Wolf im Schafspelz?

Am morgigen 18. Mai 2010 findet der erste nationale «Home Office Day» statt. Ist das eine gute Idee? Soll man da mitmachen, wenn man überhaupt kann? Hände weg, meint man in der Augenreiberei – allerdings nicht wegen der Idee an sich…

Gemäss Website des Home Office Day soll dieser spezielle Tag Arbeitgeber wie Arbeitnehmer dazu ermuntern, vermehrt Heimarbeit zu ermöglichen, was gemäss den Aussagen auf der fraglichen Website schliesslich zu mehr Klimaschutz, Lebensqualität und Produktivität führen soll. Das sind durchaus anstrebenswerte Ziele.

Das Problem bei diesem Tag sind jedoch einerseits die Trägerschaft und andererseits die Absichten dieser Trägerschaft. Letztere sind nämlich nicht so lauter, wie es aufgrund der erwähnten Ziele auf den ersten Blick den Anschein macht…

Alles ganz seriös…

Wie bereits schon der Homepage der erwähnten Website entnommen werden kann, besteht die Trägerschaft aus Microsoft (Schweiz), SWICA Gesundheitsorganisation, Swisscom und LeShop.ch.

Bereits da sollten die ersten Alarmglocken klingeln. Denn dass sich Unternehmen der Privatwirtschaft für mehr Produktivität einsetzen, erscheint ja noch plausibel. Aber wie kommt es, dass sie sich auch für Klimaschutz und Lebensqualität der Mitarbeitenden stark machen?

Dass trotzdem nicht sofort die Alarmglocken klingeln, liegt wohl auch an jenen Organisationen, unter deren Patronat dieser Tag steht: Bundesamt für Energie, Bundesamt für Berufsbildung und Technologie, economiesuisse, KV Schweiz, WWF Schweiz usw.

Die Uni St. Gallen und die Fachhochschule Nordwestschweiz sind unter anderen noch als Forschungspartner aufgeführt. Forschungspartner?

Wozu braucht es für einen Tag, bei dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu Heimarbeit zwecks mehr Produktivität, Klimaschutz und Lebensqualität ermuntert werden sollen, einen Forschungspartner? Hören Sie es auch wieder klingeln…?

Eigentlich andere Absichten

Die Antwort zu diesen Ungereimtheiten findet sich online, allerdings (natürlich) versteckt. Es beginnt bei der Hauptnavigation oben. Sie bringt nämlich gar nichts. Egal ob Sie auf «Vorbereiten», «Mitmachen» oder «Gewinnen» klicken, erhalten Sie unter diesen Menüpunkte lediglich ein, zwei Sätze, welche variieren.

Gleich sind hingegen immer die beiden Bilder «Als Unternehmen mitmachen» und «Als Mitarbeiter mitmachen». Wenn Sie also etwas mehr erfahren wollen, dann müssen Sie da mitmachen…

Mitmachen heisst, Sie haben einige Fragen zu beantworten. Als Vorwand wird zwar angegeben, Ihr «Klimaschutz-Potential» zu errechnen. Nur: Was hat die erste Frage über das Organisieren der Arbeit zu Hause mit Klimaschutz zu tun?

Und worin besteht das zu errechnende Klimaschutz-Potential bei der zweite Frage für mitmachende Mitarbeiter: «Haben Sie schon einmal von zuhause gearbeitet?»?

Potential ja, aber nicht für den Klimaschutz

Natürlich errechnet man Ihnen nach Beantwortung all dieser merkwürdigen Fragen das Klimaschutz-Potential in Form von eingespartem CO2. Doch in Tat und Wahrheit geht es darum, Daten zugunsten der vier Träger-Unternehmen zu erheben.

Diese Daten dürften später dazu dienen, potentielle Kunden für ihre Produkte zu gewinnen. Selbstverständlich steht das nirgends so offensichtlich, doch die oben erwähnten Fragen geben einen ersten Hinweis (wem nützen deren Antworten?).

Bestätigt wird dies aber auch dadurch, dass unter «Angebote zum Home Office Day» Angebote von Microsoft und Swisscom aufgeführt und sogar zu den jeweiligen Websites verlinkt werden (den Link zu diesen Angeboten findet sich nur unter «Vorbereiten» und «Mitmachen»).

Und wer aufs eine oder andere Dokument «Tipps & Tricks» klickt, stösst schon mal auf ein reines Microsoft-Dokument.

Bestätigt wird diese kaschierte Aktion zur Kundenakquisition aber auch im Kleingedruckten. Dieses findet man in der kleingeschriebenen Fusszeile unter dem Begriff «Informationen zur Datensicherheit». Dahinter steckt ein Dokument namens «Datenschutzrichtlinie.html» und entpuppt sich bei Mausklick als «Vertraulichkeitserklärung für homeofficeday.ch». Mit Verlaub, aber das sind drei unterschiedliche Dinge…

Überraschende Datenverwendung

Wie dem auch sei, im nun angezeigten Datenschutz-Irgendwas finden sich interessante Passagen wie zum Beispiel:

«Ergänzend zu diesem Gebrauch kann die Trägerschaft des homeofficeday.ch persönliche Daten verwenden, um Ihnen einen wirksameren Kundenservice zu bieten, um…»

Die harmlos klingende «Trägerschaft» sind – um es Ihnen in Erinnerung zu rufen – die oben genannten vier Unternehmen. Und «einen wirksamen Kundenservice bieten» heisst auf gut deutsch: Wir werden an Sie herantreten, um Ihnen unsere Produkte zu verkaufen.

Auch nicht schlecht ist diese Passage:

«Persönliche Daten, die auf dieser Website erfasst werden, können in den Vereinigten Staaten oder in einem anderen Land, in dem die Trägerschaft des homeofficeday.ch oder die Konzerngesellschaften, Tochtergesellschaften oder Vertreter der Firma Betriebsstätten unterhalten, gespeichert und weiterverarbeitet werden, und durch Ihre Nutzung der Website stimmen Sie jeder Datenübertragung ausserhalb Ihres Landes zu.»

Es geht im gleichen Stil weiter:

«Die Trägerschaft des homeofficeday.ch hält sich an die „Safe Habor“-Rahmenbestimmungen, die vom Handelsministerium der Vereinigten Staaten bezüglich der Erfassung, Verwendung und Speicherung von Daten aus der Europäischen Union festgelegt wurden.»

„Safe Habor“-Rahmenbestimmungen? Daten aus der Europäischen Union? «Können in den Vereinigten Staaten oder in einem anderen Land (…) unterhalten, gespeichert und weiterverarbeitet werden»?

Ihre Ohren dürften vom unaufhörlichen Schrillen der Alarmglocken inzwischen schmerzen…

Gewollte Ungenauigkeit?

Solche an die Nutzungsbedingungen von Facebook erinnernde Passagen sind auch immer wieder allseits beliebt:

«Möglicherweise wird diese Vertraulichkeitserklärung durch uns gelegentlich geändert.»

Dann geht es weiter:

«Wenn dies der Fall ist, passen wir auch das Datum der „letzten Änderung“ oben auf der Vertraulichkeitserklärung an.»

Zu dumm, dass bei der aktuellen Version oben kein Datum steht… (siehe Ausschnitt unten). Ob das dann «möglicherweise» zu einer «gelegentlichen» Nichtigkeit dieser Bestimmungen führt?

Schliesslich wird als Kontakt bezüglich Auskunftsrecht über seine persönlichen Daten die Firma diamond dogs GmbH in Herisau angegeben, deren Mutterhaus sich allerdings in Wien befindet.

Auf ihrer Website beschreibt sie sich wie folgt:

Die diamonddogs|group entwickelt ganzheitliche Lösungen auf Basis der wachsenden Einsatzmöglichkeiten digitaler und klassischer Medien in Business-, Marketing- und Dialogprozessen. Wir bieten die strategische Entwicklung, die Konzeption, das Design, die Implementierung und die Vermarktung onlinebasierter Dialog- und Transaktionslösungen, sowie deren effiziente Unterstützung durch Offline-Massnahmen an und haben dazu unser Beratungs- und Umsetzungs-Knowhow entlang der gesamten digitalen und klassischen Wertschöpfungskette gebündelt.

Bleiben da noch Zweifel, dass es primär nicht um Klimaschutz, Lebensqualität und Produktivität geht?

Irreführender Webauftritt?

Das Problem bei diesem Webauftritt ist der täuschende Charakter. Auf der Homepage äussern sich namhafte Nationalräte dazu, am Home Office Day teilzunehmen. Namhafte Firmen treten als Trägerschaft dieses Tages auf und namhafte Organisationen übernehmen das Patronat – und dies alles mit vordergründig guten Absichten. Da muss man doch mitmachen, dürfte sich manch einer sagen…

Erst wer die gestellten Fragen sowie die Angebote und Links hinterfragt und erst wer das Kleingedruckte liest, stellt fest, dass es hier nicht bloss um eine Mitmach-Aktion geht, dass es nicht darum geht, etwas Gutes zu tun.

Hier geht es um Datenerhebung und Promotion der eigenen Angebote unter dem Deckmantel von Klimaschutz, Lebensqualität und Produktivität. Ob sich alle Beteiligten bewusst waren, in was für einen Karren sie sich einspannen liessen?

Zweifel ob der Lauterkeit dieses Aktionstages seitens Trägerschaft sind auf jeden Fall angebracht. Hierzu der Grundsatz über unlauteren Wettbewerb (Art. 2 UWG):

Unlauter und widerrechtlich ist jedes täuschende oder in anderer Weise gegen den Grundsatz von Treu und Glauben verstossende Verhalten oder Geschäftsgebaren, welches das Verhältnis zwischen Mitbewerbern oder zwischen Anbietern und Abnehmern beeinflusst.

Sollten andere Anbieter wie im Telekom-Bereich beispielsweise Sunrise oder Orange eine Klage wegen unlauterem Wettbewerb anstreben und sogar gewinnen, könnte es für die anderen Beteiligten, namentlich die beiden Bundesämter, unbequem werden…

P.S. Sie können übrigens auch LeShop-Warengutscheine gewinnen. Gemäss Teilnahmebedingungen sind nur die Mitarbeiter von Microsoft von der Teilnahme ausgeschlossen, jene von Swica, Swisscom und vor allem von LeShop.ch und Diamond Dogs GmbH aber nicht. Logisch, nicht wahr?

27 Antworten auf „Wolf im Schafspelz?“

  1. Ach kommt schon, immer diese Aufregerei wegen irgendwelchen Datenkraken. Immer das Gleiche. Aufschrei, Empörung, Warnung vor dem Untergang des Abendlandes respektive dem Zusammenbruch der Konkordanz. Zusätzlich in der Schweiz das „Ausland“ U.S.A (wah), die Europäische Union (Waaaah) Deutschland (waaaaaaaah) oder Lybien (…) wollen die Macht übernehmen. Auf zu den Waffen ihr Aff…äh!
    Das ist doch seit Google (Don’t be evil =) längts nix neues mehr. Selbst Microsoft ist auf den aufgesprungen aber die kommen mit ihren SQL Datenbanken eh nicht hinterher und kommen eh immer ein halbes Jahrzehnt zu spät. (Siehe WWW, Siehe Flash, siehe IPAD ach ne das war ja Apple..)
    Einfacher Tipp von St3v3:
    Wer sagt denn dass ihr da euren richtigen Namen eintragen müsst?
    Wer sagt denn dass die Angaben die ihr auf solch einer Webseite macht 100% korrekt sein müssen.
    Ach kommt jetzt hört aber auf, nichtmal die Steuererklärung ist 100% korrekt also was soll das denn? Schreibt doch einfach rain was ihr wollt. Tragt den Nachbarn ein, oder die Alte Dame von gegenüber der Strasse. Die freut sich wenn endlich mal wieder jemand anruft. Und wenn es nur der arme Stift ..excusé.. Auszubildende von der Swisscom ist der anrufen muss um ihr einen Handyvertrag aufzuschwatzen. Die alte Frau freut sich.
    Und jeder kennt doch den Spruch glaube keiner Statistik die Du nicht selbst gefällt hast und genauso gilt eine Datenbank ist nur so gut wie sie gepflegt ist.
    In diesem Sinne Cheers,
    St3v3

  2. Wenn ein Unternehmen irgendwelche Daten erheben will, dann soll es diese erheben. Darum geht es nicht.

    Es geht darum, dass für den Benutzer nicht klar ist, auf was er sich einlässt bzw. dass er erst einmal das Kleingedruckte gut lesen (und verstehen) muss. Er wird nicht einmal aufgefordert, das Kleingedruckte zu lesen, sondern muss erst danach suchen.

    Das sind unlautere Methoden.

  3. 1. Teil
    Das Ganze scheint mir eigentlich internationalen Charakter zu besitzen:
    (Gibt’s in de, en und fr.)
    Patronatskomitee

    Datenschutz
    Je nach Tele-Working-Vertrag (Arbeitsvertrag) werden viele wahrscheinlich ohnehin die Erhebung nicht mitmachen.
    Mir ist die grüne Schweizer Site zu billig aufgemacht. Sieht aus nach Trash-Laden.

  4. 2. Teil
    Da ich bei Umfragen ohnehin nie Daten angebe (ausser der hinterlassenen IP) sehe ich mich nicht gefährdet.

    Bundesrat Leuenberger bindet sich dort offenbar ein weil (Zitat):
    «Solange sich die Politik nicht zu verbindlichen Normen aufraffen kann, zeigt freiwilliges Vorangehen, was Verantwortung sein kann

    Link zu Frau Joanna Hafenmayer

    Die Moral der Geschichte:
    Durch das Searchen habe ich jenes CO2, das ich durch Antworten im Trash-Laden einsparte, im RL locker wieder in die Welt gepustet.

  5. Desinformation ist die beste Waffe gegen solche DB’s und wenn man echt böse ist und diese wirklich hasst, dann vergiftet man sie eben absichtlich, böse deshalb weil wenn das dann mehrere machen die DB’s völlig unbrauchbar werden – so habe ich im Internet zbs. diverse automatische Vergiftungsdinger versteckt die zbs. EmailharvesterDB’s automatisch mit total sinnlosen Emails vergiften und meine Logs zeigen mir, da sind schon viele rein gelaufen… *evilgrins*

  6. Vielen Dank für diesen fundierten und aufschlussreichen Bericht. Bedenklich auch, wie naiv sich gewisse Parlamentarier vor jeden Karren spannen lassen.

    NB: Die erwähnten „Datenschutzrichtlinien“ sind zudem schludrig redigiert. Der Abschnitt über die „Safe Ha-r-bor“-Rahmenbestimmungen wurde nicht mal an Schweizer Verhältnisse angepasst und unterschlägt, dass ein eigenes Rahmenwerk zwischen den USA und der Schweiz existiert, vgl. http://www.export.gov/safeharbor/swiss/index.asp

  7. @ Quantensprung
    Du sprichst von myclimate und dessen Patronatskomitee, nicht vom Home Office Day. Richtig?

    Hier geht’s übrigens noch zur Medienkonferenz (welche ich erst später entdeckte), an welcher BR Leuenberger einen nicht besonders überzeugenden Auftritt bietet…

    @ Stanislav Nansen
    Besten Dank für den Hinweis. Interessent dabei ist auch die fett gedruckte Fusszeile auf der verlinkten Seite (zur Hervorhebung habe ich die fraglichen Ausdrücke fettgedruckt hervorgehoben):

    IMPORTANT: Please note that you do not have to join the U.S.-EU Safe Harbor in order to self-certify to the U.S.-Swiss Safe Harbor Framework or vice versa.

    Vielleicht werden die Daten eben doch nicht dort gespeichert, wo man uns glauben lässt (was uns inzwischen auch nicht mehr überraschen würde…):

    «Sie werden im Konzern Diamond Dogs Switzerland gmbh gespeichert und an die Trägerschaft des homeofficeday.ch zurückgeschickt.»

    @ Bugsierer
    Gern geschehen.

  8. Liebe Augenreiber

    Herzlichen Dank für das wachsame Auge und das Interesse am ersten Nationalen Home Office Day. Ich erlaube mir, stellvertretend für uns Initianten (Swisscom, SWICA, Le Shop und Microsoft) zu reagieren. Ich selber bin „im normalen Leben“ für Public Relations bei Microsoft verantwortlich und begleite auch den Home Office Day von der kommunikativen Seite her. Im Sinne einer zeitnahen Antwort (und weil bei mir gerade das Telefon sturm klingelt von Personen, die diese Initiative toll finden) fasse ich mich kurz, auch wenn dadurch vielleicht Detailfragen unangesprochen werden, bzw. zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden müssen.

    1. Hier handelt es sich um Standarddatenschutzbestimmungen der Website-Betreiberin Diamond Dogs. Diese deckt daher alle Möglichkeiten und Eventualitäten einer Datensammlung ab und ist sehr umfassend. Als Kritikpunkt nehmen wir gerne entgegen, dass wir im konkreten Fall die Bestimmungen hätten verschlanken können.
    2. Wenn jemand am Home Office Day mitmachen will, so kann er/sie sich auch registrieren und die Fragen beantworten, ohne die persönlichen Kontaktdetails zu hinterlassen. Es besteht keine Verknüpfung zwischen der Registrierung und der Angabe von persönlichen Daten.
    3. Die Daten benötigen wir ausschliesslich zur Ermittlung der Gewinner der Gutscheine und zur Kontaktaufnahme mit den Gewinnern. Sobald dies erfolgt ist, werden sämtliche Daten gelöscht.
    4. Die Umfrageergebnisse werden strikt getrennt von den persönlichen Daten (falls diese angegeben wurden) ausgewertet. Hier interessiert lediglich die Motivation der Teilnehmer, die gesammelten Erfahrungen und die eigene Einschätzung der Lebensqualität in Bezug auf die Arbeit im Home Office.
    5. Weder Microsoft, noch die anderen Home Office Day Träger und Partner werden die Daten zu irgendwelchen Zwecken ausser der geschilderten Wettbewerbsabwicklung verwenden. Es besteht keinerlei Absicht, die durch die wettbewerbsteilnahme gewonnenen Inforationen kommerziell zu verwenden. Sie werden vollumfänglich gelöscht nach Versand der Gutscheine.

    So, und nun hätte ich auch noch den einen oder anderen Gedanken – das schöne an Blogs ist ja, dass sie den Meinungsaustausch fördern und ermöglichen.

    – Dass eure Alarmglocken klingeln und dass es Leute wie euch gibt, die sicherstellen, dass alles mit rechten Dingen her und zu geht, finde ich äusserst lobenswert. Ich vermisse aber vor lauter Alarmglocken, dass auch mal die Ideenlampen angehen. Kann eine Idee per Definition nicht positiv sein, nur weil auch wirtschaftliche Unternehmen dahinter stehen? Sind diese umso böser, je bekannter diese wirtschaftlichen Unternehmen sind?

    Das ist meines Erachtens ein nicht zielführender Ansatz – würden alle so denken, müssten wir heute auf viele Projekte verzichten, die gerade auch für Leute gedacht sind, die nicht immer nur auf der Sonnenseite des Lebens stehen, bzw. deren Lebenssituation sich mit einigen Veränderungen wesentlich verbessern würde.

    Ich persönlich geniesse es, bei einem Arbeitgeber zu arbeiten, der mir flexibles Arbeiten ermöglicht und der erkannt hat, dass Mitarbeiter nur dann gute Mitarbeiter sind, wenn sie zufrieden sind und einen guten Ausgleich haben zwischen beruflichen und privaten Prioritäten. Dass mein Arbeitgeber zusammen mit anderen fortschrittlichen Unternehmen sich sogar dafür einsetzt, dass man die Arbeitsituation schweizweit verbessert, macht mich sehr stolz!

    Damit möchte ich meine Gedanken abschliessen – selbstverständlich können wir den Dialog jederzeit gerne fortsetzen.

    Herzlicher Gruss aus dem Home Office
    Barbara Josef

  9. Liebe Frau Josef

    Vorab vielen Dank dass Sie hier unaufgefordert Stellung nehmen (auch wenn Ihr erster Kommentar in die Kommentarschlaufe gelangte).

    Das mit dem «ohne die persönlichen Kontaktdetails zu hinterlassen» ist eben so eine Sache. Der Schritt 3 «Mitmachen» ist so clever aufgemacht, dass nur die Wenigsten merken, dass man auch einfach nur auf «Weiter» klicken könnte. Ein Schelm wer denkt, dass dahinter Absicht steckt… 😉

    Von einer strikten Trennung zwischen persönlichen Daten und Umfrageergebnissen sowie von einer Löschung der persönlichen Daten nach Ablauf von xyz ist nirgendwo die Rede. Und dieses Blog kann ja nicht zur erweiterten Datenschutzrichtlinie werden…

    Sie sprechen davon, dass die Daten zu keinem «ausser der geschilderten Wettbewerbsabwicklung verwenden» sollen. Ob Sie nun die Umfrage- oder die persönlichen Daten meinen, tut nichts zur Sache. Für mich als Benutzer ist das relevant, was bei Ihnen (zum aktuellen Zeitpunkt) online steht.

    Zu Ihrer Anregung oben: Ja natürlich kann und soll auch etwas gut sein, wenn dahinter Unternehmen stehen. Wenn Sie den heutigen Tag zum «1. Nationalen Microsoft-/Swisscom Home Office Day» erklärt hätten, dann wäre die Sache für jeden klar. Doch Sie erheben den Anspruch eines neutralen nationalen Tages – mit magistraler und bundesamtlicher Unterstützung. Was ist, wenn beispielsweise Sunrise und Apple (Huch!) auch so einen Tag ins Leben rufen oder mitmachen wollen? Können diese dann auch mitmachen oder gibt es bald noch einen «Konkurrenz-Tag»? Spricht dann Herr Leuenberger auch vor den (nicht sehr zahlreich erschienenen) Medien?

    Wenn Sie den Anspruch «national» ohne Microsoft-spezifische Nennung erheben wollen – so meine einfache Bürger-, Mitarbeiter- und Konsumentenmeinung – dann muss dieser Tag auch allen interessierten Unternehmen gleichermassen offen stehen. Gründen Sie doch einen Verein und laden alle interessierten Kreise (Hard-/Software-, Telekom-Anbieter) ohne Vorbehalte ein. Dann verstummt meine Kritik übers Prädikat «national».

    Und: Warum werden mir die rechtlichen Bedingungen bei jedem Microsoft-Produkt seitenlang um die Ohren geschlagen (eine Vereinfachung täte wohl auch hier Not, nur so als Anregung), aber im Falle des HOD verbirgt man sie den Benutzern bzw. verbannt sie soweit weg, bis man sie kaum sieht?

    Schreiben Sie (damit meine ich die gesamte Trägerschaft) doch klar und transparent hin, was Sie aus den Daten machen. Das dürfte Ihnen mehr Sympathien einbringen als sie im Kleingedruckten zu verstecken…

    Und schliesslich noch: Wozu müssen oder können Daten für einen «nationalen» Tag in die USA gelangen?

  10. @barbara josef:

    dass sie sich hier zu wort melden, ist schon mal lobenswert.

    aber ihre ausführungen sind leider reinster pr-sprech.

    es ist nichts neues, dass agenturen wie die ihre irgendwelche zusammenkopierten datenschutzbestimmungen in solche seiten pappen, die dem datensammler letztlich alles offen lassen und dem user nichts. in ihrem fall glaube ich ihnen aber nicht, dass das so harmlos ist, wie sie das hier darstellen.

    dazu ist die sache zu sehr auf die umfrage getrimmt, die den home office dienstleistern neue erkenntnisse liefern soll (was sie nicht tun wird, weil auch sie lausig gemacht ist). anders ist der aufbau der seite nicht zu erklären, jedenfalls sehe ich keinen zwingenden grund, das thema mit dieser fragerei erklären zu wollen. zudem sind die anleitungen, wie man das konzept home office day umsetzen könnte, doch etwas gar spärlich. der tipp, den ich am schluss der umfrage bekomme, ist gar unter aller kanone, sehen sie mal:
    http://skitch.com/roetext/drn6n/home-office-day
    weniger sagen kann man nun wirklich nicht mehr und anklicken kann ich auch nichts. mit verlaub, das ist pfusch.

    was ihre ideenlampen (was für ein wort…) betrifft: nein, nicht alles, was grosskonzerne an solchen aktiönchen rauslassen, ist schrott. aber fast. ganz besonders im grünen bereich sozusagen. es reicht einfach nicht, eine seite grün anzumalen und ein infantiles lebensqualitätsbarometer reinzupappen und sonst quasi keinen kontent zu bieten. ich sehe da die an sich gute idee des home office day überhaut nicht beschrieben, erklärt, etc.

    das drücken auf die tränendrüse finde ich ganz besonders deplaziert. sie wollen mir ja nicht im ernst verklickern, dass sich microsoft gross um die leute kümmert, die nicht auf der sonnenseite des lebens stehen. (und kommen sie mir jetzt nicht mit der charity platte von bill gates).

    natürlich ist es schön, wenn sie einen fortschrittlichen arbeitgeber haben, aber auch das macht diese website nicht besser. im gegenteil. man fragt sich, warum ausgerechnet so grosse häuser ausgerechnet in ihrem zielmarkt ein dermassen halbgares produkt auf das publikum loslässt.

  11. Hat dann gestern Abend in 10 vor 10 noch jemand gesehen, wie LAAAAAAAAANGE das Logo der SWICA auf dem Bildschirm der Beispiels-Homarbeiterin gezeigt wurde??? Es kam mir endlos vor. Ich denke, das würde glatt für eine Beschwerde reichen!

  12. Danke für die Ergänzungen. Den Punkt, dass wir die Webseite obtimieren und mit mehr Inhalten anreichern könnten, sehe ich. Das werden wir sicherlich auch machen. Da dies die erste Durchführung des Home Office Day ist, gibt es vermutlich sowieso noch viele Learnings, die wir auswerten und einbauen müssen. Ein Grund zum Aufschrei ist das für mich aber nicht. Wir haben mit extrem schlankem Budget diesen Tag ins Leben gerufen – da muss manchmal auch Pragmatismus vor Perfektion gelten, bzw. die Lernkurve spielen dürfen.

    Zu den anderen Punkten nehme ich keine Stellung. Ich habe bereits erwähnt, was mit den Daten gemacht wir und was nicht. Zudem hatte ich nicht im Entferntesten vor, auf unser soziales Engagement einzugehen. Dies besprechen wir jeweils gerne mit Leuten, die sich dafür interessieren, bzw. die mit ernsthafen Absichten mit uns zusammenarbeiten möchten. Jaaaaa, die gibt es tatsächlich… ich will aber nicht langgehehte Clichés vernichten – sonst wäre es ja kein Wolf mehr – und verabschiede mich daher mit einem herzlichen Gruss.

  13. Yep, Frau Zappadong, das habe ich und wollte meinen Augen auch nicht ganz trauen. Der gesprochene Text war noch neutral, aber dann der absolut unnötige Schwenker und das Verbleiben auf dem Bildschirm: Da blieben keine Zweifel offen, bei welchem Versicherer aus Winterthur sie arbeiten würde…

    Ich bin übrigens schon längst noch eine Antwort betreffend Roger Federer-Beitrag schuldig, denn da hatte ich tatsächlich Beschwerde eingelegt…

    Zum fraglichen Beitrag: Er reiht sich ein in eine Serie unzählig weiterer Beispiele von Schleichwerbung, ob gewollt oder nicht (im Falle einer Beschwerde spielt das auf jeden Fall keine Rolle). Vielleicht sollten wir Roger de Weck dahingehend ermuntern, die Augen der Kameraleute etwas mehr zu sensibilisieren?

  14. Wer glaubt den noch, das jemand die Datenschutzrichlinien, die sich jemand selber auferlegt hat, auch einhält?
    Wenn man unbedingt mitmachen will, nur mit falschem Namen und der 2. Email-Adresse.
    Mein Arbeitgeber (ETH) hat mich durch ein Mail auf den Tag aufmerksam gemacht.
    Die Arbeit nach Hause nehmen geht nicht.
    Vor allem bei diesem Wetter. Da ist nix mit Badi 😉

  15. Es wäre wohl verfehlt, Frau Josef, ihres Zeichens Kommunikationsverantwortliche des HOD bei MS, ihre Tippfehler im letzten Posting vorzuwerfen, deren Ursache sicherlich im erhöhten Puls durch die angeregte Diskussion zu liegen scheint.
    Aber wir sind hier ja nicht „im richtigen Leben“ sondern, ja wo sind wir hier eigentlich?
    😉

    Ich finde, klar deklariertes Sponsoring geht in Ordnung. Viele Veranstaltungen, wie Konzerte und Theater, für ein breites „eventverwöhntes“ Publikum wären ohne Geldspritzen von grösseren Firmen heute nur noch schwer durchführbar. Aber wie bereits gesagt wurde, stosse auch ich mich bei dieser nationalen HOD-Aktion ebenfalls an diesem Marketing-Versteckspiel unter dem Deckmantel von nationalen Exponenten und CO2-Hype, für eine an und für sich gute Idee.

    @zappadong/titus
    Das UVEK hat den erwähnten 10vor10 Beitrag ebenfalls aufgeschaltet.

  16. Sei sicher, Du wirst mich heute schon noch los, geh bald schlafen.
    Es hat nun nicht unbedingt mit Deinem Beitrag zu tun, ein wenig vielleicht mit dem Kleingedruckten und auch mit der Weitergabe von Daten.
    Vor ca. 2 Jahren staffierte ich mein noch gut erhaltenes Handy mit einer SIM-Karte und Prepaid-Käufen von der Migros aus. Der Zweck war, dass ich dieses Handy nur familienintern für meinen Mann und meine Tochter verwenden wollte.
    Heute aber bekam ich einen Anruf von M.I.S.Trend Bern, einem Meinungsforschungsinstitut.

    Meine Handy-Nummer machte ich nirgends publik, liess mich auch mit dieser Nummer in keinem Telefonbuch eintragen.

    Heisst das nun für mich, dass die Migros meine Handy-Nummer weitergegeben oder verkauft hat?

    Mein Gott, ich wage gar nicht dranzudenken, da ich ja eine Cumulus-Karte habe, dass Emmy oder sonst wer erfährt, dass ich pro Jahr ca. 180 Liter Milch saufe.

    Da siehst Du mal Titus, beim Bauer oder im Quartierladen wäre ich intimer aufgehoben.

  17. Nein Ate, das heisst es nicht unbedingt.

    Das Bundesamt für Statistik hat beispielsweise für die Befragungen zur Volkszählung den «vollen» Zugriff, weiss also, welche Nummern vergeben sind und wer sich hinter welcher Nummer verbirgt (inkl. der Information über die Sprache des Kunden). Das schliesst übrigens meine Nummer mit ein, welche sich auf der so genannten schwarzen Liste befindet und normalerweise niemandem weitergegeben werden darf (ausser eben… siehe oben).

    Ich kann mir vorstellen, dass auch ganz normale Umfrageinstitute die Liste sämtlicher vergebener Nummern erhalten können (mit oder ohne Sprach-Info), nicht aber die Namen, welche sich dahinter verbergen. Bei Umfragen wird dann einfach nach dem Zufallsprinzip eine ausgewählt. Claude kann Dir da vielleicht Auskunft geben.

    Allerdings dürfte die Migros wissen, wie viele Liter Milch über Deine Cumulus-Karte laufen. Was die Migros aber (noch) nicht weiss, ist, wie viel Du davon an Katzen verfütterst 😉

    Emmi als Herstellerin sollte hingegen nichts über Deinen Milchkonsum erfahren, andernsfalls hätte die Migros das Datenschutzgesetz verletzt. Die Krux an diesem Gesetz ist, dass es keine effektive Kontrolle vorsieht. Wenn Dir also die Migros versichert, dass sie keine Daten weitergibt, dann musst Du ihr einfach glauben, obschon Deine Anfrage an sich ja ein Misstrauensvotum ist. Es liegt vielmehr an Dir den Beweis zu erbringen, dass widerrechtlich Daten flossen.

  18. Sorry, ich kann nicht schlafen. Erst heute habe ich diesen Beobachter-Artikel gelesen und der geht mir recht nah. Ist es jetzt gemein von mir, wenn ich hinstehe und mit diesen Leuten mehr fühle, als mit solchen die im Kongo oder sonstwo abgestürzt sind?

    Auch mich quält heute noch meine Jugend, lese ich aber was andere Menschen durchgemacht haben, so kann ich Gott danken, das er mir wenigstens solches erspart hat. Gott? Nein! Nennen wir es doch die Lebensumstände.

    Merkst Du? Ich hock schon wieder im falschen Film. Claude habe ich bereits vor Monaten angefragt. Das Prinzip hat er mir klar erklärt.
    Auch ich hab eine schwarze Nummer, finde es auch in Ordnung wenn der Staat Einblick hat, aber eben, solche Nummern sollten für Werbezwecke oder für Meinungsumfragen nicht weitergegeben werden. Aus irgend einem Grund unterdrückt man sie ja.
    Übrigens Deine/meine Nummer und Adresse mag wohl in der Schweiz zwar scharz sein, ist aber vom Ausland her voll zugänglich. So war wenigstens meine Erfahrung mit Österreich und Deutschland.

    Österreich war noch gnädlich, aber dann kam die Süddeutsche Landeslotterie. Und? Wie kamen die an meine schwarze Telefonnummer? Abgesehen, von denen werde ich immer noch belästigt.
    Letztes Gespräch: Ja guten Tag Frau …, hier spricht die Süddeutsche Landeslotterie. Kein Interesse, streichen sie mich bitte aus ihrer Adressdatei. Ja aber hören sie mir doch bitte mal zu. Nein, ich höre ihnen nicht zu, ich verlange lediglich, dass sie mich aus ihrer Adressdatei steichen und mich inskünftig nicht mehr telefonisch belästigen.
    Und nun kommts Titus, seine Antwort war: Sie alte Schachtel, so hören sie mir mal zu. Ihr Schweizer seid so etwas von blöd, ihr seid ja nicht mal fähig zuzuhören.

    Nach dieser Aussage hab ich ihm zwar das Telefon abgehängt, aber ich verstehe ihn dennoch. Der Stress unter denen diese Leute stehen, denen ihr Erwerb von Abschlüssen abhängt.
    Und dennoch, werden wir dereinst, wenn wir (Gott behüte) in der EU sind, werden wir dann auch solch miserable, demütigenen Jobs annehmen müssen?

  19. habe in Erfahrung gebracht, dass Orange die Firma M.I.S. Trend SA mit einer Umfrage beauftragt hat bezüglich Zufriedenheit bei Handybenutzern verschiedener Provider. Um an Nummern der Konkurrenten von Orange zu gelangen, wurde ein internationales Marktforschungsinstitut mit Sitz in England beauftragt. Dieses soll die Nummern unter der Vorwahl 079, 077 … per Zufallsgenerator ermittelt haben. Die Nummern sollen bei M.I.S. unmittelbar nach erfolgtem (oder misserfolgtem) Telefonat gelöscht worden sein.

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