Wir leben in einer «Fun-Gesellschaft», meinen die einen. Tatsächlich haben wir heute mehr Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten als frühere Generationen. Trotzdem scheinen sich viele zu langweilen – mit gravierenden Folgen.
Harmoniemusik, Damenriege, Herrenturnverein, der gemischte Chor und der Schützenverein – sie alle und noch einige mehr prägten das soziale und kulturelle Leben einer Gemeinde. Und sie verlangten von jedem Einzelnen einen gewissen persönlichen Einsatz, eine gewisse persönliche Entfaltung.
Doch dieses Bild über das soziale und kulturelle Gemeindeleben ist veraltet. Alle diese Vereine kämpfen nämlich gegen Mitgliederschwund. Einige kämpfen dagegen mit Erfolg, indem sie das urchige Image abgelegt und sich Neuem, Zeitgemässerem geöffnet haben.
Mitmachen war gestern
Trotzdem sind sie machtlos gegen die zugenommene Anzahl anderer Vereine. Vor allem aber sind sie machtlos gegen die zugenommene Anzahl reiner Konsummöglichkeiten im Freizeit- und Unterhaltungsbereich. Hingehen und an der Unterhaltung selber mitmachen – das war gestern. Heute gilt: Hingehen und Unterhaltung konsumieren. Das ist einfacher und bequemer.
Der «Kinotipp der Woche», wie man ihn in verschiedenen Medien vorfindet, macht deutlich, dass neue Filme wöchentlich erscheinen. Und sie verlangen kein Mitmachen, sondern nur ein Konsumieren.
Doch nein, es geht nicht nur ums Kino. Sie können nämlich täglich irgendwo auch eine «Show», ein Musical oder eine andere Vorführung besuchen. Unsere heutige Mobilität, welche es erlaubt, kurzerhand einmal nach Zürich, Basel oder Genf zu reisen, setzt hier kaum mehr Grenzen.
Und wem das zu müssig ist, der bleibt einfach zu Hause und schaltet die Flimmerkiste ein. Dank «Home Cinema»-Anlage wird auch das zum «Erlebnis». An Sendern, die meisten heutzutage mit einem 24-Stunden-Programm, mangelt es auch nicht.
Gab es vor 30 Jahren in der Schweiz noch drei staatliche TV-Sender, so sind es heute deren sieben. In Deutschland wird derweil das Zählen der öffentlich-rechtlichen TV-Sender mit ihren zahlreichen Sparten-Sendern und –Programmen schon recht schwierig.
Natürlich dürfen auch die privaten Sender nicht fehlen, welche hierzulande noch einen mehr oder weniger regionalen, in Deutschland hingegen schon einen internationalen Charakter haben. Auch sie kennen inzwischen unzählige Sparten-Sender.
«Dummheiten» aus Langeweile
Trotz dieser grossen Anzahl an Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten zu Hause oder ausserhalb der eigenen vier Wände bekommt man dann zu lesen, dass ein 24-Jähriger «aus Langeweile» in Bern auf einen Linienbus geschossen hatte.
Was läuft hier falsch?
Natürlich wäre es nicht richtig, aus einem Einzelfall ein generelles Problem abzuleiten. Doch wir hören nicht zum ersten Mal, dass insbesondere Jugendliche zufällig vorbeigehende Passanten «aus Langeweile» verprügeln.
Die drei Schweizer Jugendlichen, welche anlässlich eines Klassenausflugs in München fünf Passanten verprügelt hatten, taten dies angeblich, weil einem der drei die Geldbörse gestohlen wurde. Deswegen verprügelt man aber höchstens den Dieb – sofern man ihn kennt – sicher aber nicht völlig unschuldige Passanten.
Normalerweise ginge man in so einem Fall zur Lehrperson, um gemeinsam den Vorfall der örtlichen Polizei zu melden. Sie taten dies aber nicht.
Das Fehlen der Geldbörse war nur der Auslöser für ihr gewalttätiges Verhalten. Der wahre Grund war jedoch ein anderer. Und der Auslöser hätte auch etwas Anderes sein können.
Notwendige Eigeninitiative
Kennen Sie einen Ort, in welchem beim Ortseingang oder am Bahnhof ein Empfangskomitee steht, welches Sie bei Ihrer Ankunft mit offenen Armen herzlich empfängt und Ihnen anschliessend alle Sehenswürdigkeiten zeigt, welche Ihnen gefallen werden?
Einen solchen Ort gibt es nicht. Bestenfalls prangert eine Tafel über dem Ortseingang oder beim Bahnhof mit der Inschrift «Herzlich Willkommen in …». Es ist eine mehr als anonyme Begrüssung und damit wirkungslos.
Oder anders gesagt: Wer eine Reise tut, von dem ist eine gewisse Offenheit und eine gewisse Eigeninitiative verlangt. Von alleine zeigen sich die Sehenswürdigkeiten nicht. Wer keine Eigeninitiative an den Tag legt oder wer findet, dass zu Hause sowieso alles besser sei, der langweilt sich.
Die drei Täter von München haben bis anhin über ihre Motive geschwiegen. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass auch sie sich langweilten, weil sie in einer fremden Stadt nichts mit sich anzufangen wussten – und das besagte Empfangskomitee eben fehlte. Vielleicht hätte man sie besser zu Hause vor ihrer Playstation gelassen…
Geforderte Erwachsenenwelt
An dieser Stelle sei (in diesem Blog nicht zum ersten Mal) eine Aussage des Jugendpsychologen Leo Gehrig aus dem Beobachter vom Dezember 2009 erwähnt:
Beobachter: «Eigentlich ist das doch paradox. Die Kinderzimmer sind überfüllter denn je, Jugendliche sind einer enormen Reizüberflutung ausgesetzt. Warum dann diese Langeweile?»
Gehrig: «Ja, unsere Erlebnis- und Kontaktgesellschaft ist immens. Sie ist aber auch sehr anspruchsvoll. Denn sie bedingt, dass man dauernd wählen muss, und setzt eigentlich eine hohe Selbstdisziplin voraus.
Der Mangel an Gelegenheiten zwang die früheren Generationen noch dazu, etwas aus sich heraus zu entwickeln. Das ist heute gar nicht mehr notwendig. Wir leben in einer Knopfdruckwelt: Man drückt auf die Tastatur des Handys, auf den Knopf am TV oder des iPod, und überall bekommt man sofort etwas. Das lähmt von klein auf. Denn es zwingt nicht mehr dazu, aus sich selbst etwas zu machen.
Es wäre eine wichtige Aufgabe, Kindern den Zugang zu alternativen Erlebnissen zu zeigen. Da sündigt unsere Gesellschaft schwer, und zwar quer durch alle Schichten und sozialen Milieus.»
Leo Gehrig liefert hier eine plausible Erklärung bezüglich Kinder und Jugendlichen. Doch «unsere Gesellschaft», von welcher er da spricht, betrifft die Erwachsenen.
Diese Erwachsenen leben heute aber genauso in einer «Knopfdruckwelt», welche wir Erwachsene als alltägliche Erleichterungen wahrnehmen (wenn überhaupt noch). Darum sind die Erwachsenen, welche den Kindern und Jugendlichen «alternative Erlebnisse» zeigen sollen, genauso gefordert, solche für sich selber zu suchen.
Oder meinen Sie etwa, dass Sie das nicht betrifft und dass Sie schon ausreichend Alternativen kennen würden?
Bequeme Welt
Es betrifft uns alle, weil unsere Gesellschaft auf einem Wirtschaftssystem aufbaut, welches Alternativen (darunter gehören auch die «alternativen Erlebnisse») schlecht bis gar nicht unterstützt. Sie sind teuer und aufwendig und schlagen damit auf den Absatz und den Gewinn.
Nehmen wir dazu ein einfaches Beispiel: Es ist Mittagszeit und Sie haben Hunger. Mangels Zeit suchen Sie lediglich nach einem Sandwich und finden auch schon bald einen entsprechenden Sandwich-Stand. Zur Auswahl stehen Ihnen Schinken- und Käse-Sandwiches. Was wählen Sie?
Ihre Wahl fällt auf eines der vorliegenden Angebote. Wie oft stellen Sie sich aber vorgängig die Frage, wonach Sie wirklich Lust haben? Was ist nun, wenn Sie lieber ein Salami-Sandwich hätten, bitte ohne Butter und ohne diese scheusslichen Gurken drin?
Sie werden gar nicht nach einer Alternative gefragt. Sollte ein Anbieter Ihnen die Möglichkeit geben, frei auszuwählen, dann kostet das einfach mehr.
So ist es mit allem. Wir sind inzwischen so «trainiert», dass wir nicht mehr etwas einkaufen, weil wir es nötig haben und weil wir eine klare Vorstellung davon haben, was wir wirklich wollen. Stattdessen gibt man uns zu verstehen, was wir brauchen und nimmt uns so die freie Wahl ab.
Das geschieht inzwischen auch völlig unverblümt: «GQ.com sagt Ihnen, was diesen Sommer in Ihren Kleiderschrank gehört – in der großen Trendvorschau für Herrenkleidung bei GQ.com».
Demnach sollte man(n) diesen Sommer doch tatsächlich ein grünes Oberteil mit einer pinkfarbenen Hose tragen (bitte darauf achten, dass man auch schön die Gürtelschnalle sieht):
Quelle: GQ.com
Mehr Eigenständigkeit anstreben
Es mag zwar bequem sein, wenn man nicht selber auswählen muss und einem diese Wahl abgenommen wird. Dies führt aber auch zu konformen Angeboten, egal ob das nun die Unterhaltungsmöglichkeiten, die Mode, das Ernährungsangebot oder sonst etwas betrifft.
Bei diesem unterschwelligen Konformismus bleibt die Spontanität auf der Strecke. Vermutlich liegt es in unserer natürlichen Veranlagung, dass wir Spontanität brauchen. Sie führt zu dem, was wir neudeutsch «Action» nennen – und eben keine Langweile aufkommen lässt.
Versuchen wir daher, uns vermehrt zu fragen, was wir tatsächlich wollen und am besten zu uns passt, stürzen wir uns ins tägliche Entscheidungsdilemma, seien wir dabei auch einmal spontan und haben wir auch den Mut, im Rahmen des Zulässigen aus der Reihe zu tanzen – statt dass andere uns ständig vorgeben, was zu sein hat.
Dann, wenn wir diese Eigenständigkeit erlangt haben, wissen wir auch besser mit uns und unserer Zeit umzugehen – und es kommt ganz bestimmt keine Langeweile auf…
P.S. Kleider in den Farben wie oben tue ich meinem Kleiderschrank und mir nicht an – schon gar nicht in dieser Kombination… 🙂
________________________________________________________________________
Link-Tipp
- «Reporter» (SF) vom 10.03.2010: «Gewalt aus dem Nichts»
(zeigt jedoch keine Hintergründe über das Warum auf)
Hallo,
ich würde nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass weniger Eigenantrieb vorhanden ist. Es könnte durchaus sein, dass sich dieser einfach auf andere Arten äußert. Wie ist es zum Beispiel mit diesem Blog oder dem Web 2.0 allgemein? Diese Möglichkeiten standen vor Jahren noch nicht zur Verfügung und so partizipiert sich die Jugend auch noch heute.
Nur weil es ein größeres Angebot gibt, muss dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass man in einer reinen Freizeitgesellschaft leben würde.
Gruß
AMUNO
vom
http://www.literaturasyl.de/
„Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass auch sie sich langweilten, weil sie in einer fremden Stadt nichts mit sich anzufangen wussten – und das besagte Empfangskomitee eben fehlte.“
Lieber Titus,
‚Mir isch langwiilig…‘, so meine Beobachtung, hört man bereits von kleinen Kindern. Und schnell, so ebenfalls meine Beobachtung, ist das elterliche oder pädagogischprofessionelle Empfangs- und Animationskomitee zur Stelle. Bietet vielfältige Programme an, macht -zig Vorschläge, reiht Kinderevent an Kinderevent und füllt damit Pausen und Leerstellen…
Mir wäre es als Kind vermutlich auch schwindlig geworden ob all des ‚Zuviels‘.
Vielleicht sollten wir Alten wieder lernen, die kindliche Langeweile auszuhalten und ihr angemessen Raum und Zeit lassen…
Ich bin eigentlich mit allen hier ein Stück weit einverstanden. Für die ganze Thematik wurde ja der Begriff «Wohlstandsverwarlosung» geprägt.
Grundsätzlich haben die Kinder und Jugendlichen einen Antrieb, von sich aus Dinge zu machen. Und auch heute noch haben die Allermeisten diesen nicht verloren. Ich kenne, wie AMUNO, sehr viele initiative Jugendliche, die einem wirklich Freude machen. Aber es gibt auch solche, die von klein auf von den Eltern alles auf dem Silbertablett serviert bekommen, so dass ihre Eigenaktivität verkümmert und Langeweile sich breitmacht, wie Hanna das gut beschrieben hat.
Wichtig finde ich in diesem Zusammenhang, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, ihren Tätigkeiten einen SINN zu geben. Nur einfach sich selbst zu unterhalten, ist auf die Länge unbefriedigend. Wenn man sich ein längerfristiges, höheres Ziel gibt, das man sinnvoll findet, ist die Langeweile schnell verflogen.
Perspektivlosigkeit hat zwei Seiten, die innere und die äussere. Äussere Bedingungen wie ausgetrockneter Arbeitsmarkt oder Gruppendynymiken können es schwer machen, eine eigene Perspektive zu entwickeln. Aber oftmals fehlen einfach Selbstvertrauen, der Glaube, selber etwas bewirken und erreichen zu können – weil es die Jugendlichen in der Konsumwelt nie erproben und erfahren konnten.
Kurz ein Beispiel aus der Spielgruppe um die Ecke:
Ich radle vorbei und sehe die Knirpse auf dem Vorplatz mit dem Kies spielen. Eine Stunde später radle ich heimwärts – und die Kinder spielen immer noch mit demselben Kies, total versunken in das, was sie tun.
Die Spielgruppenleiterin verrät mir: Die Kinder lieben das. Es sind die Eltern, die fragen: Warum hat es beim Spielgruppenhaus keinen Spielplatz mit Rutschen und Schaukeln.
Die Antwort ist einfach: Weil Kinder – wenn man sie lässt – mit ganz wenig spielen können. Die Kinder Zappadong verbrachten ganze Nachmittage draussen, ohne gekauftes Spielzeut, sondern mit dem, was gerade so rumlag. Natürlich haben auch die Zappadong-Kinder ab und zu gerufen „Mir isch laaaaaaangwiiilig.“ Die Standardantwort, die schon meine Mutter auf diesen Spruch gab, war immer: „Dann mach Hochsprung.“ Der ist zwar nicht witzig, steht aber für: Werde selbst aktiv, tu was.
Kinder überwinden die langweilige Phase, wenn man sie lässt. Viele Eltern lassen sie erst gar nicht aufkommen und überschütten ihre Kinder mit einem Rundumprogramm und ersticken so jede Kreativität und Eigeninitiative im Keim. Wer nie lernt, sich selbt zu beschäftigen oder im Notfall auch mal Langeweile einfach auszuhalten, hat es auch später schwerer.
Kommt dazu: Heute muss ja immer mindestens ein Kick dabeisein. Alles andere wird als öd empfunden. Nicht wenige Erwachsene leben das dann auf absurde Weise vor: Heiraten unter Wasser oder im Heissluftballon (alles andere wäre spiessig langweilig), mit 70 unter sengender Sonne die asphaltierte Bergstrasse hochbiken und sich dann auf die Schulter klopfen lassen. Abenteuerurlaub in Hinterbimbuktu – Schlangenkochen und Extremtrip in die Wüste mit einbegriffen. Und dann all die „Erlebniswelten“ und „Events“ ….
Ein Bünzli, wer da nicht mitmacht! (?)
Es ist heute vorallem unsere Gesellschaft, die den Kindern schon von klein auf Druck aufsetzt. Schon früh werden die Kleinen auf Leistung getrimmt, zum Beispiel das Lernen einer 2. oder sogar 3. Fremdsprache oder das Ausüben verschiedener Sportarten, obwohl es ihnen gar nicht danach zumute wäre. Sie erleben schon von klein aus einen gewissen Stress- und Leistungsfaktor, dass sie gar nicht mehr ihre Kindheit ausleben lasst. Auch die Spielzeuge müssen heute intelligenzfördernd und immer aufs Trimmen von Hochleistungen ausgerichtet sein. Wie Zappadong gut beschreibt, fehlen heute die einfachen Spiele mit natürlichen Materialien, wie Sand, Kies, Pflanzen und Wasser. Die Kleinen lernen gar nicht mehr, sich mit selbsterzeugten Spielsachen selber zu beschäftigen, sondern brauchen sogar beim Spielen einen gewissen Druck. Ständig einem solchen Rhythmus ausgesetzt, wird die Langeweile schneller empfunden und die Eltern, meistens heutzutage selber auch im Stress, sind dann oft überfordert.
Vielleicht sollten wir öfter mal bedenken, dass jedes Kind seine eigene Individualität und seine Besonderheiten besitzt und dass die Kids keine nach unseren Wünschen programmierbare Roboter sind. Vielleicht würde es gut tun, den Mut zu haben, einen kleineren Gang einzuschalten und Freiraum für Eigeninitiative und Wertvermittlung zu schaffen.
Das Konsumieren von Unterhaltung ist ähnlich dem Verzehr von Fast-Food; das Wohlgefühl hält nicht lange an und der Hunger oder eben hier die Langeweile ist schnell wieder da. Viele Unterhaltungsmöglichkeiten, die wir heute haben, haben zwar eine hohe «Spannung», wirken aber nicht lange nach.
Die Reporter-Doku fand ich beängstigend, zumal mich das an eine Situation erinnerte, in der ich nur durch grosses Glück nicht von einer Gruppe von ca. 10 jungen Erwachsenen verprügelt wurde. Das Erlebnis wirkt immer noch nach; dieses Gefühl hilflos der Willkür anderer ausgeliefert zu sein – im Ausgang fühle ich mich jedenfalls nicht mehr sicher und ich rechne eigentlich jedes Mal damit, dass meine Freunde und ich in eine Schlägerei verwickelt werden. Besonders in den Nachtzügen ist die Stimmung aggressiv. Auch gestern wieder. Ich hasse das.
Vielen Dank an alle für die bisherigen interessanten Kommentare!
@ Amuno
Es war auch nicht die Rede davon, dass gleich bei allen Kindern oder Jugendlichen der Eigenantrieb nicht gefördert würde. Aber es gibt sicher eine Tendenz in diese Richtung.
@ Hausfrau Hanna
«Vielleicht sollten wir Alten wieder lernen, die kindliche Langeweile auszuhalten und ihr angemessen Raum und Zeit lassen…»
Weise Worte, welche gleichermassen auch für uns Erwachsenen gelten sollten (können wir das noch?)
@ David / Frau Zappadong / Luciao
Können denn die Kinder und Jugendlichen heute noch ihren Antrieb ausleben?
Zwar gibt es heute häufig Spielplätze, aber das sind alles «08/15-Spielplätzen», die wenig Eigenkreativität fördern. Einen Sandkasten hat man am besten auch keinen, weil dann die Hunde da ihr Geschäft erledigen…
Andererseits denke ich aber auch an die (etwas pauschal ausgedrückte) «Verbotsflut»: Heute darf man doch nichts mehr, also lässt man es sein (dann kommt Langweile auf) oder macht erst recht etwas, das verboten ist, dann aber gleich ins Extreme fällt (Schüsse auf einen Bus, Vandalismus, …)
@ Frau Zappadong
Danke, dass Sie mir so deutlich zu verstehen gegeben haben, dass ich ein Bünzli bin… 😉
@ M. Croche
Auch mir ist die latent vorhandene, agressive Stimmung zuwider.
Hier spielt vermutlich auch der Eigenantrieb eine Rolle und zwar einerseits bezüglich Agressionsabbau (selber eine Möglichkeit finden, wie man den «Kohldampf» los wird, z. B. mit Sport) und andererseits was man am Freitag oder Samstag Abend gemeinsam unternehmen könnte. Viele scheinen da nur das Alkohol trinken zu kennen… 🙁
„Können denn die Kinder und Jugendlichen heute noch ihren Antrieb ausleben?“
Zumindest in der Agglo und auf dem Land sind die Möglichkeiten schon vorhanden, nur werden sie nicht von allen Eltern genutzt. Es gibt Jugendverbände, die in den Wald gehen, und Platz ist auch im Dorf oft vorhanden (wenn man sich darum bemüht).
In den Städten gibt es jetzt zum Teil Waldkindergärten.
Ich denke, das Ganze hängt zu einem sehr grossen Teil von den Eltern ab. Wenn die Eltern verstanden haben, dass es zur Förderung der Kinder nicht ein Vollprogramm braucht, finden sie schon Wege, selbst in der Stadt.