Tragende Gesellschaft

Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit gehen die meisten von uns einer bestimmten Tätigkeit nach. Wir nehmen uns selber wahr als ein «gschaffiges» Völklein. Trotzdem kommen manchmal Zweifel darüber auf, wer wirklich unsere Gesellschaft trägt…

Die Banken- und Finanzbranche ist unter den Eindrücken der letzten zwei Jahre de facto keine tragende Säule unserer Gesellschaft: Statt die materiellen Errungenschaften des einfachen «Büezers» mindestens Wert erhaltend zu sichern, hat sie sich in der höchstmöglichen Wertvermehrung verrannt.

Dabei achtet sie artig darauf, selber in jedem Falle immer zu profitieren, egal wie sich die «Anlagestrategie» oder das Anlagevermögen entwickeln. Zugleich ist sie jedoch nicht bereit, irgendein Risiko mitzutragen.

In einer materiell orientierten Welt, welche sich vor allem in Form von Geld ausdrückt, kommt dieser Branche eine bedeutende gesamtgesellschaftliche und volkswirtschaftliche Rolle zu: Gingen die Vermögen des einfachen Arbeiters flöten, käme es wohl zu tumultartigen und nach Revolution anmutenden Szenen vor Banken und politischen Gebäuden…

Vor allem um Eigeninteressen bedacht

Gerade auch deshalb braucht es für diese Branche spezielle Regeln beziehungsweise Verhaltenskodex. Diese werden entweder vom Staat oder von den Finanzinstituten selber auferlegt.

Anzeichen dafür, etwas aus der Finanzkrise gelernt zu haben, gibt es zurzeit sehr wenige. Ebenso sieht sich diese Branche auch nicht in einer gesamtgesellschaftlich oder volkswirtschaftlich bedeutenden Rolle.

Erst wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, dann soll die Gesellschaft, die Volkswirtschaft, der Staat bitte schön diesen «Laden» retten. Dieser Gang zur letztmöglichen Instanz – so scheint es zumindest – erfolgte im Falle der UBS jedoch weniger aus volkswirtschaftlichen Überlegungen heraus als vielmehr aus Eigeninteresse.

«Too big to fail» ist einfach nur ein süffiges Argument seitens der Banken, um gerettet zu werden und ein (zu Recht geäusserter) Rechtfertigungsgrund seitens der politisch Verantwortlichen.

Dieses System und das Verhalten all jener, die unter dem Vorwand, viel Verantwortung zu tragen, einen entsprechend hohen Lohn erhalten, ohne dass sie wirklich Verantwortung übernehmen, ist – mit Verlaub – dekadent. Es mangelt in diesem bedeutenden Sektor an diesem ehrfürchtigen «Ding» namens Ethik.

Auch andernsorts

Schande über sie, könnte man nun meinen. Das mag vielleicht auch richtig sein. Trotzdem sollten wir uns nun nicht (nur) von diesen (Un)Taten blenden lassen, denn es gibt auch andere Bereich, die Anlass zum Nachdenken geben.

Schauen Sie sich dazu den folgenden «Einstein»Beitrag vom 7. Januar 2010 an:

Die im Beitrag erwähnte Ghostwriter-Firma Acad Write schreibt auf ihrer Homepage:

Du musst nicht alles wissen, um erfolgreich zu sein. Du musst nur wissen, wo du die Hilfe bekommst, die dich deinen Zielen näher bringt.

Das klingt gut und einleuchtend. Wer ein körperliches Leiden hat, muss schliesslich auch nicht über ein umfangreiches medizinisches Wissen verfügen, um dieses Leiden richtig behandeln zu lassen. Und wer einen tropfenden Wasserhahnen hat, muss auch nicht über das Wissen eines Sanitärinstallateurs verfügen, um das Tropfen abzustellen.

Es gilt auch hier das Motto: Du musst ja nur wissen, wo Du die Hilfe bekommst, die Dich Deinen Zielen näher bringen (das Leiden behandeln, das Tropfen abstellen, …).

Erkauftes Wissen

Die Sache hat nur einen Haken: Es ist der angehende Arzt, der danach fragt, wie man das Leiden behandelt und es ist der angehende Sanitärinstallateur, der danach fragt, wie man das Tropfen eines Wasserhahns abstellt und dafür solche diese Fragen beantworten lässt, welche eigentlich nicht die nötigen Qualifikationen haben – zumindest nicht auf dem Papier…

Wenn also diese angehenden Diplomträger selber nicht der Frage nachgehen, wie man etwas richtig behandelt oder erreicht, dann ist das dramatisch. Wie sagte doch einer der Studierenden sinngemäss: Viele wollen nur schnell abschliessen, ohne wirklich an der Materie interessiert zu sein. Auch da bleibt einem nicht nur die Spucke weg, sondern es bleibt vor allem jegliche Ethik auf der Strecke.

Und so fragt man sich, ob das Diplom an der Wand im Wartezimmer des Hausarztes, des Zahn- oder des Augenarztes, welche man an sich «herumdoktoren» lässt, auch nur «erkauft» ist oder ob diese Personen wirklich aus einer gewissen Berufung heraus ihrer Tätigkeit nachgehen – und von ihrem Fachgebiet auch wirklich eine Ahnung haben.

Natürlich beschränkt sich diese Frage nicht nur auf medizinische Berufe. Sie lässt sich beliebig auf andere Branchen mit mehr oder weniger weitreichenden Folgen ausweiten.

Gibt es noch mehr Seifenblasen?

Banker zocken ab, ohne sich einen Deut um die Folgen zu kümmern. Wissenschaftler plagiieren, ebenfalls ohne sich einen Deut um die Folgen zu kümmern.

Studierende – die Rede ist von einem Drittel – welche die zukünftige intellektuelle Elite dieses Landes sein wird, lassen für viel Geld andere in ihrem Fachbereich für sich arbeiten.

Wie werden diese ihren zukünftigen Alltag bewältigen, wenn sie schon während des Studiums nicht selber in der Lage sind – oder ihnen schlichtweg die Motivation dazu fehlt – selber eine Arbeit zu erledigen? Etwa auch indem sie andere für sich arbeiten lassen und damit die Anzahl nicht ehrlich arbeitender Wissenschaftler überbieten?

Natürlich wäre es falsch, nun einfach alle in den gleichen Topf zu werfen. Es hat uns aber schon zu beunruhigen, dass, wer so ohne Skrupel agiert und dabei unentdeckt bleibt (oder im Falle der Studierenden höchstens einen Verweis erhält und trotzdem den Abschluss schafft), wohl auch in Zukunft sich skrupellos «nach oben» arbeitet.

Lügen – im weitesten Sinne – haben aber kurze Beine, meint der Volksmund. So werden wohl nach dem Dot-com-Hype oder der Finanzkrise noch weitere grössere und kleinere Seifenblasen zerplatzen. Geprellt wird dabei immer der einfache Bürger.

Es bleibt die Frage, wer oder was denn schlussendlich diese Gesellschaft trägt, führt und zusammenhält, wenn es nicht jene sind, von denen dies die meisten von uns erwarten (oder glauben), die aber zunehmend ein «ungutes Gefühl» hinterlassen?

Tragende, «alltägliche» Persönlichkeiten

Vielleicht sind es nicht solche, die sich aus einer Position der Stärke heraus während Jahren einen Rang und Namen erschaffen können und es so zu einer Nominierung oder gar zu einer Kür zur Schweizerin oder zum Schweizer des Jahres bringen.

Sondern vielleicht sind es ganz einfache Menschen «von nebenan», die völlig unvorbereitet ein couragiertes Engagement an den Tag legen (müssen) und dafür eigentlich auch einen Preis verdient hätten.

Dazu gehören beispielsweise unzählige Generationen von Frauen, welche durch den historisch bedingten Machtanspruch des Mannes in der Mikro-Gesellschaft namens «Familie» immer schon eine tragende Rolle gespielt hatten – ohne dafür aber je gelobt worden zu sein. Unsere weiblichen Ahnen hatten es nicht einfacher als die männlichen, denn während man(n) in der Fremde irgendeinen Konflikt ausfoch, hatte frau zu Hause eine Familie über die Runden zu bringen.

Die Zeiten haben sich geändert. Dank so genannter Gleichberechtigung kommt der Frau heute auch mehr Beachtung zu. Unverändert geblieben ist jedoch, dass die bedeutendsten, tragenden Säulen immer noch jene der unbeachteten Mikro-Gesellschaften sind – so wie in diesem Fall hier (Leseempfehlung!).

Was wohl alles geschieht, wenn es diese tragende Säule in der heutigen globalisierten und in vielerlei Hinsicht überforderten Welt nicht mehr gäbe?

8 Antworten auf „Tragende Gesellschaft“

  1. Du siehst zwar die „Ungerechtigkeiten“, doch im herrschenden System (Debitismus) sind sie es nicht. Folgerichtig gelten wir „Untertanen“ in diesem Spiel, das schon sehr lange gespielt wird,lediglich als Haftungssubstrat für die Kreditgeldschöpfung. Eben: Melkvieh, was übrigens das lateinische Wort für Geld sehr schön ausdrückt: „pecunia“ leitet sich ab von „pecus“ für „Vieh“.

  2. Eine einigermassen ordentliche Antwort auf den Titel «Tragende Gesellschaft» zu verfassen, ist schon deshalb schwierig, weil der Begriff «Gesellschaft» abgeschliffen und unüberschaubar geworden ist und keiner weiss, was sie denn tragen sollte. Eine globale Annäherung könnte allenfalls sein:
    «Eine unüberschaubare Menschenmasse trägt sich selbst samt ihrer Infrastruktur und einer Administration, die sich weitgehend von ihr losgelöst hat.»

    Klug ist diese Variante nicht und der Sache kaum förderlich. Vielleicht bringt jedoch der Weg über eine absurde Narretei das Klügste …

    Zuzugeben, vom Titel überfordert zu sein, bedeutete, sich zum «einfachen Bürger» abstempeln zu lassen, der in der Unüberschaubarkeit der Masse immerhin klar definiert als der etwas Dumme und Zurückgebliebene gesehen wird. – Ein Fall von Diskriminierung also, selbst wenn dieser Einfache mit übertriebenem Wohlwollen stets als der «nette Nachbar von nebenan» beschrieben wird.

    Als Zurückgebliebene gelten wohl jene, die sich im Informationszeitalter keine oder bloss wenige Informationen einholen, und / oder die nicht in der Lage sind, diese zweckgerichtet zum persönlichen Fortschritt einzusetzen. Bilden solche Spezies stets «die netten Nachbarn», handelt es sich entweder um sehr wenige, die sich in Ghettos zusammenrotten, oder sie bilden den grössten Teil der unüberschaubaren Masse «Gesellschaft». Ich vermute letzteres.

    Damit wäre eine erste Einteilung innerhalb der Unüberschaubarkeit entstanden: Wenige generieren und verwalten Informationen, die von den Vielen wahrgenommen werden dürfen, von den wenigsten aber verstanden werden (sollen).
    Die Informationsgestalter, benötigen zum Herstellen des Produkts «Information» eine Infrastruktur. Diese haben sie auch geplant und gestaltet, die eigentliche Ausführung überlassen sie den Vielen, die nun die Wenigen in dieser Weise tragen dürfen.

    So benötigt Herr Professor X. unter anderem, um eine zugunsten der Pharmaindustrie mit Falschinformationen geschönte Studie über das Medikament HUPS zu erstellen, einen ordentlichen Arbeitsplatz, Energie und Nahrung. Im ganzen Rattenschwanz, den er damit beansprucht, sind die letztlich ihn Tragenden:
    Seine Putzfrau (sonst verstaubten Rechner und Labor bis zur totalen Dysfunktion), der LKW-Fahrer (wer sollte sonst für die Verteilung von Nahrungsmitteln sorgen) und der Müllmann (sonst käme er um in von Ratten durchsetzten Müllbergen, die ihm schliesslich die Pest brächten).

    Gerade Putzfrauen, LKW-Fahrer und Müllmänner sind Schwerarbeiter, die wenig Zeit und wenig verbleibende Körperkräfte besitzen, um sich schliesslich über die Studie von Professor X. zu informieren. Ihr Schicksal ist also besiegelt: Zurückgeblieben mit zweifelhaftem Lebensentwurf, der es ihnen verunmöglicht, an die Falschinformationen des Herrn Professor X. zu kommen, um sie zum persönlichen Fortschritt zu verwenden.

    Ein Glück für diese Schwerarbeiter, würde man meinen, denn wie sollte der Non-Valeur dieser falschen Studie sie weiterbringen. Doch es kommt anders:
    Die Putzfrau, der LKW-Fahrer und die Müllmänner besitzen immenses Vertrauen in die Macht der Informationsverwaltung des Herrn Professor X. und verpflichten sich gegen ein kleines Zugeld als Testpersonen von HUPS. Nach sechs Monaten hat sie der Tod dahingerafft, – und es war kein schönes Sterben.

    Der Tod dieser Testpersonen stehe in keinem kausalen Verhältnis zu HUPS, meint die Pharmaindustrie nach anfänglicher Kritik und kriegt mit dieser These vor Gericht ihr Recht. Herr Professor X. ist darüber derart erleichtert, dass er seiner Frau Gemahlin einen Zweitwagen schenkt, sich einen weiteren Assistenten zulegt und nun gleich drei Putzfrauen benötigt.

    Und wenige Wochen später arbeitet er bereits an einer mit Falschinformationen geschönten Studie zugunsten der Pharmaindustrie über das Medikament JOXS …

  3. ich störe mich nach wie vor daran, dass man negieren kann, dass der Grundsatz „to big to fail“ hier Anwendung fand: Die UBS ist (war?) in jeden zweiten Zahlungsvorgang in der Schweiz involviert. Nichts veranschaulicht deutlicher, für jeden Bürger erahnbar, welche Folgen ein „Fail“ hier gehabt hätte. Und glaube mir: Die Isländer würden sich wünschen, ihr Staat hätte über die finanziellen Mittel verfügt (oder besser deren Nationalbank), um die grössten Banken zu retten. Was in einem solchen Fall das Gewinnen von Zeit bedeutet, ist das gleiche wie der Zuschuss von Liquidität in eine Firma, die durch diese Luftzufuhr die Gelegenheit zu Korrekturen bekommt.
    Die Welt-Finanzkrise ist – bis jetzt? – im Resultat eben in vielen Ländern sehr unterschiedlich zum Tragen gekommen. Wäre die UBS aber den Bach runter gegangen, dann kannst Du sicher sein, dass wir das Jammern wirklich gelernt hätten. In einer angesichts der Ressourcen im Land unverantwortlichen Rosskur.
    Im übrigen wäre ja bezüglich des Eingriffs des Staates immerhin auch auf die Tatsache hinzuweisen, dass die Beteiigung durch den Bund am Ende eine Milliarde Gewinn gebracht hat und das Ausmass der am Ende tatsächlichen Verluste durch die giftigen Papiere noch nicht feststeht. Bis jetzt ist der tatsächliche Schaden Null. So unglaublich, wie das auch tönen mag.
    Dass dies dennoch kein Grund ist, nicht nach der Ethik zu fragen, und dass diese kaum zu finden ist, bestreite ich damit in keiner Weise. Nur ist das, was Du im ersten Teil des Artikels, forderst, etwas, was just für die Arbeiter dann am Ende wirklich Konsequenzen gehabt hätte. Auf jeden Fall die grössten.
    Was ist besser: Zu beobachten, dass die Gier der Jongleure nicht zu stoppen ist und sich Massnahmen dagegen zu überlegen oder sie zu fordern – oder die Probe aufs Exempel, den Esel aus dem Tempel zu schlagen und dabei die Golddukaten der Sparer mit zu verstreuen, während der Esel an der nächsten Strassenecke wieder eine Weide findet?

  4. Vielen Dank für die bisherigen Antworten.

    @ Quantensprung / alle
    «Die Gesellschaft» als grosse, unbekannte Masse halte ich auch für etwas Unüberschaubares und Unfassbares. Gerade deswegen betrachte ich (heute) die Gesellschaft als Geflecht von vielen kleinen «Mikro-Gesellschaften», in denen man sich nicht unbekannt ist. Das Unbekannte macht ja oftmals Angst, das Bekannte gibt (gefühlte) Sicherheit.

    Diesen Begriff «Mikro-Gesellschaft» (Marke Eigenbau 🙂 ) verstehe ich als ein «Ding», um das sich verschiedene Personen einreihen. Die Familie ist meistens eine solche Mikro-Gesellschaft (je nachdem wie die Familienmitglieder zueinander stehen). Es kann auch eine WG sein, wo die Mitbewohner zur Familie werden. Ich würde es allerdings nicht auf die Wohnsituation reduzieren. Vielleicht trifft es die Definition, dass mehrere Menschen den gleichen Lebensmittelpunkt miteinander teilen.

    Die eigentliche Frage, welche ich oben stellte (oder zu stellen versuchte), ist, ob es trotz aller Schummeleien nicht diese (kaum wahrgenommenen) Mikro-Gesellschaften sind, welche eine tragende Rolle spielen.

    @ Thinkabout
    Der fragliche Satz ist zugegebenermassen etwas verschachtelt, weshalb Du Ihn vermutlich falsch verstanden hattest. Wenn Du den Teil bezüglich Banken weglässt, lautet er:

    «Too big to fail» ist (…) ein (zu Recht geäusserter) Rechtfertigungsgrund seitens der politisch Verantwortlichen.

    Somit sehe auch ich die Notwendigkeit, dass man die UBS rettete. Es ist denn auch sie, welche uns die volkswirtschaftliche Bedeutung von Banken erst recht erkennen liess, von welche ich oben schrieb. Und die ebenfalls erwähnten «tumultartigen, nach Revolution anmutenden Szenen» hätte es bei einem Kollaps der UBS ganz bestimmt gegeben…

  5. Too big to fail ist das Eine. Für diese Abzocker auch noch Gesetze zu brechen das Andere. Für die kriminellen Machenschaften einiger Banker nicht einmal eine Rechtsordnung zu haben (man kann nicht einmal Anklage erheben), übersteigt das Gerechtigkeitsempfinden bei Weitem. Ich würde hier, heute und jetzt den UBS Verantwortlichen schriftlich geben, dass too big to fail nur ein Mal gilt. Beim nächsten Mal sollen sie selber schauen, wie sie überleben.

    Ich blicke gespannt nach Island, wo man sich den wichtigen Fragen des (Über)lebens stellen muss, während wir unter dem Deckmäntelchen „to big too fail“ weiterwursteln wie vorher (oder noch schlimmere Exzesse treiben).

    Ich bin überzeugt, dass die nächste Krise schon herbeigeschäftet wird und in einer der nächsten Krisen wird alles nichts mehr helfen. Auch der Rechtfertigungsgrund too big to fail nicht. Dann werden wir abschmieren. Es gibt heute schon Länder in Europa, die die Konsequenzen der too big to fail Strategie kaum mehr auffangen können. Was dann?

    Was mich am meisten ärgert – und zwar zu einem Grad totaler Politikverdrossenheit – ist diese Nonchalance, mit der viele Politiker den too big to fail Firmen begegnen. Vom Verhalten der führenden Hampelmänner und Boniabsahner mag ich gar nicht schreiben. Dieser Egoismus und diese Raffgier übersteigt meine Vorstellungskraft bei weitem.

    Zum Gewinn, thinkabout: Die Nationalbank sitzt auf einem Haufen Schrottpapiere.

  6. Seitens Politik ist auf jeden Fall nicht viel zu spüren, sie scheint mir zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein. Und was ist aus der Initiative seitens Brunner-Hayek-Levrat geworden?

    Das Tragische am Ganze ist, dass das Verhalten von Politik und Wirtschaft gleichermassen zum Jammern animieren (ich schliesse mich da nicht aus). Ich spüre einfach kein Zusammenraufen, kein das-packen-wir. Dabei wäre das wohl wirksamer als irgendwelche Wirtschaftsförderungsmassnahmen…

  7. Das lesen von „…tumultartigen und nach Revolution anmutenden Szenen…“ zauberte bei mir ein freudiges Lächeln auf mein Gesicht… 😉

  8. Die hier aufgeworfene Frage nach einer moralischen Bewertung des Ghostwritings beschäftigt mich schon seit langem. Meiner Ansicht nach sollte man sich immer zunächst die Frage stellen, warum die Studierenden sich an Ghostwriter wenden. Wohl nur ein Promilleanteil der Studierenden will sich durchs Studium mogeln, die übrigen haben gute Gründe dafür, jemanden um Unterstützung zu bitten, beispielweise die Verschulung des Studiums, die teils teils desolate Betreuungssituation an den Hochschulen oder den Zwang zu arbeiten um das Studium zu finanzieren – allesamt strukturelle Probleme die zahlreiche Studenten außerstande setzen das Geforderte zu schaffen. Solange diese Umstände nicht geändert sind, wird es das Phänomen geben.
    Das sage ich aus eigener Erfahrung. Auch ich hatte lange Zeit den Eindruck, als schreibe ich eine Hausarbeit nach der anderen, anschließend hatte ich alles gleich wieder vergessen, aber der zeitliche und psychische Druck war enorm. Ich habe mich dann für meine Bachelorarbeit an eine Agentur (www.textundwissenschaft.de  ) gewandt und das Glück gehabt, dort gute und seriöse Hilfe zu bekommen, die nur wenig aus Ghostwriting, aber viel mit Lektorat und Coaching zu tun hatte. Unterstützung also, die ich an der Hochschule vermisst habe. Schade, dass man so etwas extern suchen muss.
    Ghostwriting zu verbieten hat m.E. nur dann einen Sinn, wenn es tatsächlich und vollumfänglich sanktioniert werden kann. Das würde dann jedoch auch einige Verhältnisse zwischen wissenschaftlichen Hilfskräften und ihren Profs. neu aufstellen und es würde von vielen Missverständen ablenken, die an den Unis herrschen in punkto Betreuung der Studierenden etc. Und in Richtung derjenigen, die sich wirklich durchmogeln wollen, muss wohl eine breitere gesellschaftliche Debatte geführt werden.

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