Staatliches Vertrauen

Das gegenseitige Vertrauen zwischen Bürgern und staatlichen Behörden ist in der Schweiz grösser, als viele sich bewusst sind. Doch dieses Prinzip gerät zunehmend unter Druck.

Zur Durchsetzung von Recht und Ordnung in einem demokratischen Rechtsstaat gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man setzt auf polizeiliche oder polizeiähnliche Massnahmen oder auf die Einsicht jedes Einzelnen, sich an gemeinschaftliche Vorgaben wie Gesetze zu halten. Denkbar, und teilweise auch Praxis, ist auch eine Mischung von beidem.

Auf die Einsicht jedes Einzelnen zu setzen, sodass diese sich an Recht und Ordnung halten, bedingt, Vertrauen in jeden Einzelnen zu haben. Wo dieses Vertrauen nachweislich missbraucht und dieser Missbrauch bekannt wird, kommt es zu einer Strafe.

Steuerpflicht: Hohes Vertrauen

Das staatliche System der Schweiz beruhte bisher sehr stark auf dem Prinzip des gegenseitigen Vertrauens, also dem Vertrauen von uns Bürgern gegenüber den staatlichen Behörden wie auch dem Vertrauen der staatlichen Behörden gegenüber uns Bürgern.

Eines der bekanntesten Beispiele hierfür ist die Steuererklärung. Die Bürger geben darauf an, wie hoch ihr Einkommen und Vermögen ist und werden auf der Basis dieser Angaben veranlagt.

In der Regel müssen dabei die so genannten unselbständig Erwerbenden noch den Lohnausweis ihres Arbeitgebers beilegen, welcher schweizweit standardisiert ist. Es ist weder die Unterschrift des Geschäftsführers noch der Briefkopf der Firma oder irgendein Firmen-Stempel darauf enthalten.

Das fragliche A4-Blatt enthält auch keinen Silberstreifen wie eine Banknoten noch ein Wasserzeichen oder ein anderes Merkmal, welches dieses Dokument in irgendeiner Form als «echt» beziehungsweise als «vom Arbeitgeber ausgestellt» ausweist. Es liesse sich somit relativ leicht fälschen (das ist nun nicht als Aufforderung zu verstehen).

Auch die Einsendung der von den Geldinstituten «für Steuerzwecke verwendbaren» Belege, welche dem Nachweis des Vermögens dienen, werden zumindest in einigen Kantonen nicht mehr kategorisch verlangt, könnten aber im Nachhinein angefordert werden.

Diese Dokumente sind ebenfalls nur Computer-Ausdrucke und enthalten keine Unterschrift, keinen Stempel oder irgendetwas anderes, was sie als «echt» ausweist. Sie sind nicht einmal standardisiert.

Kein automatischer Datenaustausch

Umgekehrt findet aber auch kein Datenverkehr zwischen Arbeitgebern sowie Geldinstituten gegenüber den Steuerbehörden statt. Nur in einem Punkt werden die Banken teilweise zum Handlanger der Steuerbehörden:

Indem sie die bekannten 35 Prozent Verrechnungssteuer auf Erträgen über 200 Franken direkt abziehen und dem Staat zukommen lassen, jedoch ohne Angabe der genauen Herkunft. Diese wird erst mittels Rückforderungsantrag durch den Einzelnen via Steuererklärung bekannt.

Selbst die Überweisungen der Beiträge an die jeweiligen Sozialversicherungen (AHV/IV/EO/ALV) geben den Steuerbehörden höchstens in Einzelfällen sowie auf schriftlichen und begründeten Antrag ungefähr Auskunft über das Einkommen einer Einzelperson.

Es gilt somit nur das, was der Steuerpflichtige angibt und mittels besagter Dokumente nachweist oder was die Steuerbehörde über allgemein zugängliche Mittel selber herausfindet (zum Beispiel wenn der Gewinner eines Glückspiels in einer Zeitung oder am TV bekannt gegeben wird, sollte dieser Gewinn vorzugsweise auch in der Steuererklärung angegeben sein).

Das macht deutlich wie sehr die staatlichen Behörden, in diesem Beispiel die Steuerbehörden, den Bürgern hierzulande vertrauen (oder von Gesetzes wegen vertrauen müssen).

«Präventive» Steuererhebung

In anderen Ländern wie Deutschland oder Frankreich sind so genannte Quellensteuern häufiger anzutreffen, also Steuern, welche direkt an der Quelle erhoben werden. Darunter fallen beispielsweise Gehälter oder die Vermögensgewinne (Zinsen), von denen jeweils eine entsprechende Steuer vor deren Auszahlung direkt abgezogen wird.

Das mag vielleicht praktischer erscheinen, drückt im Vergleich zum Schweizer Modell aber auch ein gewisses Misstrauen gegenüber den Bürgern aus und zwar in doppeltem Sinne:

Einerseits wird damit ausgedrückt, dass man dem Bürger nicht zu- und vertraut, er möge immer ehrlich sein Haupteinkommen deklarieren. Und andererseits scheint man nicht darauf zu vertrauen, dass der einzelne Bürger seine hauptsächliche Steuerschuld rechtzeitig bezahlt, also zieht man sie ihm gleich an der Quelle ab.

Dieses Misstrauen im Sinne des letztgenannten Falles kann für den Einzelnen Folgen haben: Wer in der Schweiz knapp bei Kasse ist, bezahlt häufig die geschuldeten Steuern verspätet, nachdem mit der jeweiligen Steuerbehörde ein Arrangement gefunden wurde.

Das kann helfen, eine temporär eingetretene, finanzielle Schieflage nicht noch weiter zu verschlimmern. In jenen Ländern, welche hingegen direkt Steuern an der Quelle erheben, besteht dieser «soziale Puffer» nicht.

Es hat also auch etwas Gutes, nicht einem – plakativ ausgedrückt –  «System des Misstrauens», sondern einem «System des Vertrauens» zu folgen.

Weit verbreitetes Prinzip

Doch die Steuererklärung ist nur ein sehr bekanntes Beispiel dieses gegenseitig erbrachten Vertrauens. Sehr vieles im Verkehr mit den Behörden beruht auf diesem Prinzip, nur sind wir uns dessen häufig nicht (mehr) bewusst.

Ein weiteres Beispiel ist die Anmeldung bei der Einwohnerkontrolle. Hier wird darauf vertraut, dass sich jemand anmeldet und die Anmeldung auch richtig ist, dass also beispielsweise wirklich Wochenaufenthalter ist, wer sich als solcher anmeldet.

Auch die Strassenverkehrsämter vertrauen darauf, dass beim Antrag um Zulassung eines Autos im jeweiligen Kanton wirklich auch die Regeln bezüglich Standortkanton eingehalten werden, dass also beispielsweise ein Wochenaufenthalter sein Auto auch tatsächlich mindestens an zwei Wochenenden pro Monat im entsprechenden Standortkanton untergebracht hat.

Vertrauen spielt in unserem staatlichen System aber nicht nur bei den administrativen Behörden eine wichtige Rolle. Es kommt auch bei allen gewählten Personen zum Tragen, wie letzte Woche anlässlich der Wahl zweier Bundesräte einmal mehr deutlich wurde:

Die Vereinigte Bundesversammlung vertraut darauf, dass die beiden neu gewählten Bundesräte Sommaruga und Schneider-Ammann ihre Arbeit gut machen werden. Und die beiden Gewählten dankten beide fürs Vertrauen, das ihnen entgegen gebracht wurde.

Vertrauensmissbrauch

Natürlich kann man dieses Vertrauen auch missbrauchen. Es wäre naiv zu glauben, dass das nicht vorkäme. Handelt es sich dabei aber nur um Einzelfälle, besteht kein Handlungsbedarf, zumindest kein Handlungsbedarf, welcher verhältnismässig wäre.

Kommt es jedoch häufiger vor – und sei es nur in der subjektiven Wahrnehmung – wird schnell der Ruf nach entsprechenden Massnahmen laut.

Da das Prinzip «Einsicht, sich an gemeinschaftliche Vorgaben zu halten» in diesen Fällen versagt hat, wünschen sich einige schnell einmal polizeiliche oder polizeiähnliche Massnahmen herbei, wobei unter Letzterem auch Kontrollen oder Untersuchungen eines Sachverhalts durch irgendeine Behörde zu verstehen ist.

Das kann man machen, sofern es sich um einzelne Stichproben handelt, also um Einzelfälle. Häufig wird jedoch im Falle eines Vertrauensmissbrauchs nach kategorisch durchgeführten Kontrollen oder Untersuchungen gerufen.

Wer das zu Ende denkt, merkt schnell einmal, dass wir uns dann in Richtung eines «Polizeistaates» entwickeln würden. Jeder Schritt und Tritt, bei dem uns etwas angelastet werden könnte und bei dem ein gewisses «Missbrauchspotential» besteht, würde dann überwacht und/oder untersucht.

Am Scheideweg?

Natürlich sind wir heute weit von einem Polizeistaat mit einer allwissenden «Stasi» entfernt, auch wenn der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) erneut über 200’000 Fichierte verfügt. Es soll hier auch nicht etwas heraufbeschworen werden.

Aber wir sollten gerade in diesem digitalen Zeitalter, in welchem bezüglich Informations- und Datenaustausch vieles möglich ist, uns einmal bewusst mit der Frage auseinandersetzen,

  • ob wir weiterhin auf ein «System des Vertrauens» setzen wollen, welches sicher nicht perfekt ist und es wohl auch nie sein wird und welches da oder dort beispielsweise mit stichprobenartigen Einzelkontrollen verbessert werden könnte oder
  • ob wir uns einem «System des Misstrauens» mit umfangreichen Überwachungs- und Untersuchungsmassnahmen durch unzählige Behörden hingeben wollen.

So empörend ein Vertrauensmissbrauch auch sein mag: Er sollte nicht dazu führen, dass mit kategorisch durchgeführten Massnahmen pauschal ein gewisses Misstrauen ausgedrückt wird, selbst wenn dies nicht das Ziel dieser Massnahmen ist.

Vielmehr sollte er Anlass dafür sein, Massnahmen zur Förderung des gegenseitigen Vertrauens zwischen Bürgern und Behörden auszulösen.

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16 Antworten auf „Staatliches Vertrauen“

  1. Wir laufen (nein rennen) in die Richtung des Misstrauen.
    Das wird sich rächen.
    Für eine Kehrtwende muss mühsam und langwirig wieder Vertrauen aufgebaut werden, wenn es überhaupt gelingt.
    Vertrauen zerstören ist hingegen eine ganz einfache Sache.

    Für uns ist der Staat keine anonyme Kracke, die uns unser Geld stiehl.
    Wir sind der Staat, wir bestimmen, was mit dem Geld geschieht.
    Deshalb ist Steuerhinterziehung hier kein Volkssport, wir würden uns selber bescheissen.

    Was mir grosse Sorgen bereitet:
    Im grasierenden Gesundheitswahn mutet uns der „Staat“, vorab das BAG, keine eigenen Entscheidungen mehr zu. Die wissen besser als wir, was für uns gut ist.
    Das BAG betrachtet uns offensichtlich nicht mehr als mündige Bürger.
    Dieses Misstrauen wird die Vertrauensbasis für lange Zeit zerstören.
    Der Staat wird zum Feind.
    Feinde darf man bescheissen.
    ->Steuerhinterziehung wird zum Volkssport
    etc.
    Ein schlechtes Vorbild gibt u.a. Deutschland ab.

  2. So ist es, wenn das Vertrauen mal dahin ist, ist es eben dahin, es kann zwar wieder versucht werden es zu gewinnen, doch das erfordert selber zunächst doppelt soviel Vertrauen das von der anderen Seite kommt und dennoch wird es nie mehr wieder so wie es mal war.

    Und ich spreche hier nicht nur von Steuern und dergleichen!

    Auf die Einsicht jedes Einzelnen zu setzen, sodass diese sich an Recht und Ordnung halten, bedingt, Vertrauen in jeden Einzelnen zu haben. Wo dieses Vertrauen nachweislich missbraucht und dieser Missbrauch bekannt wird, kommt es zu einer Strafe.

    Da ist bereits ein Fehler, denn es passiert eben nicht, es gibt heute keine Strafe und keine Entschädigung mehr «wo dieses Vertrauen nachweislich missbraucht und dieser Missbrauch bekannt wird» im Gegenteil winden sich die schuldigen raus damit sie nicht zahlen bzw. nicht bestraft werden!

    Und was die «anonyme Kacke» betrifft, ohh doch ist leider so, alles läuft anonym über bedrucktes Papierchen ab, man sieht und hört niemanden, niemand spricht mit einem, nicht einmal die Richter bei Gerichtsprozessen sieht oder hört man, alles läuft nur über «anonyme Kacke» ab!

    Oder es werden andere Behörden damit betraut die dann wiederum alles über «anonyme Kacke» abwickeln!

    Und was nun das Steueramt selber betrifft, auch da nur Lug und Trug, ich habe mit denen ein solches einvernehmliches Dingsda abgemacht und was kam 2 Tage nachdem ich den Betrag bezahlt hatte? Richtig, «anonyme Kacke» in Form eines Betreibungsbeamten, der exakt die Summe wollte die ich doch 2 Tage zuvor bereits bezahlt hatte!

    Die «anonyme Kacke» ist eben langsam, dümmlich und blind, will aber alles sofort! Wohingegen ich nun schon 3 Jahre Geduld haben muss!

    Nur schon, dass ich der selben «anonyme Kacke» Geld zahlen muss, die dafür verantwortlich ist, das sich kaputtgemacht wurde, die selber mir aber bis heute keinen Rappen bezahlt hat, macht mich stinksauer!

    Und was die Steuerhinterziehung betrifft, die lohnt sich doch ohnehin nur für solche die wirklich viel Kohle haben und die machen das auch, sicher nicht die kleinen die schön brav ihren Lohnausweis abgeben müssen, die können ohnehin nichts hinterziehen!

    Nein, wenn das Vertrauen mal dahin ist, ist es eben dahin!

    Tja und was die Bundesratswahl betrifft, super Sache Sommaruga eine Nicht-Juristin ist nun Chefin der Justiz, hahahaha, ist ja wie wenn man Gärtner als Richter einstellen würde, wobei wer weiss womöglich wären ja Gärtner sogar die besseren Richter!

    Und die Behörden trauen uns auch nicht, angefangen beim Sozialamt das nur Originalausdrucke der Banken möchte und keine Ausdrucke aus dem DirectNet (weil man die ja manipulieren könnte) bis zum Steueramt das alle Original Lohnausweise und Zettelchen haben will, zudem wissen die ganz genau Bescheid, schliesslich bekommen die die Angaben elektronisch geliefert wenn es was zu liefern gibt!

    Ich sage mir heute, man bekämpft die «anonyme Kacke» am besten mit «anonymer Kacke» und lässt seine Daten ganz einfach selber verschwinden und anschliessend macht man es wie die «anonyme Kacke» es macht und übernimmt auch keinerlei Verantwortung für rein gar nichts mehr oder schiebt alles an andere weiter wie zbs. die Post oder den Computer oder was weiss ich Hauptsache man ist nicht schuld daran, genauso macht es nämlich die «anonyme Kacke»!

  3. @ Kikri

    Und weshalb ist es so, dass das BAG manchmal Entscheide fällt (oder fällen muss), welche Du als Entmündigung empfindest?

    Nebenbei: Ich würde unterscheiden zwischen staatlichen Behörden (Ämter usw.) und Staat (= wir).

    @ Chris

    Nach Deinem Kommentar riecht es hier aber fürchterlich… 😉

    Auch in der Wirtschaft – so mein Eindruck – beginnt man erst jetzt langsam das Verständnis, Kunden nicht mehr von einer Abteilung zur nächsten zu schicken, sondern durch eine Person zu betreuen. Vielleicht wächst das Verständnis dafür dann auch irgendwann in den nächsten 20 Jahren in der öffentlichen Verwaltung (?).

  4. Ja, es kommt sehr darauf an wen man jeweils erwischt, es gibt durchaus gute Leute, doch leider so kommt es mir jedenfalls vor hat die Zahl derer sehr abgenommen. Man erwischt fast nur noch solche die nichts wissen, nichts entscheiden dürfen und vor allem nichts zu tun haben wollen.

    Tja und wegen dem stinken, mir stinkt es eben auch!

    Was mir vor allem stinkt ist dieses ewige hinauszögern und Zeit verschwenden, wenn man in der Wirtschaft zbs. bei der IT derart schlampig und langsam wäre, dann wäre diese schon längst Konkurs gegangen.

    Und ich war ja mal bei einem Bundesamt tätig, es lief genau so ab, schlampig und ja nichts anpacken, Anfragen von anderen Abteilungen wurden einfach auf einen Stapel weggelegt und mir wurde noch gesagt ich soll mich nicht darum kümmern, weil es sonst nur noch mehr Arbeit geben könnte! Ein faules Dreckspack war das, und als ich mich beim Vorgesetzten beschwerte, hat der sich ja auf die Seite des faulen Packs geschlagen anstatt für Recht und Ordnung zu schauen!

    Und genauso wie ich es intern erlebt habe, läuft es wohl auch sonst und die decken sich gegenseitig, Hauptsache es kann so weiterlaufen und es gibt nicht doch noch was zu tun!

    Die müssen ja keine Angst um ihren Job haben, also wofür arbeiten, alles auf Stapel legen und vergessen ist viel angenehmer, und so vergehen Monate um Monate, Jahre um Jahre ohne das auch nur etwas bewegt wurde – denen sollte mal jemand richtig die Kappe waschen!

    Wie wäre es mit der totalen Abschaffung des Beamtenstatus und Streichung aller Privilegien, so das die exakt die selben Bedingungen wie in der freien Wirtschaft ausgesetzt sind?

    Ja, das wäre was und dann Einführung eines rigiden Zeit und Qualitätsmanagements mit genauen Vorgaben wie viel Zeit für das erledigen der Anfragen bleibt und wehe wenn es einfach weggelegt wird, dann sofort Malus auf die Performance und Abzug des Lohnes bei unterschreiten des Minimalwertes oder gleich Rauswurf! Da würden solche faulen Säcke wie bei dem Bundesamt wo ich war aber verdammt schnell Beine kriegen!

    Und wegen den Kunden, nun an sich bin ich auch ein Kunde, nämlich Kunde des Staates, der Justiz und der zahlreichen involvierten anderen Behörden und allesamt haben mich als Kunde enttäuscht, die Qualität ist einfach lausig und die Mitarbeiter arrogant, unfreundlich und faul, wäre es ein Geschäft ich würde es nie mehr betreten!

  5. „Und weshalb ist es so, dass das BAG manchmal Entscheide fällt (oder fällen muss), welche Du als Entmündigung empfindest?“
    Weil ich ich nicht nach er aktuellen Ideologie verhalte?
    Weil ich ungesund (was immer das ist) lebe?
    Weil ich mich selber schädige?
    Weil Behörden ihre Wichtigkeit unterstreichen wollen?

    Um auch das geschrieben zu haben:
    Selbstmord auc auf Raten) und Körperverletzung mit Einverständnis des Verletzten (Bsp. auch Operationen) sind legal.

    „Nebenbei: Ich würde unterscheiden zwischen staatlichen Behörden (Ämter usw.) und Staat (= wir).“
    Das versuchte ich auszudrücken, in dem ich Staat in Anführungszeichen schrieb.
    Das Rauchverbot, sorry Nichtraucherschutz, ist so ein Thema.
    Was heute abläuft geht weit über einen wirksamen Nichtraucherschutz hinaus, der auch das Anliegen einzelner, auch Nichtraucher, ernst nimmt.
    Das Thema ist vorbei: Alkohol und Fett sind im Anmarsch.

    Wer heutzutage von was allem geschützt werden soll:
    Wer mich schützen will nimmt mich meist nicht ernst, mutet mir nicht zu, mich selber zu entscheiden, entmündigt mich.
    Das ist das Misstrauen, das ich meine.

    Ganz unselbständig scheint die Jugend zu sein, vor was die alles geschützt werden muss…..
    OK, meist wird die Jugend als Vorwand missbraucht, irgend ein ideologisch begründetes Verbot durchzudrücken.

    Staatlichen Behörden scheinen uns (ehem. der Staat) nicht mehr als mündig wahrzunehmen.
    Bzw nur noch für so mündig Steuern zu bezahlen, damit sie ihren Lohn bekommen.

  6. Gut, doch wer einem vor allem schützt übernimmt auch die Verantwortung für alles! Doch anscheinend will man eben gerade für nichts die Verantwortung haben, sich aber trotzdem überall einmischen, ein bisschen paradox wie ich finde.

  7. Was ich irgendwie beängstigend finde, dass das Misstrauen – um je weniger Geld es geht – also bei den Ärmsten (Stichwort Sozialhilfe) je grösser ist und um je mehr Geld es geht (Steuerhinterziehung) desto kleiner ist.

    Mich würde es zum Beispiel gar nicht wundern, wenn bald die Forderung aufkäme, dass das Bankgeheimnis beispielsweise für all diejenigen die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, nicht mehr gelten würde – jedoch für alle anderen (eben: Steuerhinterziehung) selbstverständlich schon.

    Also (relativ) «viel Geld» zu haben, macht jemanden automatisch «seriöser»?

  8. Mich amüsiert die Vorstellung, dass WIR der Staat sind. Gut, dass wurde uns im Elternhaus, in der Schule etc. eingetrichtert. Dass dieses Ammenmärchen jedoch immer noch – auch hier in den Kommentaren – geglaubt wird – seltsam, seltsam. WIR sind Zahlsklaven. Mehr nicht.

  9. Stimmt, der Staat ist die Matrix und wir nicht mehr als Batterien die ausgesaugt werden, bis sie tot ehh leer sind…

    Und es ist Zeit endlich auf zu wachen und uns uns zu wehren!

  10. @ Chris
    Seit dem 01.01.2002 gilt für die Angestellten der Bundesverwaltung nicht mehr das Beamtengesetz von 1927, sondern dass Bundespersonalgesetz. Damit gibt es auch keine Beamten mit schier unkündbaren Arbeitsverträgen mehr. Es gelten Kündigungsbedingungen ähnlich dem normalen Obligationenrecht (ich hab‘ das jetzt nicht eins-zu-eins verglichen).

    Zudem ist mir die Pauschalisierung, dass die Angestellten des Bundes ein «faules Dreckpack» sei dann doch etwas gar einfach. Ich kenne selber einige und kann nun wirklich nicht sagen, dass die ihren Job nicht gut machen würden.

    @ Kikri
    Liegt die von Dir empfundene Entmündigung am BAG?

    Erlaube mir Dich darauf hinzuweisen, dass die Bundesverwaltung immer im Rahmen einer gesetzlichen Vorgabe handelt. Diese lässt manchmal mehr, manchmal weniger Spielraum zu. Diese gesetzlichen Vorgaben und insbesondere das Rauchverbot ist nicht auf dem Mist des BAG gewachsen, sondern das Resultat eines politischen Entscheids unserer Volksvertreter.

    @ Mia
    Was Du befürchtest, ist zumindest indirekt bereits Realität. Wer Sozialhilfe beantragt, muss seine Hosen ziemlich weit nach unten lassen. Anlässlich der Ausstellung «Im Fall» über die Sozialhilfe hatte ich nachgefragt, wie viel ein Sozialhilfebezüger noch besitzen darf, um überhaupt Sozialhilfe bekommen zu können. Die Antwort lautete 3000 oder 4000 Franken (ich weiss die genaue Zahl leider nicht mehr).

    Was das Misstrauen anbelangt, teile ich Deine Einschätzung. Zumindest scheinen viele Politiker immer auf «den kleinen Mann von der Strasse» zu spielen, wenn sie wieder einmal auf Empörung von wegen «Verschleuderung von Steuergeldern» machen…

    @ BodeständiX
    Wir sind das, woran wir glauben. Wenn Du glaubst, Du wärst ein Zahlensklave, dann bist Du einer. Ich glaube, Teil des Staates zu sein. Ich mag Märchen trotzdem 😉

  11. Es war keine Pauschalisierung, es bezog sich ganz spezifisch auf diese die ich da selber als «faules Dreckpack» erlebte!

    Ich vermisse übrigens die Threaded Comments, so kann man ja gar nicht mehr spezifisch antworten und alles wird eine Riesenschlange, finde ich nicht so toll, war vorher besser.

    Bei meinem Blog hab ich nun sogar extra eine Pagination dafür gecoded und das Quoting Multipage und Multithread fähig gemacht, da du ja das selbe Grundgerüst hast, wäre es kompatibel.

  12. @Titus
    Da hast du eine schöne Abkürzung genommen.
    Das BAG, supportet vom WHO, hat uns allen aufgeschwatzt, dass Passivrauch sehr gefährlich ist. Im Herbst 2008 sprachen sie noch von 400 Passivrauchtoten pro Jahr. Heute sind es schon über 1’000.
    Nachdem allen Angst gemacht wurden, wurde auf dem demokratisch korrekten Weg ein Rauchverbot beschlossen.
    Vor einigen Monaten hingen im Kanton Zürich Plakate auf den en es hiess, dass dickein dem Kanto 900 Mio Franken pro Jahr kostet.
    Um bei der Jagd nach den bösen nicht durcheinanderzukommen wurde die Kampagne gestoppt.
    die Jagd auf den Alkohol scheint vordringlicher zu sein.
    Was meinst du, weshalb
    – am Montag in den Zeitungen von den besoffenen Jugendlichen geschrieben wird?
    – Ideen rumschwirren, Bier erst ab 18 freizugeben?
    – Tankstellen in der Nacht nur noch wenige Artikel verkaufen dürfen?

    Wir werden doch auf weitere Restriktionen bez. Alkohol eingestellt.

    Es ist schon richtig, dass der eine oder andere Lebensstil anderen schadet.
    Im Grunde genommen schadet jeder Lebensstil anderen.
    Bsp. Rauchen, autofahren, fliegen, Alkohol konsumieren etc.
    Jeder schadet so den anderen und jedem wird geschadet, es gleicht sich in etwa aus.

    P.S. BAG und rauchen: auf http://www.bag.admin.ch sind unter dem Punkt „Forschung“ nur Studien veröffentlicht die den Effekt von Präventionskampagnen zeigen, den Anteil der Raucher in der Bevölkerung zeigen.
    Das Zentrale in der Diskussion wäre doch, wie schädlich Passivrauchen ist.
    Warum veröffentlicht das BAG dazu keine Studie?

  13. Der schlimmste Lebensstil ist das sinnlose Geld anhäufen, da muss dringend was dagegen getan werden zbs. mal den Zins abschaffen, dann lohnt sich das sinnlose Geld anhäufen nämlich nicht mehr! *lol*

    Und die Ausbeutung anderer sollte auch endlich verboten werden!

    Was das Alkohol verbieten betrifft, interessiert es mich kaum, doch man weiss ja was dann passiert, ist ja nicht das erste mal und jedesmal blühten dann die Untergrundgeschäfte, ist doch bei Rauschgiften allgemein so, hat man das denn immer noch nicht gelernt?!

  14. Ach ja, was ich mir auch grad noch dachte, nach wie vor kümmert es niemanden WESHALB die Leute Drogen nehmen, doch diese Ursachen sind es, die man bekämpfen muss und eben nicht die Symptome!

  15. Ich bin auch nicht dafür, dass immer und alles behördlich verordnet und geregelt werden soll. Eigentlich ist es richtig, zuerst an die Vernunft zu appellieren und den massvollen Umgang mit Genussmitteln zu propagieren. Ob das nun mit reisserischen Artikeln im Gratisblatt am Montag der richtige Weg ist, bezweifle ich. So wird suggeriert, dass alles viel schlimmer ist als früher. Dass wir auf horrende Gesundheitskosten zuschlingern und der Weisheit letzter Schluss ist dann, jeglichen Genuss zu verbieten. Auch nicht lustig.

    Warum konsumieren wir fettiges Essen? Weils schmeckt. Warum trinken wir Alkohol? Weils so schön prickelt und einem die harte Welt etwas in Watte packt. Warum strampelt jemand mit dem MTB 50km in der Woche über Feld, Wald und Wiesen? Weil’s ihn ebenfalls berauscht und Abwechslung zum harten Alltag bietet.

    Klar möchte ich gerne so leben, wie es mir passt.
    Trotzdem bin ich ein Teil dieses/unseres Staates, bin Mitglied eines sozialen Netzes, und trage somit auch Verantwortung. Die Freiheit des einen hört da auf, wo die Freiheit des anderen beginnt. Gilt fürs Rauchen, Saufen und Rasen genauso, wie für „gesunde“ Outdooraktivitäten.

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