1000 Fragen, 150 Jahre und ein Bahnhof

Nach der «Nacht der langen Messer» vorgestern in Bern folgt am kommenden Samstag die «Nacht der 1000 Fragen» in Biel/Bienne – und noch vieles mehr.

Wie viele andere Orte hat auch Biel/Bienne einige Eigenarten. Dazu gehört sicher die Zweisprachigkeit. Dazu gehört aber auch das schweizerische Unikum einer Stadtregierung bestehend aus vier haupt- und vier nebenamtlichen Gemeinderäten. Dieses nicht bewährte Modell dürfte allerdings am kommenden Wochenende mittels Urnenentscheid vermutlich abgeschafft werden.

Ebenfalls ein Unikum, aber noch weit entfernt von einer Abschaffung ist die «Nacht der 1000 Fragen – nuits des 1000 questions». Sie findet am kommenden Samstag, 25. September, bereits zum dritten Mal statt.

Viele Fragen

Worum geht es dabei? Hier ein Auszug ab der Homepage dieser Veranstaltung:

Die Grundidee der Nacht der 1000 Fragen ist sehr einfach: Organisationen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen greifen ethische Grundfragen auf und bringen sie zur ‚Diskussion‘ mit einer breiten Öffentlichkeit auf die Strasse.

Fragen zum Anfang, zum Ende des Lebens, zur Lebensqualität, zum Lebenssinn. Fragen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, thematisiert von einzelnen Menschen, jung und alt, Mann und Frau, von Organisationen, Unternehmen und Institutionen.

Unerwartet und unkonventionell, leise, kommunikativ, clever, emotional, mit Freuden …

Doch Halt! Diese «Nacht» beginnt bereits morgens um zehn und endet um ein Uhr morgens. Solche «Nächte» sind hier in Biel so üblich 😉 . Und ob es schlussendlich genau 1000 Fragen sind, wer will das schon wissen?

Wertedebatte

Wie für jede Ausgabe gibt es auch für die diesjährige ein Rahmenthema: Werte – Wahl – Widersprüche. Aktueller könnte es nicht sein, beklagen sich doch viele über eine fehlende Wertedebatte.

Dazu nochmals ein Auszug ab der Website dieser Veranstaltung zum Rahmenthema:

Über Werte wird zur Zeit heftig diskutiert. Wir erleben in unserer Gesellschaft einen beschleunigten Wandel, nach Jahrzehnten des wirtschaftlichen Aufschwungs kommen die Grenzen des Wachstums in Sicht; nie zuvor waren die Kulturen durchmischter als heute. Wie sollen wir mit diesem Wandel umgehen? Sollte in einer sich verändernden Welt auf feste, beständige Werte zurückgegriffen werden oder sind Neuorientierungen nötig?

Welche Werte bestimmen überhaupt unser Leben? Die Wertedebatte ist nicht nur philosophisch. Sie wird in der Politik wie auch in der Erziehung, im Sport, in der Wirtschaft, in Glaubensgemeinschaften, an der Uni oder am Stammtisch geführt.

Einige Antworten

Für gegen vierzig Fragen wird in ganz unterschiedlicher Weise versucht, eine Antwort zu geben oder nach einer solchen zu suchen. Zum Beispiel die Frage: «Finden sich Orient und Okzident in der Musik?» Sie wird musikalisch durch christliche und islamische Gesänge beantwortet.

Drei Kurzfilme à zwanzig Minuten versuchen Antworten auf die Fragen zu geben: «Wer ist arm? Wie ist arm? Kann man Armut leben?». Ebenfalls filmisch, aber in Form einer Komödie, geht man der Frage nach: «Santiago? Mekka? …oder beides?»

Die Frage «Sind wir alle gleich viel wert?» wird spielerisch und sportlich beantwortet – durch Basketball zwischen solchen mit und solchen ohne Rollstuhl. Ruhiger geht es dafür bei der Frage «Sind Sie Motorrad oder Familienportrait?» zu, einer Fotoausstellung mit Bildern aus Vietnam und aus der Schweiz über Gegenstände, die uns (materiell) wichtig erscheinen.

Natürlich kann man anlässlich einer der zahlreichen Forumsdiskussionen auch einfach nur zuhören – und nachdenken, beispielsweise bei der Diskussion über «Was ist mir heilig?» über allerlei «Heiliges» aus verschiedenen Kulturen und Religionen.

Oder bei der Diskussion über die Frage «Hat die Kirche Zukunft?» oder «Bringen mich Sport und Kunst vorwärts im Leben?» oder «Hat Gesundheit etwas mit Heimat zu tun?» oder…

Dies ist nur ein Auszug einiger Fragen, auf welche versucht wird, aktiv eine Antwort zu geben. Am besten schauen Sie sich selbst einmal das gesamte Programm an.

Natürlich kann auch jeder selber Fragen stellen, die sich ihm aufdrängen. Dies kann man schriftlich vor Ort oder online machen. Die gestellten Fragen werden nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Zentralplatz projektiert.

Antworten dazu gibt es zwar keine. Trotzdem ist es immer wieder interessant zu sehen, was denn andere sich für Fragen stellen (die Sie sich vielleicht auch schon gestellt haben).

Wenn Sie nur «Bahnhof» verstehen…

Falls Sie allen Mühen zum Trotz von den gelieferten Antworten nur Bahnhof verstanden haben, sind Sie in Biel dennoch richtig. Denn an diesem Wochenende finden auch die Feierlichkeiten zum umgebauten Bahnhof Biel/Bienne statt.

Der Umbau selber hat nüchtern betrachtet wenig Spektakuläres gebracht. Interessanter ist hingegen das Rahmenprogramm. So kann, wer will, mit dem neuen railjet der ÖBB nach Neuenburg fahren oder auf dieser Strecke schon mal die Pannenanfälligkeit des neuen Cisalpinos ETR 610 prüfen… Und wem das zu schnell ist, zieht vielleicht lieber die Spanisch-Brötli-Bahn von und nach Lyss vor.

Daneben gibt es im SBB-Industriewerk Biel/Bienne eher technische und im Lokdepot eher allgemeine Einblicke rund um die SBB (zum Beispiel über die Sicherheit im Bahnverkehr, das Programm RailFair oder die SBB Police).

An diesem Wochenende wird zugleich auch noch «150 Jahr Arc jurassien» gefeiert: 1860 eröffnete die Strecke von Neuenburg nach Pontarlier (Frankreich) sowie nach Biel/Bienne und La Chaux-de-Fonds. Darum finden auch in diesen Bahnhöfen, inklusive Val de Travers, unzählige Aktivitäten statt. Natürlich gibt es fürs gesamte Gebiet auch ein Jubiläumsbillett.

Sie sehen: Es gibt jede Menge Gründe, dieses Wochenende nach Biel zu kommen. Übernachtungen sollen übrigens in einem Bieler Hotel im schweizweiten Vergleich besonders günstig sein.

Und der «Kriegs- und Ausnahmezustand» ist inzwischen wieder aufgehoben… 😉

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