Volkserziehung auf indisch

In anderen Ländern wird ebenfalls versucht, die Menschenmassen zu einer bestimmten Sache zu bewegen, wie zum Beispiel in Indien. Werfen wir einen Blick dahin, um schliesslich wieder einen Blick auf uns zu werfen.

Mit einem Augenzwinkern hatten wir es hier kürzlich bereits einmal zum Thema «Volkserziehung». Es ging damals anhand eines Beispiels darum, wie in der Schweiz auf eher subtile Weise versucht wird, Teile der Bevölkerung, namentlich der rauchende Teil, mit gewissen Massnahmen zu «erziehen», was durchaus auch zu funktionieren scheint.

Kunterbuntes Allerlei

In Indien leben um die 1,2 Milliarden Menschen. Da treffen verschiedene ethnische Gruppen, Religionen, Sprachen oder Werte-Systeme aufeinander. Dieses kunterbunte Allerlei ist solange kein Problem, wie jeder für sich relativ isoliert in seiner eigenen kleinen Welt lebt.

Das wird es bestimmt auch heute noch geben. Doch Indien mauserte sich in den letzten Jahrzehnten nicht zuletzt dank Globalisierung zu einer immer stärkeren Wirtschaftsmacht.

Dazu passt das Leben in der beschaulichen Abgeschiedenheit einer Kommune nicht. Und auch das, was bisher einen Rahmen vorgab wie beispielsweise die eigene Religion, ist zunehmend in Frage gestellt oder hat zumindest keine so hohe Bedeutung mehr. Die Religion «materieller Wohlstand» hält auch auf dem südostasiatischen Kontinent Einzug.

Die indische Gesellschaft ist somit relativ grossen Umwälzungen ausgesetzt, die es irgendwie zu steuern gilt. Und steuern bedeutet in diesem Fall auch erziehen. Man scheint es dabei besonders auf den Zusammenhalt des Landes abgesehen zu haben.

Kitschig-bollywoodistische Volkserziehung

Deutlich zum Ausdruck kommt das in diesem Musikvideo, in welchem – wie könnte es im heutigen Indien anders sein – zwar Gurus zu sehen sind. Allerdings sind es das Komponisten-Guru-Trio der Bollywood-Filme:

Die symbolische Botschaft hinter dem kleinen Filmchen: Wir, Inder, sind ein selbstbewusstes Volk, haben alle das gleiche Ziel und rennen alle in die gleiche Richtung. Und wenn einmal einer hinfällt, helfen wir ihm auf.

Ums Zusammenstehen und am gleichen Strick ziehen zwecks Erreichung eines gemeinsamen Ziels geht es auch beim nächsten Video:

Noch deutlicher als beim erste Video kommt beim vorangegangenen Video die Botschaft zum Ausdruck, sich nicht von Herausforderungen abzuwenden in der Hoffnung, ein anderer würde sich darum kümmern, sondern zusammenzustehen um gemeinsam die schier unüberwindbaren Herausforderungen anzupacken.

Ebenso epische wie bei den vorangegangenen Videos wird beim nächsten Video erklärt, man solle die Nationalhymne respektieren, denn wer die Nationalhymne respektiere, respektiert auch sein Land:

Schliesslich noch ein weniger episches, dafür umso amüsanteres Video, in welchem es nicht um die (zu ändernde) Einstellung gegenüber seinem Heimatland geht, sondern ums Verhalten von einzelnen Individuen innerhalb der Gesellschaft:

Was hält uns eigentlich zusammen?

Gelegentlich tendiert auch bei uns der Eine oder Andere dazu, einmal eine Hand ins Gesicht eines Anderen «ausrutschen» zu lassen. Zu empfehlen ist das allerdings nicht, denn heute muss man damit rechnen, dass sogleich zurückgeschlagen wird.

Sinnvoller wäre es ohnehin – wenn überhaupt – einem Anderen einen verbalen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Dieser «Schmerz» verschwindet nicht so schnell wie der Schmerz einer roten Backe…

Was das Predigen des Zusammenhalts betrifft, gibt es hierzulande kaum etwas Vergleichbares. Eher das Gegenteil ist der Fall: Unter den politischen Parteien definiert jede für sich, was DIE Schweiz ist. Das dividiert eher auseinander als dass es zusammenhält.

Allerdings: Leben wir uns auseinander? Gibt es Anzeichen dafür, einen verstärkten Zusammenhalt «volkserzieherisch» zu beschwören?

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