In der Schweiz mit Euros zahlen

Die beinahe Parität zwischen Euro und Schweizer Franken beschäftigt vor allem die Wirtschaft. Der normale Konsument bekommt davon wenig mit. Aber auch ohne Reise ins benachbarte Ausland kann dieser man vom schwachen Euro profitieren…

Der schwache Euro oder der starke Franken beschäftigt zurzeit vor allem die Schweizer Exportwirtschaft. Dies führt auch dazu, dass einige Arbeitgeber von ihren Arbeitnehmenden als Ausgleich längere Arbeitszeiten verlangen.

Euros kaufen um in Euros zu zahlen

Zugleich spürt der Schweizer Konsument kaum etwas vom schwachen Euro. Viele Preise sind unverändert. Die Beispiele, welche aufzeigen, wie viel mehr der gleiche Artikel in der Schweiz gegenüber dem benachbarten Ausland kostet, sind zahlreich. Weil die Schweiz schon lange als Hochpreisinsel gilt, gab es diese Unterschiede auch bereits vor der aktuellen Euro-Schwäche.

Häufig hört man das Argument, dass höhere Rohstoffpreise kein Weitergeben der tieferen Preise erlauben würden. Ob das so stimmt, vor allem ob es pauschal so stimmt, darf bezweifelt werden.

Es hindert auf jeden Fall viele nicht daran, ins benachbarte Ausland zu reisen um dort Einkäufe im Euro-Raum zu tätigen – also dort, wo die Rohstoffpreise doch auch höher sein sollten…

Allerdings: Nicht jeder braucht nur drei Schritte um auf ausländischem Boden zu stehen. Viele wohnen zu weit im Landesinneren als dass sie die Müh‘ und Zeit in Kauf nehmen mögen um ein paar Franken einzusparen.

Das ist allerdings auch nicht immer nötig:

  • Gehen Sie ganz einfach zum nächsten Geldautomaten und lassen Sie sich dort Euros zum aktuell äusserst günstigen Wechselkurs auszahlen.
  • Dann gehen Sie ins nächste Einkaufsgeschäft oder ins nächste Restaurant, in welchem man mit Euros zahlen kann und zahlen mit Euros. Das Rückgeld erhalten Sie dann zwar in Schweizer Franken, aber die können Sie ja auch sonst brauchen.

Der mögliche Gewinn dieses Vorgehens liegt in völlig veralteten Wechselkursen. Dazu das nachfolgende Beispiel:

Ausgewiesen wird der Rechnungsbetrag in Schweizer Franken und Euros. Bezahlen tut man bei diesem Wechselkurs aber am ehesten in Euros...

Gestern Abend zahlte der Autor in einem Bieler Restaurant 40 Franzen und 90 Rappen. Gleich darunter wird der Preis in Euro ausgewiesen: 27 Euros und 27 Cents. Es wird also noch immer mit einem Wechselkurs von 1,50 gerechnet.

Schon seit Wochen oder Monaten stimmt dieser Wechselkurs von 1 Franken 50 für einen Euro nicht mehr. Zurzeit liegt er bei zirka 1,09. Das ist schnell (richtig) nachgerechnet:

CHF 40.90 = EUR 37.55
CHF 29.75 = EUR 27,27

Das heisst, korrekterweise hätte ein in Euros zahlender Kunde 37 Euros und 55 Cents zahlen sollen. Hätte der Autor hingegen die 27 Euros und 27 Cents mit Euros beglichen, hätte er rund zehn Franken sparen können – ganz legal!

Muss man sich deswegen nun ein schlechtes Gewissen machen?

Ungerechtigkeiten selber ausgleichen

Ja, aber nur, wenn dem Geschäftsinhaber oder dem Restaurantbesitzer die Ohren auch rot anlaufen. Dafür gibt es zwei Gründe:

Einerseits wird nichts vom günstigeren Euro weitergegeben. Wer also beispielsweise in der Speisekarte eine Fleischdeklaration wie «Frankreich» findet, sollte auch erwarten können, dass der Preis in Franken angepasst würde. Doch wer noch immer mit einem Wechselkurs von 1,50 rechnet, passt ohnehin kaum etwas an…

Andererseits ist es doch nicht gerecht, dass ein europäischer Tourist fürs gleiche Menü nur 27 Euros und 27 Cents bezahlt, der Schweizer soll dafür aber umgerechnet 37 Euros und 55 Cents bezahlen.

Oder aber dann ist das Gejammer, wonach die Schweiz für ausländische, insbesondere für europäische Touristen zu teuer sei, nicht gerechtfertigt. Allerdings ist es ebenso falsch, aufgrund dieses einen Beispiels von einer Art Subventionierung ausländischer Touristen zu sprechen wie es falsch ist, dass für diese in der Schweiz zurzeit alles zu teuer sei, zumal es ja immer noch Beispiele mit dermassen veralteten Wechselkursen gibt.

So lange wie kaum etwas von der Euro-Schwäche weitergegeben wird, bleibt einem ja kaum etwas anderes übrig, als auf den Euro als Zahlungsmittel auszuweichen. Sollte der Wechselkurs angepasst werden, zögern Sie aber auch nicht, auf eine Anpassung der Preise in Schweizer Franken zu pochen. Den Schweizer Fünfer und das europäische Weggli dürfte es nämlich nicht geben…

P.S. Dieser Beitrag ist keine Empfehlung, sondern nur ein Gedankenanstoss.

13 Antworten auf „In der Schweiz mit Euros zahlen“

  1. Gute Idee, lieber Titus.

    Ich probiers mal aus. Mal schauen wie lange es dauert bis die Läden/Restaurants die € Preise anpassen.
    🙂

  2. @ Dan
    Ja, die Gefahr besteht. Am besten tust Du einfach so, als ob Du nur noch einen 50-Euro-Schein im Geldbeutel hast (und den Rest versteckst Du). Dann schöpft auch niemand verdacht… 😉 Ansonsten verlangst Du auch einfach eine Anpassung der Preise in Schweizer Franken…

    P.S. Habe Deinen Namen korrigiert, da das ‚a‘ fehlte‘.

  3. ich habe zufällig eine quittung von vorgestern aus einer beiz dabei: rechnung in chf: 25.80, in euro 19.85. macht immerhin einen wechselkurs von 1.3.

    ich glaube erstens kaum, dass viele schweizer so einen eurodeal in der beiz versuchen werden. sie sind einfach (noch) zu reich. und zu wenig frech.
    und wenn zweitens das die beizer realisieren, werden sie ihre compis sofort neu programmieren, vermutlich.

    das problem mit den wechwelkursen für den fleischeinkauf von französischem fleisch ist vielgestaltig. erstens glaube ich kaum, dass der lieferant des beizers (meistens growa oder ähnlicher multi) die wechselkurse überhaupt weitergibt. ist ja ein weitverbreitetes problem.

    zweitens muss man sehen, dass in der kalkulation eines fleischmenus der einstandspreis des fleisches nur einen unbedeutenden teil ausmacht. wenn dieses fleisch 20% billiger würde, kann kein beizer das ganze menu 20% billiger machen, weil die anderen kosten (personal, energie, miete, etc.) viel bedeutender sind, als der ek des steaks per se.

    es bleibt schwierig 😉

  4. @ Bugsierer
    Ja, das Problem mit dem Weitergeben der Wechselkurse betrifft alle Sektoren, nicht nur bloss den Beizer oder ein Einkaufsgeschäft. Trotzdem verstehe ich nicht, weshalb nicht mehr Druck aufgesetzt wird, von den Beizern gegenüber den Growas, von den Garagisten gegenüber den Generalimporteuren, von den usw… Haben die alle solche Knebelverträge, dass sie nicht aufzumucken wagen oder ist der Leidensdruck tatsächlich noch nicht so gross? Und wie erklärt man das den Lonza-Mitarbeitern (u. a.), die nun länger arbeiten sollen…?

    Zur Kalkulation des Menüpreises: Absolut einverstanden, dass es mehrere Faktoren sind, welche den Preis schliesslich ausmachen – Beilagen, welche ebenfalls aus dem Ausland stammen können, eingeschlossen. Zudem herrscht bei den anderen Kostenfaktoren absolute Intransparenz. Aber das ist wiederum ein anderes Thema…

  5. Ich nehme an, dass wenige Geschäfte die Preise in € angeben, und auch ur dort, wo niemand mit € bezahlt. Das wäre ja dann ein schlechter deal!

  6. Wieso sollte man nicht den aufgedruckten Preis in EUR bezahlen? Man muss nicht einmal EUR dabei haben, dafür gibt’s beispielsweise Kreditkarten …

    In diesem Zusammen etwas, das ich nicht verstehe: Wieso nutzen KMU kein Forward Hedging um ihre Währungsrisiken abzufedern? Ein Anruf bei einer (jeder) Bank genügt … umgekehrt frage ich mich aber auch, wieso Banken keine entsprechenden Produkte von sich aus bewerben.

  7. @ Martin
    Die Verunsicherung darüber, was hier alles „abgeht“(und es geht ja bei weitem nicht um den Schweizer Franken), ist vermutlich zu gross als dass sich im Moment weder die Banken noch die KMUs zu weit mit Empfehlungen oder bisher kaum bekannten Möglichkeiten aus dem Fenster lehnen mögen. Preise anheben oder Mitarbeitende länger arbeiten zu lassen (was wohl nur bei grösseren Unternehmen etwas bringt) ist für viele fass- und vordergründig berechenbarer.

  8. @Titus:

    ist vermutlich zu gross als dass sich im Moment weder die Banken noch die KMUs zu weit mit Empfehlungen oder bisher kaum bekannten Möglichkeiten aus dem Fenster lehnen mögen.

    Kaum bekannte Möglichkeiten? Wer in fremden Währungen wirtschaftet, sich gegen die entsprechenden Währungsrisiken aber nicht absichert, handelt unprofessionell … gegen andere Risiken sichern sich Unternehmen ja auch ab.

  9. @ Martin
    Das kommt sicher auch aufs Portefeuille an, ob und inwieweit sich ein KMU abgesichert hat. Ein 15-Personen-KMU mit zehn Prozent Umsatz im Euro-Raum wird vermutlich nicht über die nötigen Finanz-Kompetenzen verfügen (Bsp.: Die Frau des Inhabers macht die Buchhaltung, von „Kapitalbewirtschaftung“ kann kaum die Rede sein) um wenigstens einigermassen abgesichert zu sein.

    Allerdings hört man auch nicht Klagen von diesen Unternehmen, sondern eher von jenen, die eine eigentliche Finanzabteilung inkl. CFO haben (ein medial verzerrtes Bild?) und damit über die nötige Kompetenz verfügen sollten.

    Ich werde allerdings den Verdacht nicht los, dass manche (nicht alle!) in ihren Klagen auch übertreiben, denn bekanntlich wird nichts so heiss gegessen, wie es gekocht wird… Dazu gehört ebenso, dass einige von tieferen Euro-Preisen profitieren. Die halten sich im Moment aber besonders still…

  10. wer sich absichert, zahlt Prämien, die den Gewinn oder die Konkurenzfähigkeit schmälern.
    Beides hat Einfluss auf die Boni.

    Wer Pleite geht, dem wird geholfen, allen voran den Managern, die haben dann ihr Scherflein bereits im Sack…

  11. Manchmal staune ich über die FaulheitSorglosigkeit von gewissen Beizern. Letzthin erhielt ich eine Quittung, auf der noch der alte Mwst Satz (7.6% statt 8%) ausgewiesen wurde. Auf den Misstand angesprochen: „Ich schon weiss, aber Sohn Kasse noch nicht umstelle.“

  12. wen störts?
    Falls er in die Kontrolle kommt, kann er es aus eigenem Sack berappen.

    Mich stören auch jene Gewerbebetriebe, die keinen Cent Steuern zahlen (nicht die Mehrwertsteuer …) und grosse Autos und viele Häuser besitzen.
    Die sitzen dann abends in der SVP-Parteiversammlung und lästern über zu hohe Steuern, die wir zahlen…..

  13. Diese Frage habe ich mir letzte Woche gestellt. Ich fand ein Magazin, das ich unbedingt kaufen wollte. Guckte auf den Preis: Deutschland: 5 Euro, Schweit 10.50 Franken. Ich habe das Magazin ins Regal zurückgestellt. Auf dem Weg nach Hause fiel mir ein, dass ich es hätte in Euro bezahlen sollen. Ich versuch’s beim nächsten Einkauf und schaue dann mal, was die Verkäuferin meint 🙂

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