Vorbild SBB

Ein Unternehmen, das Grund zum Klagen über die Abkehr vom vermeintlich billigen und jederzeit verfügbaren Atomstrom hätte, hat die Weichen schon längst in eine andere Richtung gestellt. Wenn wundert’s, ist das Weichenstellen doch auch deren Alltag.

Es war ja zu erwarten, dass am Tag 1 nach dem angekündigten Strategiewechsel des Bundesrats «weg von Atomstrom – hin zu erneuerbaren Energien» kritische Töne vor allem zu zwei Themen zu hören waren: Versorgungssicherheit und Strompreis.

Vielen Unternehmen voraus

Gemäss Bundesamt für Energie (BFE) konsumierte der Verkehr im 2009 8,2 Prozent des hiesigen Stroms, oder rund einen Viertel aller Haushaltungen. Die SBB dürfte daran den grössten Anteil haben und sind vermutlich auch der grösste Stromkunde der Schweiz.

Hört man da etwa ein Lamentieren von wegen Versorgungssicherheit oder höherem Strompreis? Von wegen:

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Die SBB haben bereits vor zwei Jahren entschieden, von der Atomenergie loszukommen. Ein solcher Entscheid fällt ein energieabhängiges Unternehmen dieser Grössenordnung nicht von heute auf morgen, weshalb man sich wohl schon vor 2009 mit der Atomstrom-Frage auseinandersetzte.

Ob man vielleicht einmal die Repräsentanten der freien Marktwirtschaft, der Economiesuisse, beim bundesnahen Betrieb SBB vorbei schicken sollte, damit sie dort etwas in Sachen Voraussicht und wahrnehmen von Verantwortung lernen könnten?

P.S. Nach Familienwagen, Speisewagen, Businessabteilen, Wickeltischen und weiteren Sondereinrichtungen: Wie wäre es, alle Wagen zu Fitnesszentren umzurüsten und mit Tretpedalen unter jedem Sitz auszustatten um daraus Strom zu gewinnen?

Damit könnte erstens eine gewisse Strom-Bandbreite sichergestellt werden. Und zweitens rissen sich damit die Reisenden auch nicht mehr so sehr um die Sitzplätze…

😉

 

8 Antworten auf „Vorbild SBB“

  1. Da sieht man’s wieder: Wenn man will, geht das schon. Den ganzen „Wirtschaftsexperten“, die die Entwicklung zu erneuerbaren Energien immer nur als wirtschaftsschädigend abtun, glaube ich gar nichts mehr. Denen geht’s doch nur um den kurzfristigen Profit.

  2. In der Tat vorbildlich.

    Leider werden die Lobbyisten in den Räten alles daran setzten, dass der Ausstieg aus der für jahrtausende strahlenden Zukunfstvernichtungsindustrie nicht vollzogen werden kann.

  3. @ Kim
    Wie hiess es doch vor einigen Jahren in Deutschland: Aufschwung beginnt im Kopf. Hier ist es wohl ähnlich: Der Umstieg beginnt im Kopf.

    Es geht nicht nur um den kurzfristigen Profit, sondern auch um die langfristige Anbindung (man könnte es auch Abhängigkeit nennen) an die Stromkonzerne. Vom Betreiber eines neuen, milliardenteuren AKWs wendet man sich schliesslich nicht so schnell ab. Im Gegenzug dazu läuft beispielsweise Solarenergie darauf hinaus, nur das ans Netz abzuliefern, was man selber nicht braucht. Was für ein Horrorszenario für Stromkonzerne… 😉

    @ Dan
    Ich fand eine Feststellung der letzten Tage noch interessant: Niemand mochte sich bisher wirklich für neue AKWs stark machen. Zwar haben verschiedene Branchen- oder Wirtschaftsverbände den Mahnfinger erhoben. Doch auch da bröckelt die Zustimmung um jeden Preis.

    Und: Wie schon bei der Mühleberg-Abstimmung dürfte es auch unter den vor allem kleineren Unternehmen viele geben, die für einen Umstieg sind. So wie ich unser Parlament kenne, wird es für die energieintensiven Unternehmen ohnehin eine Sonderregelung treffen, so wie das auch bereits schon Leuthard angetönt hatte.

  4. Stimmt, den Punkt mit der Bindung hatte ich so nicht bedacht. Ich habe bei der Ausstiegsdiskussion eh das Gefühl, dass die grossen Stromkonzerne vor allem an sich denken, wenn sie sagen „die Wirtschaft“ werde darunter leiden…

  5. @ Kim
    Natürlich denke die in erster Linie an sich selbst, geht es doch schliesslich um nicht weniger als 40 Prozent ihres Stammgeschäfts. Und: Ich gehe davon aus, dass die Stromkonzerne die verschiedenen Alternativszenarien schon längst einmal durchgerechnet haben – und aufs gleiche Ergebnis wie die Umweltverbände gekommen: Es wäre möglich… (nur zugegeben dürfen sie das nicht).

  6. Bei einem Gewinn von 300 Millionen Franken, und einem Jahreslohn von 2 Millionen für den Sbb-Boss, sollten die mal gefälligst die Preise senken!! Basel-Bern mit 1/2-Tax hin und zurück: 38Fr. Spinnen die???

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