Heute beginnt die Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Damit regiert für vier Wochen lang das Fussball-Spiel die Welt. Oder ist es etwa doch nicht der Fussball, der regiert?
Fussball ist vermutlich die bekannteste Sportart weltweit. Das liegt bestimmt auch an der Einfachheit dieses Sportes: Es braucht nur einen Ball, mindestens zwei Spieler und eine gewisse Fläche.
Schwieriger spielt sich Fussball allerdings dann, wenn die FIFA, also der Weltfussballverband, ins Spiel kommt. Schon beim Ausdruck «Weltfussballverband» dürften nämlich bei der FIFA die Alarmglocken klingeln, ist doch bei diesem Verband wohl so ziemlich alles reglementiert. Und für alles andere gibt es Sepp Blatter, den FIFA-Präsidenten.
Alles geschützt
Darum heisst der Verband korrekterweise auch «Fédération Internationale de Football Association (FIFA)» – und eben nicht einfach nur so «Weltfussballverband». Und darum heisst die Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika eben auch nicht so, wie eben genannt, sondern «2010 FIFA World Cup South Africa™».
Doch genauso wie der vorherige Begriff eine geschützte Bezeichnung ist (Trademark), genauso sind es die folgenden:
- 2010 FIFA World Cup
- FIFA World Cup
- World Cup
- 2010 World Cup
- World Cup 2010
- South Africa 2010
- SA 2010
- ZA 2010
- 2010 South Africa
- Football World Cup
- Soccer World Cup
Die Liste oben ist nicht abschliessend. Die FIFA rät in ihrem 26-seitigen Dokument über die Verwendung der offiziellen Marken, sich für eine vollständige Liste an einen lokalen Marken-Anwalt oder die Marken-Registrierungsstelle zu wenden.
Sie geht in ihrem Dokument im pdf-Format sogar soweit, dass nicht einmal das Kopieren von Text möglich ist. Die Option «Content Copying» wurde beim Erstellen des pdf-Dokuments auf «Not allowed» gestellt…
Merkwürdige Marken-Rechte
Es versteht sich von selbst, dass diese Ausdrücke nicht zum Spass geschützt wurden. Dass gewisse Ausdrücke, Marken-Bezeichnung und Logos geschützt werden, ist üblich und verständlich.
Störend ist hingegen, dass sich darunter auch allgemeine Begriffe befinden, welche nicht nur den Fussball betreffen. «World Cup» kann nun einmal bei jeder Sportart vorkommen. Dass sich dieser allgemeingültige Begriff eine FIFA weltweit unter die Nägel reisst, ist Ausdruck der Macht und des Selbstverständnisses dieses Verbands – und gehört eigentlich verboten.
Es geht sogar soweit, dass – gemäss einem Beispiel aus dem besagten Dokument – nicht einmal eine Internet-Adresse diese Begriffe beinhalten darf, sofern dahinter eine kommerzielle Website steckt. Die Adresse www.worldcup.ubs.com wäre beispielsweise tabu – selbst wenn es dabei gar nicht um Fussball ginge.
Nicht einmal der Spielplan darf einfach so publiziert werden, denn dieser erlaubt eine Assoziation zur fraglichen WM. Zulässig ist die Veröffentlichung des Spielplans nur bei nicht-kommerzieller Verwendung.
Die Spiele rechtlich richtig schauen…
Das Beispiel oben über die Verwendung der FIFA-Marken gibt einen Geschmack über die Reglementierungswut dieses Verbands. Ein anderes Beispiel betrifft das Schauen der Spiele selbst.
Hierzu gleich ein Tipp: Schliessen Sie sich am Besten alleine in einen Raum ein, lassen die Rollläden herunter und stellen den Ton auf stumm oder hören allenfalls via Kopfhörer zu. Das ist die sicherste Variante, wie Sie als Zuschauer keine rechtlichen Probleme mit der FIFA bekommen werden.
Natürlich ist das nicht sehr amüsant. Einen Match schaut man am ehesten in einer Gemeinschaft, denn das bringt eine gewisse Stimmung mit sich. Doch das Zuschauen in einer Gemeinschaft ist beim 2010 FIFA World Cup South Africa™ eine trickige Angelegenheit:
Ein Fernsehabend mit den Nachbarn oder Freunden ist nicht entschädigungspflichtig, d.h. Sie benötigen keine Lizenz für die Fernsehübertragung. Grundsätzlich müssen für Nutzungen innerhalb der Privatsphäre keine Lizenzen erworben werden. Als Privatsphäre zählt in diesem Zusammenhang auch ein Grillabend mit den Nachbarn.
Das steht so auf einer Website der Suisa. Letztere ist fürs Erwerben von so genannten «Public Viewing»-Lizenzen die offizielle Anlaufstelle für die Schweiz. Doch Vorsicht:
Nicht als privat gelten: Quartierfeste, Vereinsanlässe oder gemeinsames Ansehen der Spiele im Büro. Hierfür muss je nach Grösse der Bildfläche eine Lizenz erworben werden.
Unterschieden wird dann zwischen Bildflächen-Diagonalen unter drei Metern und darüber (Sie müssen sich also noch irgendwo einen Meter besorgen), wobei es bei letzteren noch die weiteren Abstufungen von fünf, acht, zwölf oder mehr Metern gibt. Bei der nächsten WM wird dann vermutlich noch nach Zentimetern unterschieden…
Unter drei Metern reicht es, wenn man bereits BILLAG-Kunde ist. Was darüber liegt, ist ab CHF 62.40 pro Tag bis zu CHF 1’248 für alle Spiele zu haben. Allerdings:
Wenn Besucher und Gäste erst nach Bezahlung eines Eintritts in den Genuss des Anlasses kommen, oder wenn ein Getränkezuschlag o. ä. erhoben wird, verdoppelt sich die entsprechende Entschädigung.
Aha. Na dann heute noch schnell die regulären Preise etwas anheben und einfach mit «Gültig ab 01.06.2010» kennzeichnen…
Im Klartext heisst das Ganze oben beispielsweise Folgendes: Wenn Sie mit zwei Freunden eine Band gegründet haben und diese Band als Verein organisiert ist und wenn Sie nun zu dritt einen Match auf einem 3,3 Meter-Bildschirm anschauen, dann haben Sie eine Lizenz zu lösen, denn dann liegt ja wohl ein Vereinsanlass vor…
Wenn Sie aber fünf Nachbarn zu sich in den Garten einladen und gemeinsam einen Match über den gleichen Bildschirm anschauen, dann brauchen Sie dafür keine Lizenz. Wie hoch die Hecken in Ihrem Garten sein müssen, damit die Privatsphäre gewährleistet ist, wurde leider nicht festgelegt.
Klar ist hingegen, dass – sollten Sie sich mit ihren beiden Vereins-/Band-Kollegen einen Match anschauen – diesen nur live, also nicht zeitversetzt, vollständig und ohne Auslassungen, Überlagerungen oder Änderungen zeigen dürfen. Zudem müssen Sie die Bilder der SRG SSR idée suisse zeigen. Noch Fragen?
FIFA-Diktate
Damit eine solche Fussball-WM überhaupt durchgeführt werden kann, braucht es – Sie ahnen es schon – ein Reglement. 60 Seiten dick ist jenes für Südafrika. Und natürlich löst auch dieses fragendes Stirnrunzeln aus.
So steht beispielsweise in Artikel 2 unter den «Pflichten des ausrichtenden Verbandes» Folgendes:
2. Zu den Aufgaben des ausrichtenden Verbands gehören insbesondere folgende Punkte:
a) Wahrung von Sicherheit und Ordnung insbesondere im Innen- und Aussenbereich der Stadien in Zusammenarbeit mit der Regierung Südafrikas.
Der ausrichtende Verband trifft geeignete Massnahmen, um Gewaltausschreitungen zu vermeiden
Nun ist der «ausrichtende Verband» ein Fussballverband und keine Polizeibehörde. Die «Wahrung von Sicherheit und Ordnung» kann somit nur bei der Regierung beziehungsweise beim südafrikanischen Staat liegen.
Darum bedeutet der Auszug oben im Klartext: Die FIFA, ein Verein nach Schweizer Recht mit Sitz in Zürich, diktiert der südafrikanischen Regierung, dass sie für die Sicherheit eines privaten Anlasses zu sorgen hat. An den entsprechenden Kosten beteiligt sich die FIFA übrigens gemäss Artikel 36 nicht…
Noch deutlicher diktiert die FIFA in Absatz 2 des Artikels 19 betreffend Vorrunden-Spiele, was die öffentliche Hand zu tun hat:
In den Stadien, die für Vorrundenspiele vorgesehen sind, müssen die zuständigen Behörden zur Sicherheit der Zuschauer, Spieler und Offiziellen regelmässig Sicherheitskontrollen durchführen.
Zur Erinnerung: Was die Behörden «müssen», bestimmt immer noch der Gesetzgeber – und nicht die FIFA. Doch wenn die Mannschaft eines Landes dabei und der örtliche Gesetzgeber nicht Spielverderber sein will, dann muss dieser gezwungenermassen die notwendigen Grundlagen für die geforderten Kontrollen schaffen…
Interessant ist übrigens auch die folgende Aufgabe es ausführenden Verbands:
Abschluss einer Haftpflichtversicherung für Unfälle und Todesfälle von Zuschauern
Da ist der FIFA wohl ein Patzer unterlaufen, denn nirgends ist weiter spezifiziert, was genau unter «Zuschauer» zu verstehen ist. Somit dürften auch jene vor den Bildschirmen gemeint sein.
Wenn also beispielsweise das Hupen auf der Strasse wegen eines gefallenen Tores Ihren Hund so in Rage versetzt, dass dieser Ihren Nachbarn beisst, dann können Sie Ihre Rechtsansprüche bezüglich Kostenübernahme der Spitalbehandlung ja einmal gegenüber dem südafrikanischen Fussballverband geltend machen…
Undemokratische, unausgereifte Regeln
Übrigens, ohne FIFA geht fast nichts, doch verantwortlich ist sie auch für nichts. «Der ausrichtende Verband entbindet die FIFA von jeglicher Verantwortung…» heisst es da weiter unter den Pflichten des ausrichtenden Verbandes.
Die FIFA-Organisationskommission entscheidet aber beispielsweise «in Absprache mit der lokalen Organisationskommission» über die Spielorte. Das ist insbesondere in Südafrika nicht ganz unproblematisch.
Was die FIFA über welches Gremium auch immer entscheidet, diese Entscheide «sind rechtskräftig und können nicht angefochten werden» oder sind «endgültig». Manche Bananen-Republik kennt weniger diktatorische Vorschriften.
Endgültig ist übrigens auch die Geldstrafe, welche ein Verband zu zahlen hätte, sollte er jetzt noch aussteigen wollen. Sie liegt nur bei mindestens einer bescheidenen halben bis ganzen Million Schweizer Franken – je nach Entscheid der FIFA. Weitere Kosten, welche als Folge des Rückzugs entstünden, könnten noch hinzukommen.
Wenn nun beispielsweise ein Land von einem grossen Unglück betroffen ist – man denke zum Beispiel an ein Erdbeben – dann hat der Verband dieses Landes für die sicherlich nicht ganz unfreiwillige Rückreise der Spieler mindestens eine halbe Million Schweizer Franken hinzublättern.
Sollte je einmal ein solcher Fall eintreten, bleibt nur zu hoffen, dass der öffentliche Sturm der Entrüstung über die FIFA auch deren Hauptsitz in Zürich mächtig ins Beben bringt…
Bis aufs Hemd
An der letzten Fussball-WM in Deutschland vor vier Jahren gab viel zu reden, dass die Namen der Stadien abmontiert werden mussten, weil diese einem Marken-Namen entsprachen («Allianz Arena»).
Auch in Südafrika gilt etwas Ähnliches:
Die Stadien sowie die offiziellen Trainingsanlagen am Spielort und bei den Teamhotels müssen (…) frei von gewerblichen Aktionen und Kennzeichen (z. B. Anzeigetafeln und andere Schilder), mit Ausnahme derjeniger der FIFA-Geschäftspartner, sein.
Wohl aus ähnlichen Gründen überlässt man auch nichts dem Zufall, was die Ausrüstung der Spieler anbelangt. In Artikel 32, Absatz 3, heisst es deshalb:
Spätestens 60 Tage nach der Endrundenauslosung müssen die teilnehmenden Mitgliedsverbände der FIFA ein Muster der offiziellen und der Reserveausrüstung (Hemd, Hosen, Socken, alle drei Ausrüstungen des Torhüters, Handschuhe, Mütze, Schweiss- und Stirnbänder etc.), die bei der Endrunde getragen werden sollen, zur Genehmigung unterbreiten.
Bereits der vorangegangene Absatz 2 verlangte, dass jedes Team seine Farben mittels «Teamfarbenformular» (!) bekannt gibt. Das mag auch durchaus Sinn machen, schliesslich sollten sich nicht zwei gleich bekleidete Teams gegenüberstehen. Aber das gleich noch ein Muster von A bis Z mitgeliefert werden muss, ist dann doch etwas gar pingelig.
Doch glauben Sie jetzt bloss nicht, dass es damit schon vorbei ist. Im nachfolgenden Absatz zu jenem oben heisst es:
Die FIFA führt einen Ausrüstungstag durch. Die Teilnahme ist für alle teilnehmenden Mitgliedsverbände obligatorisch. Alle Ausrüstungsgegenstände (Spielkleidung, Handschuhe, medizinische Ausrüstung etc.), die im Stadion, auf den Trainingsgeländen, den Hotels oder während Reisen von, nach oder innerhalb Südafrikas zu sehen sind, müssen von der FIFA genehmigt werden.
Das klingt schon dermassen militärisch, dass wohl jemand bei der FIFA früher in einem Schweizer Zeughaus gearbeitet haben musste…
Warum so reglementierungswütig?
Bei so vielen Regeln muss man sich irgendwann einmal die Frage stellen, was denn die FIFA damit bezwecken will. Was eignet sich da besser zur Beantwortung dieser Frage als die Statuten der FIFA?
Als Zweck wird in diesem 88-seitigen Werk inklusive Ausführungsbestimmungen angegeben:
Der Zweck der FIFA ist:
a) den Fussball fortlaufend zu verbessern und weltweit zu verbreiten, wobei der völkerverbindende, erzieherische, kulturelle und humanitäre Stellenwert des Fussballs berücksichtigt werden soll, und zwar im Einzelnen durch die Förderung des Fussballs durch Jugend- und Entwicklungsprogramme;
b) das Organisieren eigener internationaler Wettbewerbe;
c) das Festlegen von Regeln und Bestimmungen sowie die Sicherstellung ihrer Durchsetzung;
d) die Kontrolle des Association Football in all seinen Formen, indem alle notwendigen Massnahmen ergriffen werden, die die Verletzung der Statuten, Reglemente und Entscheide der FIFA sowie der Spielregeln verhindern;
e) zu verhindern, dass Methoden oder Praktiken vorkommen, die die Integrität der Spiele oder Wettbewerbe gefährden oder zu Missbräuchen des Association Football führen könnten.
Alle diese Zwecke laufen auf eine Reglementierung hinaus oder werden heute mit einer solchen beantwortet. Davon ausgenommen sind einzig Punkt a) was die weltweite Verbreitung anbelangt sowie Punkt b) – wobei das weiter oben angesprochene Fussball-WM-Reglement deutlich macht, dass auch internationale Wettbewerbe nicht ohne ausführliches Reglement gelöst werden können.
Die FIFA ist…
Gewisse Regeln braucht es. Doch eine FIFA, welche selbst noch von den Socken der Fussballer ein Muster haben will, scheint heute vor allem ein Reglementierungsbetrieb zu sein. Wird damit der Fussball gefördert oder nicht doch eher gehemmt? Erstaunlich ist auf jeden Fall, dass in der Gesellschaft ganz allgemein eher ein Ruf nach weniger Regeln ertönt. Die FIFA schlug bisher den gegenteiligen Kurs ein.
Die FIFA, das ist aber vor allem auch ein Mann: Sepp Blatter. Das wird auch deutlich, wenn man etwas auf den Webseiten über die FIFA herumsurft. Sepp Blatter ist allgegenwärtig, ohne ihn scheint nichts zu laufen. Er ist einfach ein Tausendsassa. Man bekommt den Eindruck, dass die Luft augenblicklich aus allen Fussbällen entweichen würde, sollte er einmal nicht mehr FIFA-Präsident sein…
Diese Omnipräsenz überrascht im ersten Moment, denn die FIFA kennt nicht weniger als acht Vize-Präsidenten. Sie gehören genauso wie weitere fünfzehn Mitglieder zum so genannten Exekutivkomitee. Man könnte dem auch «breit abgestützt» sagen.
Doch genau diese «breite Abstützung» dürfte die scheinbare Unabkömmlichkeit Blatters erklären. Gäbe es nämlich nur einen oder vielleicht zwei Vize-Präsidenten, wären deren Worte fast so bedeutend wie jene des Präsidenten. Doch die Existenz von gleich acht Vize-Präsidenten schreit geradezu nach einer Stimme – eben jener von Blatter.
Durch das Durchsetzen dieser Organisation ist es ihm gelungen, einen Posten mit unglaublicher Macht zu schaffen, welche mittels endloser Reglemente und aufgrund der Popularität von Fussball selbst die öffentliche Hand in die Knie zwingen kann.
Als ehemaliger PR-Mann weiss er sich selber auch immer gut in Szene zu setzen. Den Beweis dazu liefert der Webauftritt. Dort zeigt er sich auch gerne mit allerlei Persönlichkeiten.
Er verfügt sogar über eine eigene Unterseite «Präsident». Hey – welcher Vereinspräsident kann so etwas schon vorweisen? Auf dieser Unterseite findet sich nicht nur seine ausführliche Biografie – jene des Generalsekretärs Jérôme Valcke erscheint dagegen wie ein Klacks – sondern auch seine «Erfolge». Und diese Erfolgsliste ist lang…
Erneuerung, Transparenz, De-Reglementierung
Trotzdem: Man muss weit suchen, bis man ein paar Häppchen zum noblen Vereinszweck «Förderung des Fussballs durch Jugend- und Entwicklungsprogramme» findet. Was man an Informationen darüber findet, ist mit den unzähligen Reglemente-Seiten nicht vergleichbar. Das erstaunt umso mehr, als dass diese Programme doch eigentlich fortlaufend Anlass geben, darüber zu berichten, währenddem Reglemente eine mehr oder weniger statische Angelegenheit sind.
Es erstaunt auch deshalb, weil die Vermarktung der Fussball-WM in den vergangenen Jahren enorm zugenommen hat. Ist es Zufall, dass die FIFA online unter fifa.com (commercial) und nicht etwa als Organisation unter fifa.org (organisation) zu finden ist, so wie das für Verbände ähnlicher Art üblich ist?
Mit dieser Vermarktung, welche wir unausweichlich über uns ergehen lassen müssen, wurden bisher schon Hunderte von Millionen von Schweizer Franken hereingespült. Viele der oben genannten Regelungen stehen auch im Zusammenhang mit dieser Vermarktung, denn schliesslich will man vor allem Trittbrett vermeiden. Nur: Warum hört, sieht und liest man so wenig über diese Millionen?
Sepp Blatter täte wohl gut daran, weniger sich und seine Erfolge in den Vordergrund zu stellen, sondern jene des Fussballs an sich – egal ob diese mit oder ohne Unterstützung der FIFA zustande kamen. Dabei sollte er auch (endlich) mehr Transparenz über die unzähligen Millionen schaffen.
Und bevor er noch reglementieren lässt, wie das Endresultat der nächsten Fussball-WM im 2014 auszusehen hat, sollte er vielleicht den Thron seines FIFA-Imperiums spätestens nächstes Jahr für eine jüngere Generation räumen…
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Empfehlung zum Thema
- 09.06.2010: «ZDF auslandsjournal»
Na, das gibt’s doch schon lange. Und geht so weit, dass der lokale Bäcker in seiner Fussballbegeisterung keine speziellen Törtchen backen darf.
Und um doch noch auf das Thema Boykott zu kommen (siehe anderen Beitrag): Frau Zappadong boykottiert die Fussball WM. Mal sehen, ob mir jemand dafür eine Rechnung schickt.
Es gibt nur eine Möglichkeit, diesem absoluten Wahnsinn den Riegel vorzuschieben: Den persönlichen Boykott jedes einzelnen. Den Boykott durch Fernsehsender. usw. Und weil das nie so sein wird, wird die FIFA weiterhin Gott spielen. Und Verwandte von Gott erhalten die Vermarktungsrechte, mit denen sie die einheimischen Veranstalter geradewegs in die Scheisse reiten.
Wo da der Spass ist? Keine Ahnung. Und von Fairness reden wir lieber schon gar nicht.
Danke für den Einblick hinter die FIFA-Kulisse. Dieser Einblick lässt einem wahrlich die Augen reiben.
Genau und meist werden in den meistens armen Länder teure Stadien gebaut und ein Riesenhype veranstaltet und viel Kohle abkassiert – danach ziehen alle wieder ab, alle Stadien verlottern und man hört nichts mehr…
Z’Seppi isch halt ä Walliser!
Wer sich nebst titus‘ Fleissarbeit noch mehr zumuten mag, hier die entsprechende Literatur:
“Foul! The Secret World of FIFA: Bribes, Vote Rigging and Ticket Scandals”; Andrew Jennings
Und dennoch: seien wir uns bewusst, dass trotz frau zappadongs ehrenwertem Wegtauchen und viel viel Empörung über Sonnenkönig Blatter ebendieser Blatter den Fussball zu einem Geschäftsmodell entwickelt hat, das ganz offensichtlich den Bedürfnissen der Millionen entspricht — Brot und Spiele?
@ Frau Zappadong
Das Problem bei Fussball-EM und -WM-Spielen ist die vereinnahmende Art auch des «normalen» Alltags: Die Medien sind voll davon; kulturelle Veranstaltungen werden zeitlich so angesetzt, dass sie nicht in Konflikt mit den Spiel-Zeiten stehen; in den Geschäften läuft über die Lautsprecher eine Dauerberieselung, damit man auch ja das Passende für die Matchs kauft; Produkte erhalten plötzlich ein Aussehen, dass an Fussball erinnert; in sehr vielen Bars und Beizen läuft das «Public viewing», ergo werden auch die Preise höher sein und Alternativen gibt es fast keine; im Geschäft werden Regeln aufgestellt, wann, wie und wo man Spiele schauen darf; usw… Kein einfaches Unterfangen, dem Ganzen zu entgehen…
@ Chris
Genau, das ist wie mit den Olympischen Spielen. Das Thema Nachhaltigkeit (damit meine ich bei weitem nicht nur die Umwelt) ist bei sportlichen Grossereignissen leider noch nicht angekommen. 🙁
@ Ate
Vielen Dank!
@ André
Tja, immer diese Walliser… 😉
Von Andrew Jennings Buch ist auch kurz im oben verlinkten ZDF-auslandsjournal die Rede.
Entspricht dieses Geschäftsmodell wirklich den Bedürfnissen der Millionen? Es geht um Fussball, um den Wettbewerb zwischen den Nationen und um den Nationalstolz – wobei von den 23 Schweizer Spielern nur gerade 7 (!) in einem Schweizer Verein spielen. Die Schweiz war halt schon immer eine starke Export-Nation… 😉
@titus: öhm … ich bin resistent. Krieche im Garten herum, lese Bücher, hüpfe durch Blogs, schreibe meinen fiktiven Romanfiguren hinterher (denen geht Fussball am Hut vorbei), lese keine Sportseiten (tue ich sowieso fast nie), schaue kein TV (nichts, wo WM drin vorkommt), einkaufen gehe ich eh selten und wenn, dann bin ich in Rekordzeit wieder aus dem Laden raus. Und der Rest ist Gelassenheit :-).