Wenn tiefere Gesundheitskosten in den Stadtzentren zu finden sind…

Der Medikamentenmarkt ist nicht vergleichbar mit anderen Märkten, bei denen der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Wäre er vergleichbar, würden die Preise für besonders wirksame und damit besonders gefragte Medikamente in astronomische Höhe schnellen. Im Gegenzug wären zum Beispiel Mittel gegen Erkältung im Sommer zu einem Schnäppchenpreis zu haben…

Damit im Medikamentenmarkt nicht quasi vom «Ausnützen einer Notlage» gesprochen werden kann, handelt es sich hierbei um einen preisregulierter Markt. Das heisst: Das Bundesamt für Gesundheit legt einen so genannten Fabrikabgabe- sowie einen Publikumspreis fest. Dabei handelt es sich immer um Höchstpreise.

Das sieht dann zum Beispiel so aus:

SL-Liste_Auszug

Der Fabrikant (hier Bayer Schweiz) erhält CHF 6.64 für 90 Stück des «Asprin Cardio 100», währenddem eine Apotheke höchstens CHF 16.— dafür verlangen darf.

Dauerbrenner Medikamentenpreise

Wenn von hohen Medikamentenpreisen die Rede ist, sind drei Punkte strittig:

  • Gibt es ein Medikament mit gleicher Wirkung aber zu einem günstigeren Preis (Generika)?
  • Ist der Fabrikabgabepreis berechtigt (im Beispiel oben die CHF 6.64)?
  • Ist der Publikumspreis richtig (CHF 16. —)?

 

In einer beispiellosen Aktion hat gestern Dienstag ein überparteiliches Komitee ein Massnahmenpaket geschnürt, welches zwei der drei oben erwähnten Punkte betrifft:

  • Dort, wo ein gleichwertiges Generika vorhanden ist, soll nur dieses über die Grundversicherung vergütet werden.
  • Die Marge jener, welche Medikamente abgeben (Apotheken, Ärzte, Spitäler), soll kleiner werden.

 

Nachfolgend wird einzig auf den Aspekt der Margen eingegangen.

Zu hohe Margen?

Wer das Beispiel oben betrachtet, schluckt erst einmal leer und fragt sich, weshalb der Publikumspreis eine Marge von 140 % gegenüber dem Fabrikabgabepreis enthält. Was dabei nicht vergessen werden darf, ist, dass darin zum Beispiel auch die Vertriebs- respektive Logistikkosten enthalten sind. Ebenso will auch das Apotheker-Personal für seine Arbeit entschädigt werden. Und der Strom fürs Licht in der Apotheke, um ein weiteres Beispiel zu nennen, muss schliesslich auch irgendwie bezahlt werden können.

Nichtsdestotrotz fällt aufmerksamen Besuchern von Ortschaften mit Zentrumsfunktion auf, dass sich Apotheken heutzutage immer an zentralster Lage befinden.

Wer Zweifel daran hat, kann jederzeit unter local.ch einmal eine Abfrage mit der Rubrik «Apotheke» für seine Stadt oder die nächstgelegene grössere Ortschaft starten und sich dann dabei die jeweilige Karte anschauen. Dabei ist diese Sicht teilweise noch unvollständig, weil Apotheken innerhalb von Einkaufszentren häufig fehlen.

Augenschein vor Ort

Nachfolgend weniger virtuelle, dafür einige reale Eindrücke von Bern, Fribourg, Biel/Bienne und Solothurn (zum Vergrössern bitte anklicken):

[flickrset id=“72157619800440869″ thumbnail=“square“ overlay=“true“ size=“large“]

Man muss kein Ökonom sein um zu wissen, dass eine zentrale Lage gleichbedeutend ist mit einer hohen Geschäftslokalmiete. Doch:

Wie kann sich das eine Apotheke leisten? Ist es nicht erstaunlich, dass sich Apotheken gleich neben Geschäften von Juwelieren, Luxus-Uhren oder Markenartikeln einreihen können?

Dabei ist es gerade in einer Stadt verwunderlich so viele Apotheken im Zentrum anzutreffen. Denn: Die meisten Menschen wohnen schon längst nicht mehr im Zentrum, sondern in einem der Quartiere am Stadtrand.

Sollte das vorgeschlagene Massnahmenpaket durchkommen, wird sich zeigen, ob einige Apotheken sich näher dahin bewegen, wo die Kundschaft wohnt – und wo die Fixkosten, namentlich die Mieten – günstiger sind…

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.