«Biel im Kriegszustand» (Teil 2)

Der mit Waffengewalt durchgeführte Widerstand des 67-jährigen Peter Hans Kneubühl gegen Behörden hat nicht nur ein enormes Medienecho ausgelöst, sondern auch zu einer überraschenden Sympathiewelle aus der Bevölkerung geführt. Aber nicht jede Überraschung hat etwas Positives…

Schon bald nach dem Publizieren der ersten Online-Berichte zeigte sich in den darunter stehenden Kommentaren, dass viele Leser Sympathien für den 67-jährigen Rentner hegen. Inzwischen gibt es sogar Facebook-Fan-Seiten, angeblich sogar T-Shirts mit seinem Antlitz und gestern Abend sogar eine Demo auf dem Bieler Zentralplatz.

Heldenhafte Verehrung

Der nachfolgende Kommentar fasst ziemlich gut die allgemeine Tendenz der «Pro Kneubühl»-Kommentare zusammen:

Meine Sympathie liegt beim Rentner. Der arme Mann wird gejagt wie ein Schwerverbrecher, dabei ist ihm wahrscheinlich einfach das Geld ausgegangen. Und wenns ums Geld geht, geben die Schweizer Behoerden es lieber dubioesen IV-ler! oder Auslaendern. Wenn mir jemand das Haus wegnehmen wuerde, wuerde ich auch schiessen!

Daneben gibt es vielfach auch die Möglichkeit, einem Kommentar einfach nur zuzustimmen oder ihn abzulehnen. So erhielt beispielsweise der oben stehende Kommentar bis anhin Zustimmung von 154 Lesern und wurde von 301 Lesern abgelehnt.

Natürlich gibt es auch gegenteilige Kommentare, solche, die die Tat Kneubühls ebenso verurteilen wie Kommentare «Pro Kneubühl». Nichtsdestotrotz entsprechen sie keiner erdrückenden Mehrheit, sondern – rein subjektiv gemessen – in etwa dem gleichen Verhältnis wie oben bei der Zustimmung/Ablehnung erwähnt.

Kein Unschuldslamm

Das ist in mehrfacher Hinsicht schockierend. Da wäre einmal die Urteilsbildung an sich. Offensichtlich reicht es relativ vielen, mittels einiger wenigen, durch die Medien vermittelten Angaben über Kneubühl sich ein Urteil über ihn zu bilden. Und gerade weil das so ist, kommt den Medien und deren Berichterstattung eine besondere Bedeutung zu.

Was eine Zwangsversteigerung ist, dürften die meisten verstehen. Wie es aber dazu kommt, was die Hintergründe dafür sind oder sein können und wie viel es dafür braucht, um eine Zwangsversteigerung durch einen Richter zu erwirken, dürften hingegen die wenigsten wissen.

Das Gleiche gilt für die psychiatrische Untersuchung, zu welcher er am vergangenen Mittwoch hätte abgeholten werden sollen. Jeder kann sich selber ausdenken, dass es für eine solche Untersuchung viel braucht, bis sie angeordnet wird.

Und jeder von uns hat ein soziales Umfeld, aus dem man von diesem und jenem Ereignis hört. Doch Zwangsversteigerungen oder psychiatrische Untersuchungen gehören nicht dazu – weil sie auch sehr selten angeordnet werden. Dass es im Falle von Kneubühl trotzdem vorkam, spricht nicht gerade für ihn.

Soviel zu dem, was jeder ohne vertiefte Hintergrundinformationen seitens gewisser Medien zu seiner Vergangenheit selber ableiten könnte, um sich ein Bild über ihn zu machen.

Wildwest-Methoden

Dieses Bild wird erweitert durch die wiederholte Schussabgabe der letzten Woche, durch welche er einen Polizisten lebensgefährlich verletzte. Es spielt dabei nicht einmal eine Rolle, ob es sich nun um einen Polizisten, ein anderer Behördenvertreter oder um eine Zivilperson gehandelt hätte.

Relevant ist, dass wir hierzulande – man bezeichnet die Schweiz auch als Rechtsstaat – die Probleme weder mit Waffengewalt lösen noch Selbstjustiz ausüben.

Es steht ausser Frage, dass unser Rechtssystem auch Lücken aufweist, welche in vielen Fällen durch Urteilssprüche eines Gerichts geschlossen werden müssen, sofern das Gesetz ihnen diese Kompetenz überhaupt einräumt.

Daneben gibt es eben auch Fälle, bei denen den Richtern die Hände gebunden sind, weil der Gesetzgeber eine absolute Vorgabe definierte hatte, welche keinen Handlungs- oder Interpretationsspiel zulässt und mit welcher zugleich aber auch gewisse Fälle vergessen gingen.

Und es steht ebenso ausser Frage, dass der Gesetzgebungsprozess – auch jener, welcher für oben genannte Fälle korrigierend wirken soll – manchmal enorm lange dauert und nebst den üblichen Fristen vielfach vom Parlament noch zusätzlich verzögert und auf die lange Bank geschoben wird.

Doch was ist die Alternative zu diesen rechtlichen Mängeln? Selbstjustiz, Willkür, Anarchie, so ganz nach Motte: Auge um Auge, Zahn um Zahn?

Fragwürdige Sympathien

Schockierend bei den Reaktionen auf Kneubühls Taten ist aber auch die Menge an Sympathisanten. Auch wenn die oben genannten Zahlen oder Verhältnisse keinesfalls repräsentativ sind, zeigen sie doch, dass es nicht vereinzelte Querdenker sind (zu denen wir je nach Thema manchmal auch zählen), die hier auf verlorenem Posten für Kneubühls Position kämpfen, sondern dass es eine relativ grosse Minderheit ist.

Diese Minderheit hat gar begonnen, den Täter zu glorifizieren. Er ist für sie ein Held, ein David gegen Goliath, ein Robin Hood, ein Winkelried, eben einfach einer, der quasi gegen die «Obrigkeit» kämpft und es «denen da oben», also jenen, welche den Staat und die staatliche Ordnung verkörpern, «einmal so richtig zeigt».

Damit wären wir nicht mehr bei Kneubühl, sondern bei einem anderen, dem eigentlichen Problem. Dessen Ursache, so die hier vertretene These, ist identisch mit

  • dem Resultat der Anti-Minarett-Initiative,
  • den Sympathien für Thilo Sarrazins Äusserungen,
  • den Protesten seitens Bevölkerung gegen den Abbruch des Stuttgarter Bahnhofs,
  • der bereits wieder zurückgezogenen Volksinitiative zur Wiedereinführung der Todesstrafe und
  • den Umfrageergebnissen aus den benachbarten Regionen im Ausland, welche gerne zur Schweiz gehören wollten.

Und diese Auflistung liesse sich bestimmt noch erweitern.

Es geht bei all diesen Themen darum, dass sich die Bürgerinnen und Bürger vom Staat und dessen Vertreter weder vertreten noch ernst genommen noch richtig verstanden fühlen. Es geht um den Graben zwischen Volk, Politik und staatlichen Organen, der offensichtlich immer grösser wird. Die immer komplexer erscheinende Welt, Zukunftsängste und ein Mangel an Führung könnten mögliche Gründe dieses grösser gewordenen Grabens sein.

Zuhören und handeln statt wegschauen

Unter diesen Bedingungen braucht es dann nur noch einen Fall wie jener von Kneubühl, bei dem die Behörden vordergründig kein gutes Bild abgeben und der ganze aufgestaute Groll über all das, was in den Augen gewisser Bevölkerungskreise schief läuft, entlädt sich in Form der eingangs angesprochenen Kommentare.

Das zeigt sich auch darin, dass viele Kommentare gar nichts mehr mit Kneubühl selber zu tun haben (siehe oben stellvertretend die Bemerkung bezüglich IV-Bezüger). Es werden Vergleiche gezogen, die mit alltäglichen «Ungerechtigkeiten» zu tun haben, zu Kneubühls Verhalten aber in keinem Verhältnis stehen und damit auch gar nicht verglichen werden können.

Es ist halt eben einfacher, wegen einer Ordnungsbusse pauschal gegen die staatliche «Obrigkeit» zu wettern statt sich in Einsichtigkeit zu üben…

Ob hierzulande Ombudsstellen etwas bringen, um diesen Graben zwischen einfachen Bürgern und Behörden zu schliessen und um vermeintlich Ungehörte anzuhören und sie zu unterstützen, ist nicht sicher.

Vielleicht würde es mehr bringen, wenn unsere Volksvertreter mehr Kontakt zum Volk hätte, dessen Anliegen auch besser vertreten würde und die wirklich wichtigen Probleme wie Integration, Umweltprobleme, Energieversorgung, Kosten im Gesundheitswesen, Jugendgewalt usw. endlich anpacken und beantworten würden.

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16 Antworten auf „«Biel im Kriegszustand» (Teil 2)“

  1. «Vielleicht würde es mehr bringen, wenn unsere Volksvertreter mehr Kontakt zum Volk hätte…»

    Sobald jemand im Nationalrat ankommt, ist er in einer anderen Welt. Man braucht sich nur mal die Spesenentschädigungen ansehen; 110 Franken Mahlzeitenentschädigung erhält ein Ratsmitglied pro Sitzungstag, macht innerhalb einer 3 wöchigen Session 1650.- das ist mehr als eine durchschnittliche monatliche IV-Rente.
    Ich benutze ganz bewusst diesen Vergleich mit der IV-Rente – denn es haben (du hast es oben angesprochen) auch eine ganze Menge NICHT-Ratsmitglieder das Gefühl, dass IV-Bezüger nicht zum Volk dazugehören.
    Natürlich ist 110.- für Mahlzeiten/Tag «relativ gesehen» nicht komplett überrissen für einen Parlamentarier – es wirkt dann aber in der Relation seltsam, wenn ebendiese diese Leute beschliessen, das beispielsweise Mindesteinkommen nicht steuerbefreit werden sollen. (IV-Renten sind steuerflichtig – während ca. die Hälfte des Einkommens eines Parlamentarieres nicht steuerpflichtig ist…)

  2. Ja, das sind die Dinge, die einem schon als ziemlich realitätsfremd in den Hals geraten, zumal viele Parlamentarier häufig auch beklagen, mittags gar nicht erst Zeit fürs Dinieren zu haben. Der (teure) «Business Lunch» liegt also nicht drin. Und dann geht man hin und streicht ein bischen bei der IV und ein bischen bei der ALV und nennt das Ganze dann «Sanierung der Sozialwerke»…

    Übrigens, so zum Vergleich: Mein Arbeitgeber gewährt CHF 35.– pro Mahlzeit. Mittags und abends zusammen gäbe das folglich CHF 70.– (Frühstück läuft unter Übernachtung, für welche auch die Parlamentarier separat entschädigt werden).

  3. Dieses Drama wird durch all die seltsamen Solidaritätbekundungen mit Kneubühl nur noch tragischer, als ob der durch diesen Hype irgendwie weniger einsam würde, falls er noch lebt. Dass er nicht angemeldet war, offenbar kaum jemand kannte ausser seine Eltern, sich weigerte, die ganze Informatikentwicklung als Mathelehrer anzupacken, die offenbar zerfahrende Situation mit seiner Schwester und dem Erbe und und… Da scheint sich etliches seit vielen Jahren angebahnt zu haben. Da einfach zu 100% den Staat verantwortlich zu machen, finde ich ziemlich daneben. Dass sich der Mann ziemlich flexibel bewegen kann oder konnte in der Umgebung, wundert zudem nicht unbedingt, er fühlte sich ja seit Jahren von der Polizei verfolgt, ging nur noch im Dunkeln raus, das schärft die Sinne in der Hinsicht extrem, schult auch quasi die Wachsamkeit. Zudem hat er sich ja zum Teil sehr berechnend vorbereitet für das Finale, wo er sich ausrechnete im Kugelhagel gegen die Polizei zu sterben. Und ob überhaupt jemand wusste, dass er ein Waffenarsenal hat, ist ja auch unklar. Der Verwandte, der einen Appell an ihn richtete, scheint ja aufgrund eines Briefes gemeint zu haben, Kneubühl wolle in erster Linie Selbstmord begehen. Viele wussten offenbar etwas, auch die sog. Behörden, auch die Nachbarn, aber offenbar alle etwas anderes, dann hätte die Polizei das schnell alles koordinieren sollen? Nicht ohne Grund redet man da von „Puzzle“. Speziell ist halt auch, dass sich dieses Drama neben dem Madretschquartier auf den Vollcrash zubewegte, als dieses Quartier im Zusammenhang mit der sog. Muslim-Debatte noch eine Woche vorher in manchen Zeitungen im Fokus stand, jetzt ist es das Lindenquartier, ja, die Welt ist manchmal klein, wie Biel, da gibt es vieles, was es vielorts in der Welt nebeneinander gibt.

    Ursula

  4. @ Ursula
    „Ging nur noch im Dunkeln raus“ Woher hast Du das? Nun gut, er hätte sich falls er einen Gemüsegarten angelegt hat, sich als Vegetarier ernähren können und das Flüssige aus dem Wasserhahn beziehen können. Der Pöstler wird ihm seine AHV an der Türe abgeliefert haben, gleichzeitig auch Briefmarken für seine Korrespondenz mitgebracht haben und er seine Briefe in der Dunkelheit in den Briefkasten warf.

    Wir verabscheuen Menschen die solche Taten begehen, die Hintergründe interessieren uns nicht. Man veruteilt pauschal.

    Hatten wir nicht kürzlich das Thema wegen der Todesstrafe? Welch ein Geschrei fand schweizweit statt. Aber, da kommt eine Stimme aus dem Polizeisektor und gibt kund, dass Kneubühl freigegeben ist zu Abschuss.

  5. Puzzle – Ich finde den Ausdruck in Ursulas Ansichten zum Fall Kneubühl ganz passend. Eins führt zum anderen, neue Erkenntnisse ergeben wiederum neue Ansichten, aus der Annahme Selbstmordgefahr, entsteht nach dem Fund des Waffenlagers (Pistolen, Armbrust, jedenfalls mehr als unsereins so im Schrank hat) das Bild vom Rentner-Rambo, um das jetzt mal plakativ zu formulieren.

    „Nur noch in der Dunkelheit“ kann man auch als „in der Anonymität aufgehen“ verstehen. Wir begegnen doch täglich „churligen“ Typen, schauen aber nicht wirklich hin, oder?

    Pauschal verurteilen ist immer ein Zeichen von Oberflächlichkeit, ein paar Minuten fürs Hinterfragen sollte jeder aufbringen können.
    Aber schlimmer finde ich wirklich diese kroteske Glorifizierung des Herrn Kneubühl zu David gegen Goliath, Don Quichotte, oder was auch immer.
    Da werden T-Shirts mit „catch me if you can“ produziert und auch noch getragen!
    Hallo, wo bleibt da der Verstand? Aus Gesellschafts-Opfer Kneubühl wurde ein Gesellschaft gefährdender Täter und da gibt es Leute, die die Tragweite des Ganzen völlig verklären, und ihre aufgestaute und medial geschürte Wut gegen Abzocker, Banken und „die da Oben“ herausproleten.
    Der Mann hat anscheinend jahrelang die Spielregeln unserer Gesellschaft missachtet (z.B. einfach nicht angemeldet, Steuerfrei gelebt), nun einen Menschen schwer verletzt und entzieht sich der Verantwortung! Ihn jetzt als Opfer der Behörden hinzustellen, und damit seine Tat zu rechtfertigen, ist einfach Blödsinn.

  6. @Ate

    Das mit dem Dunkeln sind Beobachtungen von Nachbarn.

    @Bobsmile

    Ja, Kneubühl hatte auch einen grossen Anteil an der Sache, den er dann offenbar ausschliesslich auf andere projizierte. Ich wohne selbst in Biel, nicht im Lindenquartier. Habe nicht Angst vor dem Kerl, bin auch nicht irgendwie darin verstrickt ins Drama, sei es beruflich oder sonst wie. Trotzdem finde ich es einfach nicht witzig, was da für üble Heroisierungen auftauchen.

    Ursula

  7. Kurzer Hinweis für Interessierte: In der Politikwissenschaft wird der Begriff des „political behavior“ benutzt, d.h., welche Faktoren führen zu welchen politischen (Re-) Aktionen, aber auch die Interaktion zwischen Politik (= Institutionen, Politikern), Demokratie und der Wählerschaft. D.h., es gibt recht genaue Erklärungen für das, was Titus an Entfremdung zwischen Instititonen / Politikern und der Bevölkerung beschreibt – aber äben, das passt nicht so richtig gut in Zeiten, in denen 20Minuten für die News-„Analyse“ reichen müssen.

    Wen’s interessiert, hier der Klassiker dazu:

    „The Oxford Handbook of Political Behavior“; Dalton, Russell J., Klingemann, Hans-Dieter. Oxford University Press

  8. Tag für Tag kommen nun Unzulänglichkeiten der Behörden ans Licht.
    Auch der Polizei werden Fehler unterstellt und vorgeworfen, die sie anfänglich bestritten sie aber schlussendlich doch zugeben mussten.

    Da ich aber auf diesem Blog nicht Blödsinn verbreiten will, wie es in einem Kommentar hiess, ich die Informationen die ich zu diesem Fall brauchte, bekam, will ich nicht weiter Unruhestifter sein.

    Unser Rechtsstaat wirds schon richten. Eher biegen.

  9. @ Ate
    Wir erwarten, dass die Behörden im Rahmen rechtsstaatlicher Vorgaben handeln und nicht Cowboy-mässig und in Wildwest-Manier vorgehen. Nach meiner Einschätzung haben sie genau das getan. Nur ist Kneubühl ein schlauer Fuchs und nutzte dieses Vorgehen durch Einsprachen, Nicht-Erscheinen vor dem Richter oder (mutmasslich fingierte) Abwesenheit aus (man soll angeblich nachts nicht einmal Licht gesehen haben). Es ist eine Hinhaltetaktik, welche lange funktionierte – aber eben auch nur bis letzten Mittwoch.

    Die Behörden hätten natürlich auch sofort nach Wildwest-Manier vorgehen und schon beim ersten Problem seine Türe eintreten können. Doch dann hätte es einen Aufschrei und die Frage gegeben: Wo bleibt der Rechtsstaat? Wo bleibt die Verhältnismässigkeit?

    Wenn jemand wie Kneubühl die Mittel des Rechtsstaates dermassen ausreizt, sollten wir nicht sofort die Behörden oder den Rechtsstaat hinterfragen, sondern das Verhalten Kneubühls.

  10. Ich kenne einen „Kneuenbühl“ (nein, nicht den erwähnten Kollegen aus dem anderen Thread; der hat sich glücklicherweise gefangen).
    Es gab Zeiten, da hatte ich Angst, diese Person würde jemanden aus meiner Familie umbringen. Ich weiss, was alles getan wurde, ihn aus seinem verblendeten Kampf zu holen, ich kenne die Behördenentscheide (sie konnten gar nicht anders entscheiden, denn die Wahrheit dieses Mannes lebt auf einem anderen Planeten, in einer eigenen Wahrnehmung, die nichts, aber auch gar nichts mit der Realität zu tun hat), ich weiss auch von Korrespondenz an die Behörden, kenne zum Teil deren Inhalt; es ist ein wahres – beleidigendes – Zumüllen von Instanzen, das zu Hilfsangeboten führte, von denen jedes Einzelne als „Du bist mein Feind und willst mich vernichten“ ausgelegt wurde. Ich kenne auch die selischen Verletzungen, die dieser Mann anderen durch seine Art zugefügt hat.

    Wie es bei Kneubühl genau ablief, weiss ich nicht. Das wissen – ausser den Behörden – wir alle nicht. Wenn ich mir nun aber vorstelle, ein Mensch, wie den, der ich kenne, würde verherrlicht, wird mir angst und bange – und elend.

  11. Vielleicht stammt die Verherrlichung auch daher, weil in uns allen ein Stück Kneubühl schlummert? Andrés Buchempfehlung gibt da evtl. Aufschluss…

  12. Dann hoffen wir, dass es diesesmal der Richtige war!

    So ein schlauer Fuchs scheint er mir aber nicht zu sein, wenn er sich 9 Tage nach der Flucht immer noch in der Nähe seines Hauses aufhielt.

  13. Ja wo soll er denn auch hin? Das Haus war eben alles, was er in seinen Augen noch besass. Dort war sein Reich. Und vielleicht ist er es auch einfach leid gewesen, davonzurennen … ?
    Ich bin jedenfalls froh, kamen keine weiteren Personen zu Schaden.

  14. Auf jeden Fall gibt es jetzt einiges aufzuarbeiten (Kneubühls Hintergrund, das Verhalten der Behörden, evtl. auch das Verhalten der Gesellschaft) und erst dann die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.

    Das braucht Zeit und in zwei Jahren interessiert das leider kaum mehr jemanden, weil in einer zunehmend populistischen Welt zu wenig mediales Schweinwerferlicht da ist. Also passiert gar nichts, schon gar nicht schweizweit.

    Vielleicht gibt’s irgendwann einen neuen «Fall Kneubühl» und alle fragen dann erbost, warum man denn die Lehren aus diesem Fall nicht gezogen hätte. Irgendeinen Schuldigen wird sich dann schon finden lassen…

    In den nächsten Tagen werden zumindest auf lokaler/regionaler Ebene gewisse, bis anhin stumme Politiker lauter (es steht in Kürze mindestens die Stadtpräsidentenwahl an, dafür braucht man noch etwas «Futter») und fordern drastisches Massnahmen, bei denen jegliches Augenmass fehlt und welche schon alleine deshalb populistisch sind, weil man die anstehende Aufarbeitung nicht abwartet.

    Vielleicht habe ich jetzt aber auch nur die falsche Schablone hervorgeholt…

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