Moral und Ethik sind keine Währungen

Seit 40 Jahren soll es das World Economic Forum (WEF) in Davos schon geben. Darüber zu schreiben lohnt sich nicht, denn eigentlich wissen wir ja bereits jetzt schon, was herauskommen wird. Darum geht es hier um das, was in Davos kaum diskutiert wird…

Wie jeden Januar seit 40 Jahren trifft sich die «Elite» aus Wirtschaft und Politik in Davos beim WEF. Es ist erstaunlich, wie ein Forum, das im Titel den englischen Begriff für «Wirtschaft» enthält, sich solange halten kann.

In der Wirtschaft gehört es nämlich dazu, dass man ineffiziente Dinge abstellt. Ineffizient ist beim WEF in jedem Fall etwas: Entweder sind es die Treffen an sich, aus welchen für die Allgemeinheit jeweils nicht viel hervorgeht. Oder dann ist es die «Vermarktung» der Resultate aus dieser Treffen, welche ungenügend ist, sodass wir mehr Sinn in dieser Veranstaltung sehen können.

So oder so: Was letztes Jahr in Davos diskutiert wurde, wissen wir heute bereits nicht mehr. Gemessen an dem, lässt sich erkennen, wie wenig nachhaltig entweder diese Diskussionen verlaufen oder wie wenig nachhaltig die «Vermarktung» der Resultate ist.

Mediale Omnipräsenz – für wen eigentlich?

An der medialen Präsenz kann es nicht liegen. Wie letztes Jahr berichtet auch dieses Jahr das Schweizer Fernsehen live aus Davos und zwar sowohl auf SF info wie auch im Internet.

Worin sich das allgemeine Interesse begründet, dass man einen solchen Aufwand betreibt, werden wir vielleicht eines Tages einmal erfahren. Schliesslich geht es in diesem Wintersportort nur um informelle Treffen.

Politisch wird trotz alljährlichem Polit-Star-Aufgebot ohnehin nichts entschieden. Und auf wirtschaftlicher Ebene wird es ein paar «Gentlemen Agreements» geben, welche hinter verschlossenen Türen zustande kommen – fernab jeglicher Fernsehkamera.

Im Gegensatz dazu begann gestern eine wöchentliche Serie im Bieler Tagblatt über Sozialhilfeempfänger und über die Frage, wie die Betroffenen jeweils zu solchen wurden. Klug, intelligent und lehrreich.

Wann wohl das Schweizer Fernsehen einmal tagelang von morgens bis abends über das Schicksal von Sozialhilfeempfängern oder zum Beispiel von Stellensuchenden berichtet? Keine Show. Einfach nur der tägliche Kampf der Betroffenen.

Aber ja doch, es besteht das Risiko, dass das Verständnis schafft bei der grossen Mehrheit von sozial nicht Benachteiligten. Es könnte gar ein stärkeres Gefühl von Solidarität zu einer gesellschaftlichen Minderheit und ein stärkeres Gefühl von Zusammengehörigkeit auslösen – alles Dinge, die ja so gar nicht zum Programmauftrag der SRG SSR idée suisse gehören…

Neues Wirtschaftssystem

Demgegenüber leistete die ARD vor rund einer Woche mehr zur Wirtschafts-System-Krisen-Debatte. Sie orientiert sich schliesslich auch nicht am aktuellen WEF-Programm, in welchem man vergeblich nach einer Diskussion über alternative Wirtschaftssysteme sucht.

Doch hören und schauen Sie selbst – aber bitte erst, nachdem sie alle möglichen Wurfgeschosse entfernt haben, denn die Aussagen und gezeigten Fratzen Gesichter der ersten drei Minuten lassen einem nach etwas greifen, dass man irgendwo hin schmeissen möchte… Und seien Sie nicht überrascht, wenn auch (uralte) religiöse Ansätze zur Sprache kommen.

(via)

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16 Antworten auf „Moral und Ethik sind keine Währungen“

  1. Hmm WEF? Erinnere mich gehört zu haben, dass das WEF gestorben ist?! Es sei zu teuer es durchzuführen und es kämen auch keine Leute mehr, hiess es, deshalb werde es wohl auch kein nächstes WEF mehr geben usw. Also was jetzt? Und was, hae, seit 40 Jahren? Ich erinnere mich grad mal an die letzten 3-4 und irgendwie wurde es als neu angepriesen, kam jedenfalls so rüber, und nun soll es den Schrott seit 40 Jahren geben?! Ig nix meh verstehn… 😉

  2. In der Wirtschaft gehört es nämlich dazu, dass man ineffiziente Dinge abstellt
    Weshalb sollen die Manager dieser Veranstaltung absagen?
    Schliesslich können sie auf Firmenkosten die Berge geniessen, sich mit Kollegen treffen und sich auch auf Firmenkosten besaufen.

    Wenn ich mich mit Kollegen besaufen will kostet mich das immer eine Menge Geld. Thia, ich bin halt nicht Manager

  3. @ Chris
    Zu teuer ist es in jedem Fall. Ein diskretes und vor allem nicht so von Termin zu Termin hastiges tête-à-tête zwischen den jeweils Betroffenen käme bestimmt günstiger. Dass es das jährliche Treffen in Davos nicht mehr geben soll, davon habe ich nichts gehört.

    @ kikri
    Vielleicht weil Manager auch so etwas ähnliches wie eine Vorbildfunktion für ihre MitarbeiterInnen haben und daher genauso Zurückhaltung leben sollten, wie sie das von den eigenen MitarbeiterInnen fordern?

  4. keine Ahnung woher ich das habe, doch ich hab echt mal gelesen, dass anscheinend viele „wichtige“ Leute gar nicht mehr kämen und es deswegen womöglich nicht mehr durchgeführt werde oder aber es sich an sich nicht mehr lohnen würde oder so was… Aber das mit den 40j hat mich mehr überrascht, für mich gibt es das Teil erst seit aller höchstens 10 Jahren, hmm…

  5. Ist zwar bisschen OT(wobei WEF hmm passt ja irgendwie) aber ich hab heute doch tatsächlich ne Email aus dem Weissen Haus bekommen, in der ein gewisser Biden mich bittet ihn zu kontaktieren… Der erste Gedanke war natürlich, es ist ein Fake… Aber die Prüfung aller ID’s hat ergeben, die Email kommt tatsächlich vom Mailserver des Weissen Haus und ist auch von diesem Biden, zumindest hat der dort eine Mailaddresse…

    Ich hab echt keine Ahnung was das soll, habe jedenfalls nie eine Email dahin gesendet und kenne den Typen auch nicht, zudem frage ich mich woher der meine Emailadresse hat, es ist nämlich eine die nicht öffentlich ist… Vor allem frage ich mich, was will der Typ von mir, warum soll ich ihn kontaktieren… Nur schon die Anrede „Dear Friend“?!?

    Ist sonst leider nichts ersichtlich um was es geht, also was machen?

    Soll ich da überhaupt antworten?

  6. Eine E-Mail seitens des Vice-Präsidenten der USA lässt man doch nicht einfach so unbeantwort, Chris! 🙂

    Wenn anschliessend plötzlich eine dunkle Limousine vor Deinem Haus auftaucht und ein paar Typen mit dunklen Sonnenbrillen aussteigen, würde ich allerdings die Flucht ergreifen… 😉

  7. OT olé
    Bei Frau Zappadong lebt Mr. Doorman im Keller, bei mir wedelt Frau Wetterfest herum und dem Chris steigt jetzt der USA Vice-Präsident auf’s Dach. Weiter so, denn das macht allemal mehr Laune als das Polit-Geschwurbel beim WEF.
    😀
    und zum Thema (frei nach Goethe)
    Warum in die Ferne schweifen? Sieh‘ die Armut liegt so nah!
    Und warum nicht mal wieder ein Strassenmagazin kaufen, statt Littering mit Gratiszeitungen zu betreiben.

  8. Hey, ich wusste nicht, dass das der Vize ist, stand schliesslich nichts, nur Biden… Hab gegoogelt und ups es ist der Vize… Dennoch weiss ich nicht wie der auf mich kommt und woher er die Email hat und überhaupt… Was solls, schreib dann mal zurück und frage um was es geht und woher er die Email hat usw.

    Viel wichtiger ist – ich habe heute Morgen den Bescheid bekommen, dass ich die Wohnung habe! 😀

    Ich ziehe also bald um, sollten also schwarze Limos und/oder schwarze Helis „hier“ auftauchen, dann bin ich womöglich schon weg… *lol*

  9. Ja, zum Beispiel. Man nennt das auch soziale Verantwortung. Ich komme darauf nochmals in einem separaten Beitrag zurück.

  10. Das amerikanische Datenschutzgesetz von wegen «woher er die E-Mail hat» kenne ich leider nicht. Es müsste aber in etwa gleich strikt sein, wie unseres. Zumindest hat man uns das so gesagt, als es um die biometrischen Pässe ging (sinngemäss: Die Daten auf den biometrischen Pässen können nur von Ländern mit gleichwertigen Datenschutzregeln gelesen werden…).

    Aber immerhin hast Du eine neue Wohnung. Vielleicht hat Dir der Herr Biden klammheimlich geholfen? 😉

  11. Der Blick in die Ferne, wie auch in der Doku oben, kann sich schon lohnen – ausser wir meinen, wir hätten das richtige System und alle anderen Systeme würden nicht funktionieren.

    Dass es den Kubanern nicht so gut geht, liegt nicht unbedingt an deren Systen, sondern wohl eher am Wirtschaftsembargo (womit ich allerdings die ansonsten in Kuba vorhandenen, repräsiven Massnahmen nicht gutheissen möchte).

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