken gemacht, wem Sie dieses Jahr was schenken sollen. Festgelegt haben Sie sich wahrscheinlich noch nicht. Und das ist gut so. Denn das passt ausgezeichnet zum Tipp, den Ihnen hier an dieser Stelle die Augenreiberei exklusiv abgibt:

Verschieben Sie Weihnachten!

Sie müssen sich die Augen nicht reiben, denn Sie haben schon richtig gelesen: Verschieben Sie Weihnachten. Verschieben Sie auch gleich den Valentinstag, Ostern, Pfingsten, den Nationalfeiertag und die anderen mehr oder weniger beherzt gefeierten Feste.

Die Gründe für diesen Ratschlag liegen eigentlich auf der Hand, nur sehen wir sie nicht – oder ignorieren sie einfach:

1. Terminkonflikte

Alle diese Feiertage konzentrieren sich auf einen, wenn’s hoch kommt auf zwei Tage. Terminkonflikte sind daher schon vorprogrammiert, denn die Familien, mit denen man solche Feste normalerweise feiert, sind heute ziemlich komplexe Gebilde…

Nehmen wir den 25-jährigen Hans, der mit der 23-jährigen Lisa liiert ist. Hans’ Eltern sind genauso geschieden wie Lisas Eltern. Alle Elternteile leben ihr eigenes Leben, ein gegenseitiger Kontakt wird nur fürs Nötigste aufrecht erhalten. Wie soll das nun gehen mit dem Feiern, wenn alle mit allen irgendwie einmal (getrennt voneinander) zusammenkommen wollen?

Natürlich geht das auch noch komplizierter: Hans hat noch eine sechs Jahre jüngere Schwester, die noch beim Vater lebt. Der Vater ist liiert mit Hanna, die ihrerseits zwei Kinder hat und bei der Mutter leben. Eine richtig nette Patchwork-Familie. Nun viel Spass beim Organisieren der Feierlichkeiten, wenn jedes Elternteil einmal mit all seinen eigenen Kindern zusammenkommen will…

Deshalb: Verschieben Sie die Festtage auf einen x-beliebigen Tag. Das gibt mehr Flexibilität und Sie schlagen sich so den Bauch zwar gleich häufig, aber über einen längeren Zeitraum voll. Das ist gesünder, weil es weniger ansetzt 🙂 .

2. Geld

Achten Sie heute einmal auf die Preise und achten Sie einmal nach den Feierlichkeiten auf die Preise. Die Pralinés sind nach Weihnachten noch zum halben Preis erhältlich, genauso wie die Ostereier nach Ostern.

Das Gleiche gilt natürlich auch für die Blumen nach dem Valentinstag oder die Feuerwerkskörper nach dem Nationalfeiertag. Auch das zu diesem speziellen Anlass geplante Menü dürfte unmittelbar nach dem jeweiligen Feiertag günstiger zu kaufen sein.

Deshalb: Verschieben Sie die Festtage auf einen x-beliebigen Tag. Das spart viel Geld, welches Sie nächstes Jahr sowieso für die höheren Krankenkassenprämien brauchen könnten.

Was zählt, ist schliesslich nicht der Zeitpunkt, an dem Sie etwas schenken, sondern ob es von Herzen kommt. Aber das wissen Sie ja bestimmt.

Sie könnten die Festtage wie Weihnachten, Ostern usw. auch mit einem Geburtstag kombinieren. Das spart nochmals viel Geld, weil Sie nur einmal ein Festtagsmenü zubereiten müssen und weil Sie in jedem Fall nur ein Geschenk vorsehen müssen… 😉

Aber Vorsicht: Das Kombinieren von Feiertagen könnte bei Patchwork-Familien zu Problemen führen, siehe den oben stehenden Punkt 1.

3. Stress

Stress ohne den Faktor Zeit gibt es nicht, es liegt jedoch in der Natur der Festtage, dass diese genau diesen Faktor Zeit enthalten. So müssen Sie auf einen bestimmten Zeitpunkt hin das passende Menü zusammenstellen oder das passende Geschenk finden und einkaufen.

Dabei will Ihnen einfach nichts einfallen, gerade auch weil Sie unter Zeitdruck stehen. Unter dem Jahr hatten Sie ja unzählige Einfälle, nur jetzt will das mit der guten Idee einfach nicht klappen.

Sie möchten wahrscheinlich ohnehin etwas Sinnvolles schenken statt etwas, das nach kurzer Zeit wieder weggeworfen wird oder später nur abgestaubt werden muss. Der Bedarf für dieses Sinnvolle stellt sich aber nicht auf einen Festtag ein, schon gar nicht auf Weihnachten, sondern er tritt unter dem Jahr ein.

Deshalb: Verschieben Sie die Festtage auf einen x-beliebigen Tag. Das spart enorm viele Nerven. Zudem ist die Freude doppelt so gross, wenn man auf einen unerwarteten Zeitpunkt hin etwas geschenkt bekommt.

Schliesslich verpassen Sie wegen dem Wegfallen des Festessens keinen der tollen Filme im Fernsehen, welche jeweils an diesen Tagen gezeigt werden. 🙂

4. Arbeit

Auch an Feiertagen arbeiten einige, damit «der Karren» nicht ganz zum Stillstehen kommt. Viele Unternehmen begrüssen Mitarbeiter mit Handkuss, welche sich freiwillig zur Arbeit an Feiertagen oder zu Pikettdiensten melden.

Dabei herrscht an diesen Feiertage in vielen Bereichen tote Hose. Wer dann arbeitet, kann – je nach Branche oder Art der Arbeit – eine ruhige Kugel schieben.

Deshalb: Verschieben Sie die Festtage auf einen x-beliebigen Tag und gehen Sie stattdessen arbeiten. Ihnen wird dadurch ein relativ einfach zu bewältigender Arbeitstag angerechnet, den Sie dann beziehen können, wenn Sie den Feiertag nachholen und es wieder stressiger zu und her geht, weil wieder alle arbeiten.

5. Platz

Innenstädte sind nie so leer wie an solchen Festtagen. Selten haben Sie so die Gelegenheit, endlich einmal in Ruhe und ohne angerempelt zu werden durch die Innenstadt zu bummeln. Sie werden erstaunt sein, was sie alles entdecken!

Kirchen bieten hingegen unter dem Jahr ausreichend Platz dank unzähligen, leeren Sitzreihen. Die Wahrscheinlichkeit, in der hintersten Reihe stehen müssen, ist dann im Gegensatz zu den christlichen Feiertagen relativ gering.

Deshalb: Verschieben Sie die Festtage auf einen x-beliebigen Tag. Ihnen wird selten soviel Platz eingeräumt wie wenn Sie sich gegensätzlich zur grossen Masse verhalten.

Sie können die Festtagsverschiebung schon einmal an den kommenden Weihnachts- und Neujahrstagen erproben. Wenn Sie irgendwo eingeladen sind, kündigen Sie einfach zwei Tage zuvor telefonisch mit krächzender Stimme an, dass Sie an der Schweinegrippe erkrankt wären und Ihr Ehepartner aktueller Lebensgefährte Sie nun am Pflegen sei.

Mit mitleidenswerter Stimme fügen Sie am Schluss des Gesprächs noch hinzu, «dass wir das dann aber in zwei Wochen nachholen», lassen aber offen, wann Sie einen neuen Termin ansetzen wollen.

Auf diese Weise können Sie ja schon mal die Reaktionen Ihres Umfelds auf Ihr Fernbleiben an Weihnachten und/oder Neujahr testen. Sie werden überrascht sein, wie einfach das geht.

Wenn dieser ich-bin-krank-und-kann-leider-nicht-kommen-Anruf getätigt ist, können Sie sich am Festtag selbst ungestört vors Fernsehgerät klemmen und zum fünfzigsten Mal «Kevin allein zuhause» oder «The Day After Tomorrow» angucken – ausser Sie müssten dann arbeiten, siehe den oben stehenden Punkt 4.

Viel Erfolg beim Gegen-den-Zeit-und-Kommerz-Strom-schwimmen!

7 Antworten auf „Der Tipp zum Sonntag: Feiertagsbewältigung“

  1. Noch besser: Feiern sie keine christlichen Feiertage, sondern beschränken sie sich auf die naturnahen heidnischen oder auch „wissenschaftlichen“ Feiertage wie Wintersonnenwende (längste Nacht des Jahres). Zur Untermalung eignen sich die aufgestellten Dekorationen auch bestens (Tannenbäume als Symbol der hoffentlich wiederkehrenden fruchtbaren Zeit, Kerzen und Lichter als Symbol der Hoffnung, dass die Sonne uns wieder mehr besucht). Das Datum ist hier der 21. Dezember und kann auch mit einem Essen und vielleicht dem gemeinsamen Aufstellen von Kerzen in der Nacht bewältigt werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

  2. @ Bebilderer
    Herzlich Willkommen in der Augenreiberei!

    Auch Deine Bloghütte ist mit den einfachen und zugleich eindrücklichen Fotos aus dem Alltag eine gefreute Sache!

    @ Bebilderer / Ced
    Erstaunlich ist dabei ja, dass wir einen christlichen Feiertag zum Anlass nehmen, ihn jedoch mit heidnischen Symbolen wie Tannenbäume oder Ostereier ausstatten. Zudem hätte Ostern im christlichen Glauben mehr Bedeutung als Weihnachten, was jedoch in der breiten, öffentlichen Wahrnehmung eher umgekehrt ist.

    Darum überrascht es auch nicht, wenn sich kaum mehr jemand der christlichen Bedeutung bewusst ist. Und dann muten wir uns zu, über eine Sache wie Minarette abzustimmen, obschon wir kaum Ahnung haben übers hierzulande stärker verbreitete Christentum…

    Da schliesse ich mich gerne Ceds Idee an, die für alle gleich relevanten Tage wie eben die Sonnenwenden zu feiern. Aber am Oster- und Pfingstmontag hätt’ ich dann trotzdem bitte gerne frei… 😉

  3. Also einige Punkte kann man ja auch ohne gleich die Feiertage zu verschieben beherzigen.

    Zum Beispiel Geschenke kaufen oder anfertigen, sobald sie einem in den Sinn, bzw. im Laden ins Auge stechen. Dann stellt sich allerdings die Frage der Lagerung zu Hause.
    Oder der Bummel durch die leere Innenstadt nach Ladenschluss oder an einem Feiertag. Das ist wirklich erholsam, ausser man kriegt eins mit einem Hämmerchen auf den Kopf, dann handelt es sich um den (morgigen) Zibelemärit in Bern, aber das ist ja auch (noch) kein richtiger Feiertag.

    Bezüglich traditioneller Familienfeierlichkeiten:
    Eigentlich wäre ein ehrliches „ich habe heute keine Lust“ zu respektieren, aber wer riskiert schon gerne, dass die Kirche plötzlich ausserhalb des Dorfes steht, und schiebt so lieber eine Grippe vor? 😉

  4. Oder man könnte die Geschenkemacherei massiv reduzieren.

    Innerhalb der Familie haben wir das schon längst abgeschafft. Ich schenke allerdings einigen mir nahe stehenden Personen noch jeweils einen feinen, wärmenden Tee, passend zur Jahreszeit, und zwar weniger, weil’s Weihnachten ist, sondern vielmehr als kleine, jährliche Dankesgeste.

  5. Bei mir wird es einfach, Weihnachten fällt dieses Jahr so wie auch schon letztes Jahr aus. Denn das Ping-Pong-Spielchen zwischen den Behörden, Versicherungen und Gerichten, ist leider auch Ende dieses Jahres immer noch nicht vorbei und geht nun wohl nächstes Jahr in die dritte Runde.

    Zusätzlich zu den Schäden die bereits vorhanden sind, ist nun auch noch dazu gekommen, dass ich Anfang nächstes Jahres die Wohnung verliere und bis dann eine neue finden muss. Leider wird dies nicht so einfach sein, eher unmöglich, denn die Verzögerungen der letzten 2 Jahren führten zu vielen Betreibungen und somit vielen Eintragungen im Betreibungsregister, was die Wohnungssuche sicherlich nicht gerade einfacher gestaltet.

    Es wäre aber auch sonst keinen Versuch wert, denn ich warte nun auch schon fast 1 Jahr auf die BVG-Rente und kann seit nicht mal mehr die KK-Prämien zahlen, wie soll ich da also die Umzugskosten finanzieren können.

    So läuft es eben, wenn nur alles verzögert und hin und her geschoben wird, irgendwann erledigt sich der Fall dann von selber weil die Geschädigten dabei drauf gehen!

    Daher also dieses Jahr bei mir also wieder keine Weihnachten, dafür aber viel Zeit um meine „schwarzen Listen“ zu aktualisieren.

    🙁

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