Wenn einige Tage arbeitsfrei, bemalte Eier und Hasen aus Schokolade uns mehr bedeuten als der Appell an unser Mitgefühl, dann kann Ostern nicht weit weg sein…
Die christliche Welt feiert an Ostern die Auferstehung Jesu Christi. Die religiöse Bedeutung dieser Auferstehung ist allerdings umstritten. Wesentlich «sinnvoller» erscheint demgegenüber in der Karwoche die Erinnerung an die Leiden Jesu Christi vor seiner Kreuzigung bis zu seinem Tode, denn dieses Leiden appelliert an unser Mitgefühl.
Gemeinsame Tugend
Zeigen wir noch Mitgefühl? Können wir überhaupt noch Mitgefühl zeigen oder befürchten wir nicht eher, als gefühlsduselige Menschen abgetan zu werden, sobald wir diese Eigenschaft zeigen?
Doch, wir zeigen noch Mitgefühl. Allerdings hegen einige an Ostern mehr Mitgefühl für den zerbrochenen Osterhasen aus Schokolade und ohne Innenleben als gegenüber fühlenden Menschen mit inneren Werten…
Mitgefühl gegenüber Menschen zu zeigen und zu leben wäre aber eine wichtige Tugend im Christentum – wie auch in allen anderen Weltreligionen. Passend dazu der nachfolgende Vortrag von Iman Faisal Abdul Rauf, der wesentlich bescheidener als irgendein christlicher Papst zu mehr Mitgefühl und einem Loslassen vom eigenen Ego aufruft:
In einer Zeit, in welcher die Selbstvermarktung über unzählige Social Media-Plattformen Hochkonjunktur hat, ist es wahrlich nicht einfach, das eigene Ego loszulassen. Mitgefühl für andere zu zeigen wäre schon ein guter Anfang…
Nun ist es leider so, dass im Namen des Mitfühlenden und Mitgefühl Gebenden auch ab und zu einem Mitmenschen der Kopf abgeschlagen wird. Und die Jünger des Propheten stehen leider zur Zeit in dieser Disziplin weit vorne.
Ich weiss nicht, wo dieser Vortrag gehalten wird, es scheint mir aber eine Veranstaltung für westliche Führungskräfte zu sein, da er als Beispiel von Angestellten spricht. Es wäre gut, wären solche Reden, vor allem das Schlusswort (Schwerter zu Pflugscharen) auch öfter in Moscheen zu hören.
@ Tinu
Vielleicht werden solche Reden ja auch häufig in Moscheen gehalten, nur sind wir wohl nicht gerade häufige Moscheegänger, sondern lassen uns stattdessen ein Bild von „Hasspredigern“ aufs Auge drücken?
Nein, ein Moscheegänger bin ich nicht – und Kirchgänger auch nicht. Draussen hingegen sind die Schreihälse, wie Pierre Vogel kürzlich wieder in Frankfurt. Wenn es eine Mehrheit anders denkender Muslime gibt, was ich ja stark hoffe, dann wäre es an der Zeit, dass auch die rauskommen und dort sprechen, wo sie alle hören.
@ Tinu
Diese Mehrheit gibt es bestimmt. Ich kann mir allerdings auch gut vorstellen, dass diese Mehrheit bewusst nicht so sehr ihre Religion in die Öffentlichkeit tragen will, weil sie Religion als eine private Angelegenheit betrachten. Das ist es doch, was wir erwarten… Ich denke, Du siehst den Interessenkonflikt.
Schliesslich vermute ich, dass sie die „Schreihälse“ auch gar nicht als tatsächliche Gefahr ansehen. Ganz so unrecht haben sie vermutlich nicht, denn: Hunde die bellen, beissen nicht. Beunruhigender scheint mir da eher, was nicht öffentlich abläuft…
Es gibt bei den Muslimen wie bei den Christen viele Mitmenschen, welche sich zwar zu ihrem Glauben bekennen, ihn aber entweder gar nicht aktiv praktizieren oder das für sich im privaten Umfeld tun. So wie wir primär die fanatischen Christen wahrnehmen, ist es meiner Ansicht nach auch mit den Muslimen.
In dem Zusammenhang sei wieder mal darauf hingewiesen, dass es nicht DEN Muslim oder Christen gibt. So wie es beim christlichen Glauben eine beträchtliche Spannweite von reformiert/protestantisch über katholisch bis zu den ultrakonservativen Freikirchlern gibt, so sollte man auch nicht Islam-Gläubige aus Europa mit den Fanatikern in manchen arabischen Ländern in einen Topf werfen.
@ Sensor
Apropos „fanatische Christen“: Siehe diesen Beitrag.