Die Rache des bösen Wolfes?

Über die Technologie definieren wir heute vielfach, was Fortschritt ist. Doch was technologisch ausgereift erscheint, hat manchmal vielleicht auch nur eine schöne Verpackung…

Zurzeit tönt es in der Augenreiberei etwa so – wenn auch nicht in dem rasanten Tempo und mit diesem regelmässigen Rhythmus:

The same procedure as every year

Ja, der Moment ist wieder einmal gekommen, den PC neu aufzusetzen, weil es zurzeit fast nur noch «tönt».  Man könnte fast meinen, der böse Wolf aka Microsoft (Windows) übe Rache ob dem Artikel von letzter Woche… 😉

Anzeichen dafür gab es keine – nicht einmal einen «schweren Ausnahmefehler». Dabei mag ich diesen schweren Ausnahmefehler. Ehrlich! Zwar nicht inhaltlich, aber textuell, weil dessen Ersteller doch immerhin Humor bewies:

Ein Fehler ist ja schon an sich eine Ausnahme (hoffentlich…). Aber ein Ausnahmefehler, das ist etwa vergleichbar mit einem fünfblättrigen Kleeblatt; schon ein vierblättriges Kleeblatt ist eine Ausnahme, da muss ein fünfblättriges wirklich ein Ausnahmefehler sein…

Aber es kommt noch besser: Es ist nicht einfach ein leichter Ausnahmefehler, nein, es ist ein schwerer Ausnahmefehler. Das wäre dann etwa so, wie wenn das fünfblättrige Kleeblatt ein Kilogramm schwer wäre – oder so ähnlich… Und wenn es davon gar mehrere gibt – ach, ich mag mir diese Wiese gar nicht erst vorstellen…

Nun, eben, den Ausnahmefehler gab es nicht und auch sonstige Anzeichen blieben aus. Vielleicht ist es ja auch ein Hardware-Problem. Oder doch eher ein bis anhin unbekannter Virus?

Ein schwieriger Patient

Der Patient Windows ist ohnehin ein sehr schwieriger Fall. Gesundheitliche Probleme der Kategorie «Registry» beispielsweise schlägt er konsequent in den Wind, obschon er davon regelmässig heimgesucht wird.

Zu einer vorbeugenden Behandlung muss er deshalb mit Generika von Drittherstellern (ein Originalmedikament gibt es eigentlich gar nicht) gezwungen werden. Die Wirksamkeit dieser Generikas ist allerdings auch nicht immer eindeutig…

Unausgewogene Ernährung führen manchmal zu einem Mangel an dll-Vitaminen und sonstigen Spurenelementen, welche normalerweise sein organisches System in Schwung halten. Man sieht diesen Mangel dem Patienten jedoch selten an, weshalb auch hier mittels speziellen Tests laufend nach Mangelerscheinungen gesucht werden muss – oder müsste – um sie richtig zu behandeln.

Wenn er sich dann doch zu seinem Zustand äussert, ist es meistens nicht nur zu spät, sondern er tut das auch auf eine Weise, die niemand wirklich versteht. Oder verstehen Sie immer, was Ihnen Ihr manchmal kränkelnder Patient eigentlich sagen will?

Es kann sogar vorkommen, dass ihm die Luft weg bleibt und sein Gesicht blau anläuft. Die meisten seiner Art sind jedoch Stehaufmännchen und sind – nachdem sie geprüft haben, ob noch alles dran ist – bald wieder voll einsatzbereit.

Was auch immer geschieht und was auch immer unausgesprochen bleibt: So schnell gibt man einen Patienten nicht auf! Das Problem ist nur: Eine ärztliche Behandlung hat ihren Preis und eine Krankenversicherung existiert nicht.

Darum müssen Sie selber Arzt spielen und mit Hausmittelchen versuchen, den Gesundheitszustand zu verbessern. Das ist dann – um bei den Vergleichen zu bleiben – etwa so, wie wenn Sie selber Automechaniker spielen müssten um herauszufinden, weshalb Ihr Auto nicht mehr anspringt oder warum der Blinker rechts vorne trotz ausgewechselter Glühbirne nicht mehr tut.

Sie googeln bingen dann, was das Zeug hält und stellen fest: Sie sind nicht der Einzige, der für seinen Patienten gegen die gleichen Symptome zu kämpfen hat und nach möglichen Ursachen sucht. Es gibt ein breites Spektrum an Hilfe zur Selbsthilfe.

Das wäre dann etwa so, wie wenn Automobilisten, deren Auto von den Herstellern wegen klemmenden Gaspedalen zurückgerufen werden musste, anderen Automobilisten erklärten, wie sie diese Gaspedalen selber auszutauschen haben…

Aufwändige Rehabilitation

Der Grund für diese weite Verbreitung der Selbsthilfe liegt darin, dass der Erzeuger Ihres Patienten jede Verantwortung von sich weist und keinerlei Unterstützung garantiert.

Schuld hat ohnehin immer der Benutzer, denn diesem ist es ja in den Sinn gekommen, aufs klemmende Gaspedal zu drücken den Patienten für seine Zwecke zu nutzen. Um die Benutzer trotzdem bei Laune zu halten und um von ihnen nicht wegen jedem Husten die entsprechende Pflege fürs Auskurieren abzuverlangen, gibt es immerhin gelegentlich eine Update-Impfung.

Und – auch das eine Feststellung – jeder Patient ist nicht nur anders und erlaubt daher keine pauschale Gleichbehandlung, sondern er ist auch ein äusserst komplexes Wesen. Darum gehörte er eigentlich in fachmännische Hände.

Nun, mein Patient wird im Moment quasi noch künstlich am Leben erhalten. Das erlaubt mir, auch das letzte, bisher noch ungesicherte Stück seiner Memoiren zu schreiben und so für die Ewigkeit zu erhalten.

Anschliessend folgen Wiederbelebungsversuche, welche zu einem vollständigen Gedächtnisverlust führen werden. Und weil das Ganze etwas Zeit beansprucht und der Mann von der Ersatzbank eben nur die zweite Garde ist, wird es hier in den nächsten ein, zwei Tagen etwas ruhiger.

Sollte der Patient irreparable Schäden aufweisen, wird es den bösen Wolf bald nicht mehr geben. Dann hat wohl die Stunde des Pinguins geschlagen. Vielleicht bringt der ja nicht nur eine ganz nett wirkende Oberfläche mit sich, sondern echten Fortschritt…

Bis dahin können Sie ja diese Anekdote (wieder einmal) lesen.

5 Antworten auf „Die Rache des bösen Wolfes?“

  1. Böser Wolf erinnerte mich übrigens spontan an Dr. Who… 😉 Und sonst, nicht immer liegt es an der Software, manchmal ist es eben auch die Hardware(Bad Blocks auf der HD, Speicherriegel hat ne Macke,…) dann häufen sich die Crashes, Hänger und Meldungen… Vor allem diese Ausnahmefehler sind, wenn sie plötzlich immer wieder auftreten obwohl vorher nie was war, meist ein Anzeichen dafür… Bei Windows führen zbs. Bad Blocks auf Festplatten zu sporadischen Hänger des ganzes Systems, da hilft es die zu beheben, doch die einzig richtige Lösung ist wohl die Festplatte ganz zu wechseln, weil wenn es mal anfängt breitet es sich immer weiter aus… Naja, und was der Umstieg auf Linux betrifft, auch Linux kann hängen, abstürzen und Fehler haben, vor allem dann wenn die Hardware nicht fehlerfrei ist…

    Was ist denn für ein System bei dir? Ich tippe mal auf ein Notebook, hab ich recht? 😉

  2. Wie ich bereits erwähnte, gab’s keine Anzeichen (von wegen Anhäufung). So wie es zurzeit aussieht, scheint es nicht an der Hardware gelegen zu haben.

    Nein, kein Notebook. Netbook reicht aus.

  3. Naja, zumindest wenn der Patient blau anläuft und weisser Schaum übers Gesicht läuft, dann ist es eher in der Gegend von Leber und Milz.

    Aber kein Patient ist wie der andere und das ist das Problem. Tausende von gut gemeinten Ratschlägen in tausenden von Windows Foren, sei es von Laien oder „Experten“, sind oft wertlos.
    Da hilft meistens nur zurück zum Start, oder neuen Körper kaufen, oder BETEN.
    🙂

  4. Das Problem ist, gewisse Wehwechen können nur durch eine Diagnose und Operation Vor-Ort gelöst werden und eben nicht von der Ferne aus… Bis jetzt habe ich jedenfalls noch jeden Patienten gerettet wenn ich die Kiste vor mir stehen und Zugriff auf alle Teile habe, eben selber alles checken kann… Und hier Vor-Ort habe ich auch alle Instrumente dafür, selbst das auswechseln der Seele und des Körpers, ist mit den richtigen Mitteln ohne Verlust des Gedächtnisses möglich, wenn es sein muss… 😉 Meistens ist der Patient dann nach einer Behandlung durch mich, auch viel kooperativer als je zuvor, wird wohl an der Gehirnwäsche liegen die den Patienten bei mir fast regelmässig zuteil kommt… 😉

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