Mutloser Bundesrat

Stellen Sie sich vor, der Papst käme die Schweiz besuchen und der Bundesrat wäre nicht bereit, ihn offiziell zu treffen. Ein gewaltiger Aufschrei wäre ihm gewiss und zwar nicht nur seitens Katholiken.

Der Papst steht für allerhand Dinge ein, die bei vielen Kopfschütteln auslösen. Doch in einem Punkt herrscht Einigkeit: Sein Aufruf zur Einhaltung der Menschenrechte und zu friedlichen Lösungen.

Demgegenüber unterscheidet sich eine der höchsten Autoritäten im Buddhismus, Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, kaum. Auch er setzt sich für die Einhaltung der Menschenrechte und für friedliche Lösungen ein.

Gleiches Engagement, ungleiche Behandlung

Nun ist es nicht der Papst, sondern ebendieser Dalai Lama, welcher am 4. und 5. August in Lausanne weilt. Und wie reagiert der Bundesrat? Er will ihn offiziell nicht treffen!

Stattdessen soll «nur» ein Treffen zwischen der höchsten Schweizerin, der Nationalratspräsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi, und dem Dalai Lama stattfinden.

His Holiness the 14th Dalai Lama in Derry

Der 14. Dalai Lama
(http://www.flickr.com/photos/olivireland/ / CC BY-NC 2.0)

Grund für die Absage des Bundesrats dürften wohl politische Überlegungen sein. Man will China wohl nicht erneut vor den Kopf stossen. Sie wissen schon, China ist jenes Land, in welchem eine Milliarde Menschen ihre Meinung nicht frei äussern können und in welchem die Menschenrechte mit Füssen getreten werden. Wer trotzdem wagt aufzumucken, der wird mit militärischen Mitteln zum Schweigen gebracht. Das war vor 20 Jahren schon so und das ist auch heute nicht anders.

Falsches Signal

Statt jene zu huldigen, welche friedlich für ihre Sache unter Einhaltung völkerrechtlicher Regeln kämpfen – der 14. Dalai Lama ist genauso Friedensnobelpreisträger wie der Schweizer Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes – wird mit dieser Reaktion jenen Recht gegeben, welche sich einen Deut um irgendwelche Grundrechte kümmern. Von denen hat keiner einen Friedensnobelpreis.

Dabei ist das ganze «Spiel» von einer unglaublichen Doppelmoral durchzogen, denn: Die höchste Schweizerin lässt man offiziell gehen, ein Mitglied der Landesregierung jedoch nicht. Das entbehrt jeder Logik.

Was haben wir doch für einen mutlosen Bundesrat, der nicht einmal im eigenen Land ein Zeichen zugunsten eines Menschenrechtlers zu setzen vermag und mit seiner Absage zugleich die buddhistische Glaubensgemeinschaft vor den Kopf stösst.

Und dabei gibt’s keinen Aufschrei.

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