«Kontaktresistente» Politiker

«Gebt, so wird Euch gegeben», heisst es in der Bibel. Ich hatte etwas zu geben, doch dafür wurde mir vielfach nicht einmal eine Antwort gegeben. Entweder stimmt etwas mit der Bibel nicht – oder mit gewissen Politikern…

Im Laufe meiner inzwischen zweieinhalb jährigen «Blogger-Karriere» hatte ich schon verschiedentlich Kontakt mit Politikerinnen oder Politiker von fast allen Parteien der nationalen Polit-Bühne. Das konnte wegen eines Arguments für oder gegen eine Abstimmungsvorlage sein, das ich vertiefen wollte und dafür entsprechende Informationen suchte oder um mehr über den Beweggrund eines parlamentarischen Vorstosses zu erfahren oder für eine Interview-Anfrage usw.

Direkter Kontakt als Teil des Milizsystems

Auch wenn ich hohen Respekt für alle habe, die bereit sind, sich mit ihrer politischen Meinung gegenüber einer breiten Öffentlichkeit zu exponieren – man erfährt dabei ja nicht nur Zuspruch – hatte ich bei diesen Kontakten nie irgendwelche Berührungsängste.

Ich hatte die jeweiligen Personen immer aus dem Selbstverständnis heraus kontaktiert, dass sie angegangen werden dürfen, denn erstens gelten sie nicht nur zufällig als «Volksvertreter/-innen» und zweitens sind ihre Kontaktangaben, teilweise bis hin zu Handy-Nummern, öffentlich einsehbar.

Zudem habe ich es immer für wichtig gehalten, sie angehen zu dürfen, damit die viel beschworene «Volksnähe» dank Milizsystem nicht nur toter Buchstabe ist und damit selbst eine Anfrage den jeweiligen Personen zwar nicht eine quantitative, aber doch wenigstens eine qualitative Form von Rückmeldung aus der Bevölkerung liefert. Was sie damit machen, bleibt ihnen überlassen.

Diese Kontakte erfolgten immer unter Angabe meines vollen Namens und Adresse per E-Mail, sodass ich die angefragte Person im Gegensatz zu einem Anruf nicht störe oder gar «überrumple» und es ihr überlassen ist, wann sie antworten will. Zudem konnte ich so auch wenn nötig den einen oder anderen Link übermitteln um einfacher erklären zu können, wer ich bin und wozu ich anfrage.

Selbstverständlich äusserte ich mich immer in gewohnt anständigem und in einem möglichst nicht fordernden Ton. Schliesslich wollte ich ja etwas, und die angefragte Person sollte auch die Möglichkeit haben, «nein» sagen zu können.

Das hatte sich bisher immer gelohnt. So kann ich mich zwar erinnern, da oder dort erst nach einer etwas längeren Zeit eine Antwort erhalten zu haben, aber sie kam. Das war zumindest bis vor einem Monat so. Seither ist mein «Weltbild» etwas erschüttert…

Internet-Adressen zum Stirnrunzeln

Doch der Reihe nach: Alles begann vor rund zwei Jahren. Damals schaute ich mir aus irgendeinem Grund die Biografie des Aargauer Fuhrmanns und SVP-Nationalrats Ulrich Giezendanner an. Was mir damals ins Auge stach, war seine dort publizierte Internet-Adresse: www.giezi-rothrist.ch.

Das klingt zwar ganz kumpelhaft, aber wer kann sich das (an einem Plakat vorbeifahrend) schon merken? «Giezi» als Übername ginge ja noch, aber das in Verbindung mit «Rothrist»?

Ich wollte damals wissen, ob er dennoch ulrich-giezendanner.ch oder ulrichgiezendanner.ch reserviert und allenfalls auf giezi-rothrist.ch umgeleitet hatte. Fehlanzeige! Beide Varianten sind heute noch immer verfügbar und könnten von jedem reserviert werden…

Das ist erstaunlich, denn besonders in der Politik zählt nicht nur der Parteiname, sondern vor allem der Name der politisierenden Person selbst. In der virtuellen Welt scheint man der Pflege des eigenen Namens offensichtlich wenig Aufmerksamkeit zu schenken – zumindest bei Giezendanner nicht.

Ich wollte dann aber dennoch wissen, ob er der einzige ist, welcher in dieser Hinsicht schlecht beraten ist. Die Adressliste der Parlamentarier lieferte dazu einen guten Überblick – und offenbarte Schauerliches.

Dass man, wie beispielsweise der glp-Parteipräsident Martin Bäumle, nur eine möglichst kurze Internet-Adresse wie baeumle.ch kommuniziert, kann ich verstehen. Dass man sich hingegen nicht dennoch die Internet-Adresse(n) mit seinem vollen Namen (in allen möglichen Varianten) sichert, sie auch aktiviert und allenfalls auf eine kurze Adresse umleitet, kann ich jedoch nicht nachvollziehen.

Das hat zwei Gründe: Einerseits gab es schon Personen, welche Internet-Adressen mit Namen von bekannten Politikern reservierten und darauf dann politische Botschaften publizierten, welche genau dem Gegenteil der Positionen der fraglichen Person entsprachen.

Andererseits machte ich damals, vor zwei Jahren, eine interessante Feststellung: In einer Fleissarbeit hatte ich die Datenbank der ch-Registrierungsstelle Switch zu jedem nationalen Politiker abgefragt um so herauszufinden, wer sich welche Internet-Adressen in Bezug auf den Vor-/Nachnamen reserviert hatte, einschliesslich der schon seit 2004 ebenfalls zulässigen Umlaute (z. B. bäumle.ch) und Akzente (IDN).

Gewissensbisse

Dabei fiel mir auf, dass eine Firma besonders häufig Internet-Adressen reservierte, welche Namen nationaler Politiker/-innen enthielten. Ob die wohl Gutes im Schilde führten?

Ich hatte damals – ältere Stammleser/-innen erinnern sich – zu diesem Thema zwei Beiträge geschrieben:

Insbesondere mit dem ersten Beitrag präsentierte ich der Internet-Welt quasi auf dem Serviertablett, welche Internet-Domain-Namen noch reserviert werden könnten… Wer mich kennt, wird wohl nicht überrascht sein wenn ich sage, dass es mir egal gewesen wäre, hätte jemand aufgrund meines Beitrags ulrich-giezendanner.ch oder yves-perrin.ch reserviert.

Doch es gab auch national bekannte Polit-Grössen aus unterschiedlichen Parteien, Landes- und Sprachteilen, die meine Sympathie wegen ihrer Sachlichkeit, ihrer Querdenker- oder ihrer Macher-Art genossen und bei denen es mir nicht egal gewesen wäre.

So beschlich mich damals doch ein etwas schlechtes Gewissen über die selbst geschaffene Transparenz: Sollte ich dann schuld daran sein, wenn – wie hier in einem späteren Beitrag aufgezeigt – billiges Politiker-Bashing unter einer Internet-Adresse betrieben wird, die den Namen eben dieses Politikers enthält?

Wollte ich das kurzfristig verhindern, blieb mir kaum eine andere Möglichkeit, als es der fraglichen Firma nachzumachen: Ich reservierte selber eiligst einige Adressen mit den Namen gewisser nationaler Polit-Bekanntheiten, schliesslich kostet die Jahresgebühr bei Switch kein Vermögen mehr.

Wie viele Adressen es waren und wie sie lauten, werde ich hier – mit einer Ausnahme um aufzuzeigen, dass ich nicht etwa angebe – nicht ausbreiten.

Doch was nun mit diesen Domain-Namen?

Widerwilliges Anbiedern

Die entsprechenden Personen anschreiben wollte ich damals nicht. Das hätte irgendwie anklagend und anbiedernd geklungen, so ganz nach dem Motto: Hey, Ihr Schlafmützen, schaut her was ich für Euch getan habe.

Ich machte daraus stattdessen ein Experiment: Würde mich vielleicht im Laufe der Zeit – und insbesondere im Hinblick auf die inzwischen zurückliegenden Wahlen – jemand kontaktieren, der einen dieser Domain-Namen übernehmen möchte?

Via Switch wäre es ein Leichtes, mit zwei, drei Mausklicks die Übernahme eines Domain-Namens zu beantragen. Und mit etwas googeln hätte man bei Bedarf auch schnell eine E-Mail-Adresse herausgefunden, unter welcher ich hätte kontaktiert werden können.

Es wäre wohl einem Quantensprung in Sachen Bewusstsein für die eigene Web-Präsenz gleichgekommen, wenn mich tatsächlich jemand kontaktiert hätte… Darum dreht ich anfangs Oktober dieses Jahres den Spiess um und – biederte mich halt dennoch an, schliesslich hatte ich mir diese «Suppe» ja selber eingebrockt.

Mit Verweis auf die zwei oben erwähnten Beiträge lautete zusammengefasst meine via E-Mail verschickte Botschaft an die entsprechenden Politiker/-innen wie folgt:

  • Schaut her, ich habe Internet-Adressen, die Eure Namen enthalten.
  • Ich trete sie Euch kostenlos und bedingungslos ab.
  • Euer technischer Website-Kontakt soll sich dazu bitte mit mir in Verbindung setzen, damit der Übertrag via Switch an den richtigen Halter erfolgen kann.

Um noch besser zu illustrieren, was mit so einer Internet-Adresse geschehen kann, hatte ich eine dieser Adressen aktiviert und auf dieses Blog umgeleitet, so wie ich das zurzeit mit hans-stoeckli.ch gemacht habe. Wer also auf den ebenfalls mitgelieferten Link klickte, landet automatisch hier, obschon der Link vom Namen her etwas anderes vermuten liess.

Ein Ständerat hat die Botschaft sofort verstanden und reagierte prompt. Innert drei Stunden war er im Besitz der ihn betreffenden Internet-Adresse. Dass dem so war, liegt vermutlich auch daran, dass er gemäss seiner eigenen Aussage seine Website selber verwaltet. Chapeau!

Unerwartet hochnäsige und kaltschnäuzige Reaktionen

Von den anderen hörte ich hingegen nichts, wobei zu erwähnen ist, das kein E-Mail als unzustellbar zurückkam. Drei Wochen später, nach den Wahlen vom 23. Oktober, fasste ich nach.

Dabei erwähnte ich quasi als Referenz auch den erfolgreichen Übertrag beim oben angesprochenen Ständerat. Wer meinem Angebote also nicht traute, hätte sich bei ihm erkundigen können.

Zudem gab ich noch eins drauf und definierte eine E-Mail-Adresse unter der zu Illustrationszwecken bereits aktivierten Internet-Adresse. Die Idee dabei: Wenn die Angeschriebenen eine E-Mail mit einem Absender erhalten, der den Namen eines Politikers oder einer Politikerin enthält, weckt das vielleicht mehr deren Aufmerksamkeit als wenn ich das erneut über eine E-Mail-Adresse unter dem Domain-Namen augenreiberei.ch mache.

Das wirkte, allerdings nur teilweise. So meldete sich jene Person, «deren» Internet-Adresse ich damals aktiviert hatte und unter «deren» Adresse ich die Erinnerungs-E-Mail verschickt hatte. Diese Person erschrak wohl etwas darüber, quasi von sich selber Post bekommen zu haben…

Auch eine weitere Person meldete und entschuldigte sich, nicht schon früher reagiert zu haben. Sie meinte, das erste Mail nicht erhalten zu haben. Wie dem auch sei: In beiden Fällen erfolgte der Übertrag «ihres» Domain-Namens wie versprochen.

Eine dritte Person meinte in etwas hochnäsigem Ton, dass ich gar nicht die fragliche Internet-Adresse besitzen könne, da sie sich diese bereits schon früher erstritten habe. Ich musste sie dann darauf aufmerksam machen, dass sich in ihrem Namen ein Akzent befindet und ich im Besitz des Domain-Namens inklusive dieses Accents sei. Die werte Person liess seither nichts mehr von sich hören…

Schliesslich meldete sich noch die Sekretärin einer vierten Person. Letztere ist heute zwar nicht mehr auf dem nationalen Polit-Parkett tätig, aber immer noch in der Politik. Sie liess mich wissen, dass man von meinem Angebot Kenntnis genommen habe, dass man kein Interesse hätte und – dass ich sie nicht mehr kontaktieren solle. Das beschreibe ich hier nicht nur kaltschnäuzig, es klang auch so.

Überraschend und enttäuschend

Natürlich konnte ich trotz guten Absichten nicht erwarten, dass alle dankend für «die gute Tat» und in Asche-über-mein-Haupt-Manier-wegen-versäumter-Adressreservierungen mein Angebot annehmen würden, schliesslich wollte ich auch niemanden zu etwas nötigen. Ablehnende Antworten hätten mich darum nicht überrascht.

Was mich aber überraschte, ist – nebst dem in zwei Fällen doch etwas verfehlten Umgangston, den ich mir umgekehrt nie erlaubt hätte – dass sich die grosse Mehrheit der angeschriebenen Politiker/-innen trotz zweimaligem Anschreiben gar nicht meldete. Nicht einmal für ein kurzes «Kein Interesse» reichte es.

Was soll ich nun von dieser «Kontaktresistenz» halten?

Ist es Unwissenheit, schlechte Organisation, Arroganz, Misstrauen, Überlastung, Selbstüberschätzung oder etwas anderes, das zu diesem wenig schmeichelhaften «Resultat» führte?

Gibt es überhaupt eine Beziehung «Politiker – Bürger» oder gibt es nur eine Beziehung «Politiker – Medien», ergo hat man als Bürger mit der Öffentlichkeit zu «drohen», wenn man etwas von ihnen will?

12 Antworten auf „«Kontaktresistente» Politiker“

  1. Die Kontaktresistenz ist ein großes Problem – da gehe ich mit dir völlig einig.
    Ich habe aber aus zwei Gründen in diesem Fall ein gewisses Verständnis dafür:
    1.) ist die URL heute fast bedeutungslos geworden, weil die User über Google auf eine Site stoßen (und politische Profile anderswo abfragen (FB, Smartvote…)
    2.) würde auch ich einer Person/eine Blogger, der/die eine URL mit meinem Namen drin reserviert hat, skeptisch gegenüberstehen. Der Empfänger kann ja nicht wissen, dass du so zuvorkommend agierst. (Auch wenn eine Antwort weder aufwändig noch mit Risiko verbunden gewesen wäre.)

  2. @ Philippe
    1) Wie ich oben erklärte, geht es nicht ums Finden der Website eines Politikers, sondern u. a. ums Verhindern, dass unter dessen Namen Unfug betrieben wird. Dazu hatte ich im Chamäleon-Beitrag drei Beispiele aufgeführt, bei denen es schon zu spät war. Inzwischen sind diese drei nicht mehr aktiv, vermutlich weil sich die betroffenen Personen deren Deaktivierung erstreiten mussten… (viel unnötige Energie, Image-Schaden, …)

    2) Ein gesundes Mass an Skepsis kann ich verstehen. Genau darum gab ich beim Erinnerungs-E-Mail eine „Referenz“ an. Zudem sprach ich eine Person per Du an, mit der ich per Du bin. Da hätten die anderen sich bei ihr ja auch erkundigen können, woher wir uns kennen. Und schliesslich frage ich mich: Wir sollen den Politikern vertrauen, aber diese begegnen einem zuerst mit Misstrauen? Das stimmt mich nachdenklich…

  3. @Titus
    1.) Wenn aber eine Politikerin nicht über die URL gefunden wird, ist es auch unwichtig, ob auf einer bestimmten URL Unfug betrieben wird. Unfug kann ja überall stattfinden – auch auf Facebook oder einer völlig anderen URL, die von Google gefunden wird.
    2.) Klar – Vertrauen wäre schön. Aber wenn sich jemand eine Website mit meinem Namen in der URL sichern würde, würde mich das misstrauisch machen – auch wenn das, wie in deinem Fall, völlig professionell und mit legitimen Gründen geschieht.

  4. @ Philippe
    1) Natürlich kann überall Unfug betrieben werden. Die Frage ist nur, wie schnell dieser von den Besuchern einerseits und von den Betroffenen andererseits erkannt wird und dann mit (rechtlichen) Mitteln bekämpft wird. Schliesslich gibt es oftmals Namensvetter (google mal nach Hans Stöckli), die ein legitimes Interesse an einer solchen Internet-Adresse haben, darauf dann politische Botschaften verbreiten können („Meine Position zur Personenfreizügigkeit“) und nirgends erwähnen müssen, dass sie nicht Bundesparlamentarier sind.

    2) Ich hatte ja auf die zwei oben erwähnten, unter meinem Namen publizierten Blog-Beiträge verlinkt, deren Wahrheitsgehalt jeder selber hätte überprüfen können. Dass ich im Besitz der fraglichen Adresssen bin, darüber gab es auch keine Zweifel (kann auch jeder online überprüfen, wenn er das zusätzlich zur mitgelieferten Switch-E-Mail will).

    Aber letzten Endes spielt das alles keine Rolle. Wie ich schon sagte, hätte mich eine ablehnende Antwort nicht überrascht. Aber gar keine Antwort (und es gab ja auch das Gegenteil) ist in dieser Position einfach fehl am Platz.

  5. grandiose sozialstudie, gratuliere.

    neben der kontaktresistenz ist die beratungsresistenz das noch groessere uebel. denn haetten sich die aparatschicks in den letzten jahren nicht nur uebers internet beraten, sondern auch schulen lassen, waere der ruecklauf wohl groesser gewesen.

    mit anderen worten: die mehrzahl der politiker versteht das internet nicht. DAS ist letztlich das bedenkliche resultat dieses supercoolen experiments.

  6. @bugsierer („… die mehrzahl der politiker versteht das internet nicht.“)
    … woraus dann wiederum so dubiose Hirnrissigkeiten wie „Bundestroyaner für die Internet-Telefonie-Überwachung“ erwachsen, (sozusagen die Nacktscanner für PCs) statt mit den richtigen Leuten mal über die Protokolle auf den Skype-Servern zu reden. Aber ich schweife ab …

  7. bei allem Respekt muss ich doch anfügen, dass es genügend Leute gibt, die nur das abschreiben und wiedergeben, was sie irgendwo gehört oder gelesen (z.B. im www) haben.

    Wer das fleissig genug tut, hat kaum mehr Zeit, sich wirklich zu informieren, und zwar bei Fachleuten, darüber nachzudenken und die Schlüsse daraus zu ziehen..
    Und das merkt man dann auch vielen Politikern an.

  8. Dass man sich hingegen nicht dennoch die Internet-Adresse(n) mit seinem vollen Namen (in allen möglichen Varianten) sichert, sie auch aktiviert und allenfalls auf eine kurze Adresse umleitet, kann ich jedoch nicht nachvollziehen.

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Soll man wirklich alle möglichen Varianten reservieren, gerade auch die unsäglichen Varianten mit Minuszeichen zwischen Vor- und Nachnamen oder die Varianten mit Sonderzeichen, obwohl sich solche Domainnamen wohl nie werden etablieren können?

  9. @ Martin
    Ich wiederhole mich: Es geht ja nicht ums Etablieren aller möglichen Varianten, sondern ums Verhindern, dass damit Unfug betrieben wird.

    Im oben verlinkten Beitrag „Häufig ‚unerreichbare‘ Parlamentarier“ findest Du den Fall von Lukas Reimann: Mit Bindestrich fand sich damals (und heute) seine offizielle Website, ohne Bindestrich stiess man damals auf eine Art „Fan-Website“ (inzwischen nicht mehr aktiv).

    17 Franken kostet so ein Domain-Name. Das ist doch nichts im Vergleich zum Ärger, den sich ein Politiker einhandeln kann, wenn auf einer Website mit einem entsprechenden Domain-Namen Dinge publiziert werden, die nicht vom entsprechenden Politiker stammen.

  10. Mal die andere Warte: Viele Politiker üben zusätzlich einen Beruf aus, sind – für die Politik – häufig auch am Abend und am Wochenende weg, begegnen im realen Leben unzähligen Menschen. Dann bekommen sie wahrscheinlich schon beruflich und aufgrund ihrer politischen Arbeit unzählige Mails. Aber auch der Tag eines Politikers hat nur 24 Stunden! Ich verstehe jeden, der da davor zurückschreckt, sich auch noch mit den virtuellen Kontakten auseinanderzusetzen. (und ja, ich weiss, dass das wichtig wäre, genauso, wie es wichtig wäre, seine Seite zu reservieren).

    Zur Reservierung: Ich habe mir EINE Adresse reserviert. Die auf das .ch Ende. Theoretisch müsste ich mir jetzt noch die .net / .org / .biz / .com usw. reservieren. Und dann bei diesen Variationen noch die verschiedensten Schreibweisen: alicegabathuler / alice-gabathuler / alice_gabathuler / gabathuleralice / gabathuler-alice / usw. usw.

    Zur Kontaktresistenz: Ich bin extrem kontaktfreudig, aber ich erhalte unzählige Mails mit Anfragen, deren Beantwortung zum Teil bis zu einer Stunde dauert – und dann weder ein Danke noch ein „ist angekommen“ oder irgendwas zurückzuerhalten. Und ich gestehe: Auch meine Kontaktresistenz wächst. Dabei tun mir all jene leid, die meine Antworten zu schätzen wissen, aber selbst mir wird es manchmal zu blöd.

    Beispiele:

    Kürzlich schrieb mich jemand wegen einer Lesung an. Einen Tag später noch einmal. Ich antwortete, dass ich gerade ziemlich beschäftigt sei und mich gerne Ende Woche ausfürhlich melde, was ich dann auch tat. Ich habe von der drängenden Person nichts mehr gehört.

    Manchmal beantworte ich Fragen zu mir und zu Büchern (für einen Vortrag / für eine grössere Arbeit usw). Dazu nehme resp. nahm ich mir stets (viel) Zeit. Die allerwenigsten melden irgendwas zurück. Ganz ehrlich: Die Lust und die Bereitschaft, auf Fragen zu antworten, nimmt ziemlich stark ab.

    Zu deiner Aktion, titus: Ich hätte deine Mails wahrscheinlich nicht einmal gelesen, denn ich hätte hinter der ganzen Sache irgendeinen dubiosen Typen vermutet. Oder ich hätte – wie jetzt auch – die Schultern gezuckt und mir gesagt, dass ich sowieso nicht JEDE Domain, die irgendwas mit meinem Namen zu tun hat, für mich reservieren lassen kann.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.