Sturm, Stürmli oder doch nur ein Windstoss?

Mit dem «Sturm aufs Stöckli» wurde zwar nichts. Nun wettert aber doch noch ein Sturm durchs Land und zwar einer der klassischen Art mit Wind und Regen. Sturmwarnungen gab es dafür einige, ausfallen tun diese aber ganz unterschiedlich…

Vor einigen Jahrzehnten waren Wettervorhersagen vor allem für die Landwirtschaft dienlich. Heute bestimmen sie vorwiegend unsere Kleiderwahl des Tages und unsere Planung in Sachen Freizeit.

Prahlerischer Wetterdienst

Etwas anziehen muss jeder (selbst Nacktwanderer dürfte in dieser Jahreszeit ihre «besten Stücke» gut eingepackt haben 😉 ) und etwas Freizeit hat auch jeder. Kurz: Die Wetterprognosen für morgen und die weiteren Tage gehen alle etwas an, interessieren darum jeden und dürfte jeder verstehen.

Der Markt (das sind wir) lechzt danach, etwas mehr über die Zukunft zu erfahren. Fürs Wetter ist dies dank Meteorologie auch möglich. Darum überrascht es nicht, dass im Laufe der letzten Jahre zahlreiche private Wetterdienste entstanden sind.

Die Treffsicherheit dieser Prognosen stellt niemand gross in Frage. Im Zweifelsfall kann man ja immer noch dem Wetter schuld am falsch vorausgesagten Wetter geben. «Ein Tief über Schottland ist schneller vorangekommen als erwartet», hört man dann im Nachhinein häufig entschuldigend ob der unerwarteten «Eile» des besagten Tiefs.

Und für alle Fälle klopft sich der eine oder andere in Sachen Treffsicherheit gelegentlich auch selber schon einmal auf die Schultern, so wie jüngst Kachelmanns Meteomedia. Die «besten Wetterprognosen für Berlin, Zürich und Insbruck» hätten die Mitarbeiter der besagten Firma beim Wetterturnier der FU Berlin erzielt, lässt man die Öffentlichkeit mittels Medienmitteilung wissen.

Verschwiegen wird allerdings, wer alles mitmacht – oder auch nicht. Das Spektrum der Teilnehmer reicht von «Berufsmeteorologen» über Studenten bis hin zu «Hobbymeteorologen». «Jeder ist hier eingeladen mitzuspielen», heisst es unter wetterturnier.de, also jener Plattform, auf welcher die Turnier-Teilnehmer ihre Wetter-Einschätzungen abgeben können.

Da Meteomedia zu den Sponsoren von wetterturnier.de gehört, kann es ebenfalls nicht überraschen, dass man die eigenen Berufsmeteorologen genauso antreten lässt – notabene auch gegen Amateure.

Sich mit anderen, egal ob Profi oder Amateur, auf spielerische Weise zu messen ist eine tolle Sache. Die Resultate daraus dann aber via Medienmitteilung als «wir sind die Besten» darzustellen, zeugt von einem grossen Mass an falscher Eitelkeit…

Offensichtlich unterschiedliche Alarm-Kriterien

Wie dem auch sei: Bloss das Wetter vorauszusagen scheint nicht mehr zu reichen. Zunehmend betätigen sich einige Wetterdienste auch im Bereich der Unwetter-Warnungen. So kann man sich inzwischen auf verschiedenen Internet-Plattformen per SMS, E-Mail oder direkt online über Wetterextreme warnen lassen.

Kosten tut das Ganze nie etwas, und das ist vielleicht auch gewollt. Denn: Wer für eine Sache zahlt, erwartet dafür auch eine gewisse zuverlässige Gegenleistung. Die Unwetterprognosen sehen heute hingegen je nach Anbieter unterschiedlich aus. Von «zuverlässiger Gegenleistung» kann ob soviel prognostizierter Vielfalt wohl kaum die Rede sein.

Gemäss Meteomedia präsentiert sich die Lage heute gegen 13 Uhr bezüglich Wind wie folgt:

Beim Wetter-Alarm, welcher durch Mobiliar- und Gebäude-Versicherungen sowie die gebührenfinanzierten Leutschenbacher Meteorologen betrieben wird, sieht es zum gleichen Zeitpunkt so aus:

Und schliesslich noch die staatlich finanzierte Gefahrenkarte von MeteoSchweiz:

Wer genau hinschaut, stellt regionale Unterschiede fest, obschon es sich ja eigentlich ums selbe Wetter handelt. Diese Unterschiede sind zudem noch künstlich generiert: Meteomedia kennt insgesamt sechs verschiedene Gefahren-Stufen, beim Wetter-Alarm gibt es nur deren vier und MeteoSchweiz wählt mit fünf Stufen den Mittelweg.

Somit gibt beim einen Wetterdienst schon ein Windstoss Anlass für die Änderung von einer Stufe zur nächsten, währenddem bei einem anderen Wetterdienst alles «im grünen Bereich» bleibt. Und wer geografisch nicht besonders sattelfest ist (wo liegt doch schon wieder Bern?), der bleibt am besten sowieso gleich zu Hause…

Meteorologie eine Wissenschaft?

Sinnvoll ist das wahrlich nicht. Als Konsument derartiger Karten kratzt man sich am Hinterkopf und fragt sich, wem man denn nun glauben soll, warum die einen die Notwendigkeit sehen, schneller über eine «Gefahr» zu informieren als andere und – wie wissenschaftlich genau solche Prognosen sind, wenn man sich nicht einmal über die Anzahl Gefahrenstufen einige ist.

Klar ist nur eines: Das Geld für den Betrieb dieser Wetter- und Alarmdienste fällt nicht aus den Wolken. Wir (der Markt) zahlen somit alle auf die eine oder andere Weise an diesen unterschiedlichen Prognosen mit.

Darum, liebe Meteorologen: Geht weiter spielen auf unwetter.de, tobt Euch da aus und kommt erst dann wieder zurück, wenn Ihr bereit seid, Euch auf einige Standards zum Beispiel in Sachen Gefahren-Stufen zu einigen. Sonst holen wir die Kristallkugel hervor oder rufen Elisabeth Tessier an. Das ist dann etwa gleich präzis… 😉